"Loriot saß damals legendär auf dem roten Biedermeier-Sofa, mal rechts, mal links, mal in der Mitte, mehr war nicht."
So einfach war das Setting der neuen Sendereihe "Cartoon" im Sonntagabendprogramm der ARD, die am 5. Februar 1967 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, erinnert sich die Kuratorin des Berliner Museums für Film und Fernsehen, Gerlinde Waz.
"Und Loriot war so ein feiner Herr, dass sogar seine Socken farblich abgestimmt auf das Sofa waren, das man aber in den ersten Sendungen gar nicht sah, weil es war ja noch schwarzweiß."
Dieses Stilmöbel, das zum Markenzeichen Loriots wurde und mit der Einführung des Farbfernsehens 1968 samtig-rot leuchtete, hatte man zufällig in der Requisite des Süddeutschen Rundfunks gefunden, so der langjährige Cartoon-Regisseur Timothy Moores:
"Das verkörperte einfach Biedermeierlichkeit oder Biederkeit. Und das war so ein bisschen das, was man anprangern wollte."
Loriot stellte in dieser Sendung internationale Cartoonisten, Zeichentrickfilme und eigene Karikaturen vor. Bis dahin hatte er als Werbegrafiker gearbeitet und sich als Zeichner von Cartoons im "Stern" einen Namen gemacht. Fürs Fernsehen begann er nun, eigene Zeichentrick-Sketche zu produzieren. Die waren geprägt von virtuosem Sprachwitz, ohne jemals bösartig zu sein.
"In der ersten Sendung wurde sein erster Cartoon gesendet: 'Humor und die Wirtschaftskrise'. Und da lässt sich Loriot darüber aus, wie schwer es ist mit dem Humor in Deutschland."
"Trägt hieran allein der Bandeskunz, Entschuldigung, der Bundeskanzler Schuld? Nichts gegen ein gelegentliches Lächeln im engsten Kreise, aber wenn in einem führenden Unternehmen der Stuttgarter Damenoberbekleidung allein im Monat Januar nachweislich 286 Witze, von denen man nicht einmal weiß, ob und inwieweit, falls der Aufsichtsrat, der seinerseits ja zwischenzeitlich der Gewerkschaft, hätten müssen sollen, äh, könnten wissen müssen. Guten Abend."
Unverwechselbares Markenzeichen
Dieser unglücksselige Fernsehkommentator hatte, wie sämtliche Figuren Loriots, ein unverwechselbares Markenzeichen: eine stattliche Knollennase. Ganz gleich, ob Loriot große Geister wie Goethe, Schiller und Wagner zeichnete, oder ganz durchschnittliche Ehepaare und Beamte, Opernchöre oder Rennbahnbesucher - allen verpasste er dieses charakteristische Aussehen. Auch den Herren Müller-Lüdenscheid und Dr. Klöbner, die sich widerwillig eine Badewanne teilen und damit zum Fernsehklassiker wurden.
"Die Ente bleibt draußen."
"Herr Müller Lüdenscheid ... "
"Die Ente bleibt draußen."
"Ich bade immer mit dieser Ente!"
"Nicht mit mir. Wenn Sie die Ente hereinlassen, lasse ich das Wasser heraus."
"Herr Müller Lüdenscheid ... "
"Die Ente bleibt draußen."
"Ich bade immer mit dieser Ente!"
"Nicht mit mir. Wenn Sie die Ente hereinlassen, lasse ich das Wasser heraus."
"Und was natürlich sehr berühmt ist, das gehört heute zu unserem kulturellen Gedächtnis, das sind die Parodien über die Ehe. Dieser Spruch 'Männer und Frauen passen nicht zueinander' oder 'Der Fernseher ist kaputt', da gibt es 'Das Frühstücksei' - das sind großartige Geschichten, die auch heute noch funktionieren."
"Berta."
"Ja?"
"Das Ei ist hart. - Das Ei ist hart."
"Ich habe es gehört."
"Wie lange hat das Ei denn gekocht?"
"Zu viele Eier sind gar nicht gesund."
"Ja?"
"Das Ei ist hart. - Das Ei ist hart."
"Ich habe es gehört."
"Wie lange hat das Ei denn gekocht?"
"Zu viele Eier sind gar nicht gesund."
Erfolgreicher Parodist
Vom Erfolg der Sendung und von seinem Regisseur ermutigt, versuchte sich Loriot schließlich auch als Schauspieler. Erfolgreich parodierte er beliebte Fernsehsendungen wie Werner Höfers "Internationalen Frühschoppen", die Quizsendung "Wünsch Dir was" mit Dietmar Schönherr und Vivi Bach oder "Ein Platz für Tiere", in der er als Tierforscher Bernhard Grzimek die sich von Bauwerken ernährende Steinlaus vorstellte.
"Er hat Grzimek so gut parodiert, dass Grzimek, als er den Fernseher angemacht hat, sehr irritiert war und dachte, ich kann mich gar nicht an die Sendung erinnern, er dachte, er wär das selber."
Nach fünf Jahren endete "Cartoon". Loriot wechselte zu Radio Bremen und moderierte fortan auf einem grünen Sofa, zusammen mit Evelyn Hamann. Beide Sofas waren in mehreren Loriot-Ausstellungen zu sehen, und vor dem Bremer Funkhaus erinnert eine Couch aus Bronze an den Künstler, der 2011 mit 87 Jahren starb.
Im Berliner Museum für Film und Fernsehen können sich Fans heute sämtliche 21 Folgen der Serie anschauen, mit der Loriots Fernsehkarriere begann.