Unter dieser Überschrift legte US-Finanzminister Henry Morgenthau Präsident Franklin. D. Roosevelt am 2. September 1944 ein Papier vor, das bis heute im Ruch steht, es habe Deutschland zerstören, zerstückeln und in einen Agrarstaat umwandeln wollen.
Was Morgenthau damals tatsächlich beabsichtigte und in welchem historischem Kontext der niemals verwirklichte "Morgenthau Plan" gesehen werden muss, ist nur langsam und spät an die Öffentlichkeit gedrungen - doch Dank der Einsicht in wichtige Archive ist der Lust an der Morgenthau-Legende ein Dämpfer verpasst worden. So schreibt der Politologe Bernd Greiner:
Morgenthau war ein Politiker, der von den Katastrophen unseres Jahrhunderts umgetrieben wurde. Früher als andere hatte er begriffen, dass Straffreiheit für die Täter zu einer Wiederholung von Grausamkeiten herausforderte.
Henry Morgenthau jr. gehörte der Regierung Roosevelt von November 1934 bis Juli 1945 als Finanzminister an. Er war ein enger Vertrauter des Präsidenten und der zweite Jude mit Kabinettsrang in der amerikanischen Geschichte. Angesichts des in Washington verbreiteten Antisemitismus hatte Morgenthau sich für jüdische Belange anfangs nicht weiter engagiert. Doch 1943, nach einem Gespräch mit Rabbi Stephen Wise, habe sich Morgenthaus Haltung verändert, sagt der Historiker Michael Beschloss:
Sie haben ja keine Ahnung, was in Deutschland vorgeht”, sagte Wise zu Morgenthau. ”Menschen werden vergast und aus Juden machen sie Lampenschirme. ”Morgenthau wurde fast ohnmächtig. Aber dieser Moment hat ihn auch radikalisiert. Er ging zu Roosevelt und beschwor ihn, mehr zu unternehmen, um den Holocaust zu stoppen und mehr für jüdische Flüchtlinge zu tun.
Morgenthau drängte Roosevelt auch aus anderen Gründen zum Handeln. Ihm war ein Handbuch des Kriegsministeriums zugespielt worden, das die Behandlung Deutschlands nach der Niederlage zusammenfasste. Von Kriegsverbrechen und deren Bestrafung, von deutscher Rüstungsindustrie und Entnazifizierung war da keine Rede. Nach einem Verbot von NSDAP, SS und SA sollte mit Deutschland offensichtlich ‘business as usual’ betrieben werden.
Außerdem hatte Morgenthau erfahren, wie zögerlich in der ‘United Nations War Crimes Comission’ über eine Bestrafung der NS-Täter diskutiert wurde.
Bernd Greiner:
Die dort versammelten Juristen hielten in ihrer Mehrheit den Mord an den Juden für eine "innere Angelegenheit" der Deutschen. Als General Omar Bradley schließlich im August 1944 von einem Ende des Krieges binnen acht Wochen sprach, glaubte sich Morgenthau von der Entwicklung überrollt und zog die politische Notbremse.
In aller Eile ließ er einen radikalen 14-Punkte-Plan ausarbeiten. Ein Papier, mit dem er eine längst fällige Diskussion zwischen den Alliierten provozieren wollte: Nach umfangreichen Gebietsabtretungen sollten zwei deutsche Staaten, ein Nord- und ein Südstaat übrig bleiben. Die Wirtschaftsregionen an Rhein und Ruhr und die Nordseeküste sollten internationalisiert werden. Morgenthau schlug Demilitarisierung, Destabilisierung und Demontage vor, damit Deutschland keine Möglichkeit mehr zu aggressiver Politik haben würde.
"Wenn der Krieg vorbei ist,” schlug Morgenthau vor, "sollten wir die deutschen Fabriken zerstören, die Bergwerke unter Wasser setzen und die Infrastruktur nahezu zerstören. Lass die Deutschen in ihrem eigenen Saft schmoren. Vielleicht sollten sie auch eine Weile hungern. Nur so wird dieses Volk begreifen, dass es den Krieg verloren hat und für einen Neuanfang unsere Hilfe braucht.”
Morgenthau schien Erfolg zu haben. Die Staatschefs Churchill und Roosevelt billigten am 15. September 1944 im kanadischen Quebec eine abgemilderte Version des Plans. Doch die Außenminister Englands und Amerikas protestierten aufs schärfste und US-Kriegsminister Stimson sprach von einem "Verbrechen gegen die Zivilisation”. Als der Plan durch gezielte Indiskretion publik wurde, war die Reaktion so negativ, dass der im Wahlkampf stehende Roosevelt ihn ohne weitere Diskussion ad acta legte. Im Kalten Krieg machte das Kräftemessen mit der Sowjetunion dann ein wirtschaftlich gestärktes Deutschland wichtig. Ein anderer, der Marshallplan bereitete den Boden für das deutsche Wirtschaftswunder.
Was Morgenthau damals tatsächlich beabsichtigte und in welchem historischem Kontext der niemals verwirklichte "Morgenthau Plan" gesehen werden muss, ist nur langsam und spät an die Öffentlichkeit gedrungen - doch Dank der Einsicht in wichtige Archive ist der Lust an der Morgenthau-Legende ein Dämpfer verpasst worden. So schreibt der Politologe Bernd Greiner:
Morgenthau war ein Politiker, der von den Katastrophen unseres Jahrhunderts umgetrieben wurde. Früher als andere hatte er begriffen, dass Straffreiheit für die Täter zu einer Wiederholung von Grausamkeiten herausforderte.
Henry Morgenthau jr. gehörte der Regierung Roosevelt von November 1934 bis Juli 1945 als Finanzminister an. Er war ein enger Vertrauter des Präsidenten und der zweite Jude mit Kabinettsrang in der amerikanischen Geschichte. Angesichts des in Washington verbreiteten Antisemitismus hatte Morgenthau sich für jüdische Belange anfangs nicht weiter engagiert. Doch 1943, nach einem Gespräch mit Rabbi Stephen Wise, habe sich Morgenthaus Haltung verändert, sagt der Historiker Michael Beschloss:
Sie haben ja keine Ahnung, was in Deutschland vorgeht”, sagte Wise zu Morgenthau. ”Menschen werden vergast und aus Juden machen sie Lampenschirme. ”Morgenthau wurde fast ohnmächtig. Aber dieser Moment hat ihn auch radikalisiert. Er ging zu Roosevelt und beschwor ihn, mehr zu unternehmen, um den Holocaust zu stoppen und mehr für jüdische Flüchtlinge zu tun.
Morgenthau drängte Roosevelt auch aus anderen Gründen zum Handeln. Ihm war ein Handbuch des Kriegsministeriums zugespielt worden, das die Behandlung Deutschlands nach der Niederlage zusammenfasste. Von Kriegsverbrechen und deren Bestrafung, von deutscher Rüstungsindustrie und Entnazifizierung war da keine Rede. Nach einem Verbot von NSDAP, SS und SA sollte mit Deutschland offensichtlich ‘business as usual’ betrieben werden.
Außerdem hatte Morgenthau erfahren, wie zögerlich in der ‘United Nations War Crimes Comission’ über eine Bestrafung der NS-Täter diskutiert wurde.
Bernd Greiner:
Die dort versammelten Juristen hielten in ihrer Mehrheit den Mord an den Juden für eine "innere Angelegenheit" der Deutschen. Als General Omar Bradley schließlich im August 1944 von einem Ende des Krieges binnen acht Wochen sprach, glaubte sich Morgenthau von der Entwicklung überrollt und zog die politische Notbremse.
In aller Eile ließ er einen radikalen 14-Punkte-Plan ausarbeiten. Ein Papier, mit dem er eine längst fällige Diskussion zwischen den Alliierten provozieren wollte: Nach umfangreichen Gebietsabtretungen sollten zwei deutsche Staaten, ein Nord- und ein Südstaat übrig bleiben. Die Wirtschaftsregionen an Rhein und Ruhr und die Nordseeküste sollten internationalisiert werden. Morgenthau schlug Demilitarisierung, Destabilisierung und Demontage vor, damit Deutschland keine Möglichkeit mehr zu aggressiver Politik haben würde.
"Wenn der Krieg vorbei ist,” schlug Morgenthau vor, "sollten wir die deutschen Fabriken zerstören, die Bergwerke unter Wasser setzen und die Infrastruktur nahezu zerstören. Lass die Deutschen in ihrem eigenen Saft schmoren. Vielleicht sollten sie auch eine Weile hungern. Nur so wird dieses Volk begreifen, dass es den Krieg verloren hat und für einen Neuanfang unsere Hilfe braucht.”
Morgenthau schien Erfolg zu haben. Die Staatschefs Churchill und Roosevelt billigten am 15. September 1944 im kanadischen Quebec eine abgemilderte Version des Plans. Doch die Außenminister Englands und Amerikas protestierten aufs schärfste und US-Kriegsminister Stimson sprach von einem "Verbrechen gegen die Zivilisation”. Als der Plan durch gezielte Indiskretion publik wurde, war die Reaktion so negativ, dass der im Wahlkampf stehende Roosevelt ihn ohne weitere Diskussion ad acta legte. Im Kalten Krieg machte das Kräftemessen mit der Sowjetunion dann ein wirtschaftlich gestärktes Deutschland wichtig. Ein anderer, der Marshallplan bereitete den Boden für das deutsche Wirtschaftswunder.