"Ist die Niederlage endgültig? Nein! Denn Frankreich steht nicht allein. Es kann sich mit dem Britischen Empire, das den Kampf fortsetzt, verbünden. Es kann wie England die Wirtschaftskraft der Vereinigten Staaten nutzen. Was auch immer passiert, die Flamme des französischen Widerstandes wird nicht erlöschen."
Von General de Gaulles Aufruf zum Widerstand gegen Nazi-Deutschland, von der BBC am 18. Juni 1940 aus seinem Londoner Exil ausgestrahlt, aber im Originalton nicht überliefert, bis zur Befreiung Frankreichs von deutscher Besatzung war es ein weiter Weg. Ein bedeutendes Etappenziel auf diesem Weg markiert der 27. Mai 1943.
Treffen, um Nationalen Widerstandsrat zu konstituieren
An diesem Tag versammelten sich in der Rue du Four 48, im sechsten Pariser Arrondissement, erstmals Vertreter der wichtigsten in Frankreich operierenden acht Widerstandsgruppen, mit Repräsentanten von sechs verbotenen Parteien von ganz links bis rechts und zwei Gewerkschaften zu einem Geheimtreffen, um den Nationalen Widerstandsrat zu konstituieren.
Als Untergrundparlament, in dem jede der vertretenen Gruppen und Parteien Sitz und Stimme hat, sollte der "Widerstandsrat" ein verbindliches politisches Programm und eine gemeinsame Strategie entwickeln. Mehr noch: Er sollte von nun an das oberste Organ des innerfranzösischen Kampfes sowohl gegen die deutschen Okkupanten als auch das mit ihnen kollaborierende Regime des Marschalls Pétain sein, das vom Badeort Vichy aus einen südfranzösischen Satellitenstaat von Hitlers Gnaden verwaltete.
Die neu geschaffene Einheitsfront des Widerstands war das Werk Jean Moulins. Mit Geduld und Zähigkeit hatte dieser Beauftragte de Gaulles Kontakte zwischen den ideologisch und persönlich rivalisierenden Résistance-Fraktionen geknüpft und sie dazu gebracht, sich dem General zu unterstellen. Er handelte dabei getreu der Botschaft, die de Gaulle dem "Widerstandsrat" am 10. Mai 1943 von London aus mit auf den Weg gegeben hatte:
"Unerlässlich ist, dass die Résistance auf nationalem Boden ein zusammenhängendes, organisiertes und konzentriertes Ganzes bildet. Im 'Widerstandsrat' wird dieses Ganze realisiert. Er ist fester Bestandteil des 'Kämpfenden Frankreichs' und verkörpert dadurch die Gesamtheit aller Kräfte, die im Inland gegen den Feind und seine Kollaborateure engagiert sind. Im Augenblick der Befreiung soll er als eine erste Vertretung der Wünsche all jener hervortreten, die im Landesinnern am Kampf beteiligt waren."
Entscheidende Rolle bei der Befreiung von Paris
Ein ernstzunehmender Gegner wurde der innerfranzösische Widerstand für die deutschen Besatzer freilich erst nach der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944. Eine entscheidende Rolle spielte er danach bei der Befreiung von Paris. Hier Auszüge aus einer Reportage vom 24. August 1944. Direkt aus dem Kampfgeschehen im Pariser Osten berichtet für das "Radio der Französischen Nation" Pierre Crénesse, im Hintergrund Schüsse:
"Unter erheblichen Schwierigkeiten sind wir mit unserem Aufnahmewagen in die Viertel gefahren, in denen spontan Barrikaden errichtet worden sind, noch bevor dort der ‚Nationale Widerstandsrat‘ und der Generalstab der ‚Französischen Streitkräfte des Inneren‘ ihre Befehle gaben. Wir sind in die Viertel nahe der Place de la République gegangen, wo auch die Deutschen Barrikaden errichtet haben, von denen sie auf französische Patrioten schießen. Wir sind in einer ganz kleinen Straße, die in einen großen Boulevard mündet. Vor uns eine Sandsackbarrikade, um uns herum bewaffnete Mitglieder der ‚Französischen Streitkräfte des Inneren‘, die soeben ein Fenster geortet haben, von dem irgendjemand auf sie schießt."
Erst einen Tag später, am 25. August 1944, hatte die Résistance die Deutschen aus Paris vertrieben, und General de Gaulle konnte als Sieger in die Hauptstadt einziehen.