Zu Beginn des Jahres 1943 musste die deutsche Wehrmacht in ihrem Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion eine schwere Niederlage hinnehmen. Am 2. Februar kapitulierten die Reste der 6. Armee in Stalingrad. Die Nachricht löste in der deutschen Bevölkerung einen Schock aus.
"Allgemein ist die Überzeugung vorhanden, dass Stalingrad einen Wendepunkt des Krieges bedeute", berichtete der Sicherheitsdienst der SS. Nur unter großer Anstrengung gelang es Generalfeldmarschall Erich von Manstein, den Südabschnitt der Ostfront noch einmal zu stabilisieren. Ein Übergang zur strategischen Defensive schien das Gebot der Stunde zu sein. Doch Hitler dachte gar nicht daran. Er wollte das Gesetz des Handelns wieder an sich reißen. Als Ziel einer neuen Offensive bot sich der feindliche Frontvorsprung bei Kursk an, der ungefähr 200 Kilometer breit war und 120 Kilometer in die deutschen Linie hineinragte. Hier, an der Nahtstelle zwischen der Heeresgruppe Süd und Heeresgruppe Mitte, sollten in einem Zangenangriff die im Frontbogen versammelten sowjetischen Armeen eingekesselt und vernichtet werden. Im Operationsbefehl Nr.6 vom 15. April 1943 legte sich der deutsche Diktator definitiv auf das nun "Zitadelle" genannte Unternehmen fest:
"Jeder Führer, jeder Mann muss von der entscheidenden Bedeutung dieses Angriffs durchdrungen sein. Der Sieg von Kursk muss für die Welt wie ein Fanal wirken."
Überraschungsmoment fehlte
Ursprünglich sollte der Angriff Anfang Mai stattfinden, doch wurde er immer wieder verschoben, weil noch nicht genügend Panzer des neuen Typs "Tiger" und "Panther" bereitstanden. Mit ihnen hoffte die deutsche Heeresführung, ein Übergewicht über die russischen T 4-Panzer zu erlangen. Schließlich setzte Hitler den Angriffstermin auf den 5. Juli fest. Gegenüber Propagandaminister Goebbels gab er sich zuversichtlich:
"Die (kommenden) Schläge sollen sehr wohl präpariert sein und wie ein Blitz aus heiterem Himmel fahren (...) Nie waren wir seit 1941 im Osten so stark wie augenblicklich."
Doch Stalin und sein Generalstab waren über die deutschen Absichten frühzeitig im Bilde und hatten ihre Gegenmaßnahmen sorgfältig geplant. Im Kursker Frontbogen ließen sie ein tief gestaffeltes Verteidigungssystem mit Panzersperren, Minenfeldern und Schützengräben anlegen. Nicht nur der Ort, sondern auch der Zeitpunkt der deutschen Offensive blieb der sowjetischen Führung nicht verborgen. So fehlte die für ein Gelingen des Unternehmens "Zitadelle" entscheidende Voraussetzung – das Überraschungsmoment. Bevor die deutschen Truppen am Morgen des 5. Juli zum Angriff antraten, waren sie bereits einem massiven Artilleriebeschuss ausgesetzt. Dennoch schien die größte Panzerschlacht des Zweiten Weltkriegs einen für die Angreifer zunächst günstigen Verlauf zu nehmen.
Es war ein Misserfolg
In den ersten Tagen kämpften sich die Stoßkeile der deutschen Panzerarmeen bis zu 25 Kilometer durch die Stellungen des Gegners. Den Höhepunkt der Schlacht markierte der 12. Juli, als es starken sowjetischen Panzerverbänden unter enorm hohen Verlusten gelang, den deutschen Vormarsch bei Prochorowka aufzuhalten. Der Bericht einer deutschen Propagandakompanie vom selben Tag vermittelt einen Eindruck von der Härte der Kämpfe: "Stündlich wachsen die heutigen Ausmaße dieser Schlacht, die Stärke des Materials von beiden Seiten, die Zahl der eingesetzten und neu herangeführten Kampfverbände. Stündlich wächst aus dieser Zusammenballung von Mensch und Material die Heftigkeit der Schlacht."
Bereits einen Tag später, am 13. Juli, entschloss sich Hitler, das Unternehmen "Zitadelle" abzubrechen. Ausschlaggebend für seine Entscheidung war, dass die Rote Armee bei Orjol eine Gegenoffensive gegen die Heeresgruppe Mitte begonnen hatte, die eine kritische Lage heraufbeschwor. So endete die letzte deutsche Offensive an der Ostfront mit einem Misserfolg. Wieder einmal hatten Hitler und seine Generalität die Kampfkraft und das Rüstungspotenzial der sowjetischen Seite unterschätzt. Und zum ersten Mal hatte ein im Sommer begonnener Angriff schon nach wenigen Tagen eingestellt werden müssen. Die Initiative ging nun endgültig auf die Rote Armee über. Zug um Zug sollte sie in den folgenden Monaten die von der Wehrmacht eroberten und verwüsteten Gebiete befreien. Nach der Kursker Schlacht schrieb ein russischer Panzersoldat:
"Hunderte von Flugzeugen, Tausende feindlicher Panzer, darunter auch Tiger und Panther, fanden ihr Grab auf den Schlachtfeldern, und Zehntausende von Fritzen haben die ukrainische Erde gedüngt. Die Deutschen befinden sich auf dem Rückzug, und jetzt kommt die große Abrechnung."