"Afghanistan: no, Argentina, abstention, Australia, yes, …"
Samstag, der 29. November 1947 in New York: Die Generalversammlung der Vereinten Nationen stimmt über Resolution 181 ab: die künftige Regierung Palästinas. Das britische Mandat, heißt es zu Beginn der Erklärung, solle spätestens am 1. August 1948 enden. Dann folgt der entscheidende Satz, der die Resolution als UN-Teilungsplan in die Geschichtsbücher eingehen ließ:
"Zwei Monate nach Abschluss des Abzugs der Streitkräfte der Mandatsmacht, in jedem Fall spätestens am 1. Oktober 1948, entstehen in Palästina ein unabhängiger arabischer Staat und ein unabhängiger jüdischer Staat sowie das in Teil III dieses Plans vorgesehene internationale Sonderregime für die Stadt Jerusalem."
Der Resolutionstext ging auf Empfehlungen eines Sonderausschusses zurück, der im Sommer 1947 Palästina besucht und mit Vertretern der Konfliktparteien gesprochen hatte. Die Mehrheit der Ausschussmitglieder hielt einen gemeinsamen jüdisch-arabischen Staat nach der Reise nicht mehr für möglich, so der Historiker Arnd Bauerkämper.
"Eine Konföderation wurde als unrealistisch betrachtet, weil schon während der britischen Mandatszeit in diesem Raum diese Konflikte vorangegangen waren. Man befürchtete eigentlich, dass ähnliche Konflikte, wie sie in den 30er Jahren eskaliert waren, in einer Konföderation zwischen Arabern und Juden ähnlich wieder eskalieren würden, so dass dann auch die UNO würde intervenieren müssen, die Weltgemeinschaft, damit auch die Großmächte. Die Großmächte wollten aber im Grunde das Problem auch loswerden."
Vorstellungen waren nicht miteinander vereinbar
Vor allem Großbritannien. Die Briten hatten 1922 vom Völkerbund das Mandat für Palästina erhalten und sahen sich zunehmend mit den Konsequenzen ihrer eigenen Politik konfrontiert. Um Verbündete zu gewinnen, hatten sie im Ersten Weltkrieg sowohl den Arabern als auch den jüdischen Einwanderern, den Zionisten, die Erfüllung ihrer nationalen Ambitionen in Palästina versprochen. Doch die waren nicht miteinander vereinbar: die Zionisten wollten einen jüdischen Staat, in dem Araber zwar geduldet, aber keinesfalls in der Mehrheit waren, die Araber wiederum beharrten darauf, dass ganz Palästina seit Generationen ein mehrheitlich arabisch besiedeltes Land sei. Radikale Gruppen auf beiden Seiten zögerten nicht, Gewalt zur Durchsetzung ihrer Ziele anzuwenden. Und so kam es schließlich zu jener Abstimmung, an die sich der aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Palästina geflohene Ehud Sander vor zehn Jahren erinnerte:
"Wir hatten ein einziges Radio, und da haben wir gesessen abends, die ganzen Chaverim, die ganzen Freunde, vom Kibbuz, die waren dabei und haben zugehört, und wir waren natürlich wahnsinnig gespannt, wie das rauskommt. Und als dann das Ergebnis raus war, da hab ich geweint, ich hab richtiggehend geweint."
"Yugoslavia, abstain …"
Der UN-Teilungsplan wurde mit 33 zu 13 Stimmen bei zehn Enthaltungen angenommen.
"The Resolution of the committee for Palestine was adopted by 33 votes, 13 against, 10 abstentions."
Der Siedlungsbau ist Hindernis für Zwei-Staaten-Lösung
Während die westlichen Staaten und die Juden in Palästina die Teilung begrüßten, stimmten die arabischen Staaten geschlossen dagegen. Den Grund dafür hatte der Präsident der Arabischen Liga, Muhammad Fadhel al-Jamali, vor der Abstimmung noch einmal deutlich gemacht.
"Die arabischen Staaten können diesen Bruch in ihrer Einheit und diese Bedrohung ihrer politischen und wirtschaftlichen Eigenständigkeit nicht dulden. Sie haben ein entscheidendes Mitspracherecht in allen Angelegenheiten, die ihre regionalen Interessen berühren. Deswegen widersetzen sie sich der Schaffung eines jüdischen Staates in Palästina, heute oder zu jedem anderen Zeitpunkt in der Zukunft."
Diese Haltung ist bis heute in der arabischen Welt weit verbreitet und führt immer wieder zu Gewalt gegen Israel. Direkt nach der Ausrufung des Staates im Mai 1948 wurde er von seinen arabischen Nachbarn angegriffen, doch am Ende des Krieges war der jüdische Staat größer als im Teilungsplan vorgesehen. Durch den Sechs-Tage-Krieg 1967 wuchs das Land noch einmal. Im seitdem besetzten Westjordanland hat Israel systematisch Siedlungen errichtet: Inzwischen leben dort neben 2,8 Millionen Palästinensern rund 400.000 jüdische Siedler. Für den im UN-Teilungsplan vorgesehenen arabischen Staat - bis heute die Grundlage der Zwei-Staaten-Lösung in Palästina - gibt es deswegen kaum noch eine Chance.