"Die Möglichkeit eines Lebens nach dem Tode wird in Phoenix Arizona erkundet – von der Kryonischen Gesellschaft. Sie glauben, Kryo-Biologie ist die Antwort, also das Einfrieren von biologischem Material."
"Als der klinische Tod eintrat, war Dr. Able anwesend. Er begann sofort mit der künstlichen Beatmung und mit einer Herzdruckmassage. Das Gehirn sollte so am Leben erhalten werden, während der Patient mit Eis gekühlt wurde."
James Bedford, Jahrgang 1893, war Professor für Psychologie an der Universität von Kalifornien. Er schrieb einige Bücher zum Thema Berufsorientierung. Seine erste Frau starb im Jahr der Heirat. Mit seiner zweiten Frau hatte er fünf Kinder.
"Später spülte das Team den Körper mit einer schützenden Flüssigkeit. Sie enthielt DMSO: das Frostschutzmittel Dimethylsulfoxyd."
James Bedford erkrankte an Nierenkrebs. Damals ein Todesurteil. Bedford setzte sich mit der kurz zuvor gegründeten Kryonischen Gesellschaft in Verbindung. Er starb am 12. Januar 1967 – und wurde deren erster "Patient". In der Pressemitteilung der Gesellschaft vom Januar 1967 heißt es:
"Der Patient liegt jetzt tiefgefroren auf Trockeneis bei minus 79 Grad Celsius. Bald wird er in flüssigem Stickstoff eingelagert werden - bei minus 196 Grad Celsius."
Heute liegt – genau gesagt: hängt - der tiefgefrorene Leichnam von James Bedford kopfüber in einem Edelstahltank der Alcor Life Extension Foundation, der Stiftung für Lebensverlängerung in Phoenix, der Nachfolgeorganisation der Kryonischen Gesellschaft. Bei Alcor warten zur Zeit 104 männliche und 39 weibliche Patienten auf das Leben nach dem Tod. Die Stiftung zählt etwas über 1.100 Mitglieder, die nach ihrem Ableben sich oder ihren Kopf einfrieren lassen wollen.
Das Blut wird ersetzt
Ein mobiles Einsatzteam übernimmt die Behandlung am Todesort. 17 Medikamente und Nährstofflösungen kommen zum Einsatz. Außerdem Konservierungsmittel. Der Patient wird auf 2 bis 3 Grad Celsius gekühlt und dann zu Alcor überführt. Dort – nach einem genauen Behandlungsprotokoll – wird das Blut ersetzt.
"Wir spülen den Körper mit Frostschutzmitteln. Sie schützen die Organe vor Eisschäden."
Der Körper wird stufenweise weiter abgekühlt. Dann kommt er in eine Art Kunststoffschlafsack. Im "Pflege-Bereich" von Alcor wird der Leichnam dann in einen Edelstahltank mit Flüssigstickstoff gehängt.
Vier "Patienten" teilen sich einen Tank. Die Idee der Kryonik ist von Robert Ettinger Anfang der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts populär gemacht worden.
"Die meisten von uns Lebenden haben die Chance auf persönliche, physikalische Unsterblichkeit."
So beginnt sein Buch "The Prospect of Immortality", die "Aussicht auf Unsterblichkeit". Mit seiner These, der medizinische Fortschritt werde es eines Tages erlauben, kältekonservierte Tote wiederzubeleben, alle Krankheiten zu heilen und Frostschäden zu beheben, erntete Ettinger bei Medizinern Skepsis. Auch bei Soziologen. Menschen, die weit nach ihrem Tod wiederbelebt würden, wären mit einer neuen, völlig unbekannten Gegenwart konfrontiert. Sie müssten lernen, mit ihr umzugehen.
"Lernen setzt ja immer ein Gedächtnis voraus. Dass man zunächst einmal fast alles schon kennt und etwas hinzulernen muss."
So der Soziologe Niklas Luhmann in einem Interview 1995.
"Wenn dann jetzt 100 Jahre dazwischen liegen, bei der sehr schnellen Veränderung der modernen Gesellschaft, ist, glaube ich, die Frage der Lernfähigkeit eine der Schlüsselfragen für ein solches Problem."
Anhänger der Kryonik wie Thorsten Nahm kennen die Einwände.
"Wenn ich mich einfach beerdigen lasse oder verbrennen lasse, dann ist die Wahrscheinlichkeit, die Zukunft zu erleben, null. Und mit Kryonik habe ich auf jeden Fall eine positive Chance. Wie groß die ist, weiß ich nicht. Das ist ein Experiment. Aber eins, das ich auf jeden Fall ausprobieren will."
James Bedford wagte als Erster das Experiment. Von den zehn frühesten Kryonik-"Patienten" ist er der einzige, dessen Leiche auch nach 50 Jahren noch intakt ist. Neun tauten vor ihrem erhofften Leben nach dem Tod auf.