Der 32. Präsident der Vereinigten Staaten, Franklin Delano Roosevelt, konnte bereits 1940, am Ende seiner zweiten Amtszeit, als einer der großen Präsidenten in der Geschichte seines Landes gelten: Seit seinem Amtsantritt im Jahr 1933 hatte er das Land unter der Parole des "New Deal" aus einer tiefen Finanzkrise geführt. Umfassende Sozialreformen und staatliche Infrastrukturprojekte hatten die Lage der Arbeiterschaft verbessert und die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Aufschwung geschaffen.
Doch die bedrohliche Lage in Europa, wo nur noch Großbritannien Hitlers Expansionsdrang Widerstand entgegensetzte, bewog Roosevelt dazu, eine dritte Amtszeit anzustreben. Das war ein heikles Vorhaben. Seit George Washington 1796 in seiner berühmten Abschiedsadresse an das amerikanische Volk darauf verzichtet hatte, ein drittes Mal für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu kandidieren, galt diese Selbstbeschränkung als eine Art ungeschriebener Verfassungszusatz.
Daher startete Roosevelts dritte Wahlkampagne mit einem bizarren Schauspiel: Dem Nominierungsparteitag der Demokratischen Partei, der im Juli 1940 in Chicago abgehalten wurde, blieb er fern und ließ dort erklären:
"Der Präsident hatte niemals den Wunsch oder die Absicht, erneut für dieses Amt zu kandidieren oder vom Parteitag nominiert zu werden. Ernsthaft und aufrichtig möchte er klarstellen, dass es den Delegierten des Parteitags völlig freisteht, für jeden anderen Kandidaten zu stimmen."
Inszenierte Massenhysterie
Daraufhin kam es zu einer von den Organisatoren inszenierten Massenhysterie: Fast eine Stunde lang forderten die Delegierten in Sprechchören eine Kandidatur Roosevelts, der anschließend in Abwesenheit mit 86% der Stimmen zum Kandidaten der Demokratischen Partei gewählt wurde.
Der Kandidat der Republikaner, Wendell Willkie, verspottete Roosevelt als den "Herrn Kandidaten für eine dritte Amtszeit" und warf ihm Selbstüberschätzung und Realitätsverweigerung vor:
"Über 9 Millionen Mitbürger haben keine Arbeit, wir haben kaum militärische Ausrüstung, die Luftwaffe verfügt gerade einmal über ein paar hundert moderne Flugzeuge. Das ist die Bilanz der Regierung."
Willkie, ein gemäßigter Republikaner und Geschäftsmann, brachte Roosevelt durchaus in Bedrängnis. So sah sich der Präsident unter dem Eindruck sinkender Zustimmungswerte zu dem Versprechen gezwungen, das Land aus dem Krieg in Europa herauszuhalten:
"Ich wiederhole erneut, dass für mich unser Wahlprogramm bindend ist: Wir werden uns nicht an fremden Kriegen beteiligen, und wir werden unsere Armee, Marine oder Luftwaffe nicht in Kriege außerhalb Amerikas schicken, es sei denn im Verteidigungsfall."
Isolationistische Grundstimmung
Die Wahl am 5. November 1940 gewann Roosevelt mit 54,7 Prozent zwar klar, aber es war sein bislang schlechtestes Ergebnis. Seine dritte Amtszeit stand im Zeichen der internationalen Bedrohung der USA durch die faschistischen Mächte, die Roosevelt früh erkannt hatte. Nun musste er einen mühsamen Kampf gegen die isolationistische Grundstimmung im Land führen. In seiner Inaugurationsrede am 20. Januar 1941 stimmte er die Amerikaner auf die historische Dimension der Herausforderung ein:
"Bei Washingtons Amtsantritt stand das Volk vor der Aufgabe, eine Nation zu gründen und zusammenzuschweißen. Bei Lincolns Amtseinführung war es seine Aufgabe, die Nation vor der Beschädigung von innen zu bewahren. Heute geht es für unser Volk um die Rettung der Nation und ihrer Institutionen vor der Gefährdung von außen!"
Der Überfall der Japaner auf die amerikanische Flotte in Pearl Harbour am 7. Dezember 1941 und die wenige Tage später erfolgte Kriegserklärung durch das Deutsche Reich machten Roosevelts Wahlversprechen, die USA aus dem Weltkrieg herauszuhalten, hinfällig. Der Kriegseintritt der USA löste einen Wirtschaftsboom aus und endete mit der Befreiung Europas und Asiens vom Faschismus.
In der dritten Amtszeit Roosevelts wurden die USA zur führenden Weltmacht, er selbst endgültig zum bedeutendsten US-Präsidenten im 20. Jahrhundert.