Marschall Pietro Badoglio hatte eine heikle Mission übernommen. Am 26. Juli 1943 war der 71-jährige Berufsoffizier vom italienischen König zum Nachfolger des tags zuvor entlassenen faschistischen Ministerpräsidenten Benito Mussolini ernannt worden, der Italien in einen unpopulären Krieg an der Seite des Deutschen Reiches geführt hatte. Nach der Landung britischer und US-amerikanischer Invasionstruppen auf Sizilien erwartete das von Bombenangriffen und Hunger zermürbte italienische Volk von seinem neuen Regierungschef eine rasche Beendigung des Krieges, in dem bereits 300.000 italienische Soldaten gefallen waren.
Badoglio sah die Lage realistisch: "Der Vormarsch des Feindes konnte nicht aufgehalten werden. Die Invasion ist im Gange. Italien verfügt über keine Widerstandskraft mehr. Seine großen Städte wie Mailand und Palermo sind entweder zerstört oder vom Feinde besetzt. Man kann von einem Volk nicht verlangen, den Krieg weiterzuführen, wenn jede berechtigte Hoffnung auf eine erfolgreiche Verteidigung geschwunden ist."
Badoglio sah die Lage realistisch: "Der Vormarsch des Feindes konnte nicht aufgehalten werden. Die Invasion ist im Gange. Italien verfügt über keine Widerstandskraft mehr. Seine großen Städte wie Mailand und Palermo sind entweder zerstört oder vom Feinde besetzt. Man kann von einem Volk nicht verlangen, den Krieg weiterzuführen, wenn jede berechtigte Hoffnung auf eine erfolgreiche Verteidigung geschwunden ist."
Geheime Waffenstillstandsverhandlungen
Doch der deutsche Bündnispartner stellte sich taub, Badoglio bekam nicht einmal einen Gesprächstermin bei Adolf Hitler. Stattdessen verlegte die Wehrmacht weitere Divisionen nach Italien. Insgeheim plante sie unter dem Deckwort "Unternehmen Alarich" längst die Entwaffnung der italienischen Armee und die Besetzung des Landes im Falle des Kriegsaustritts des Verbündeten. Badoglio sah keine andere Wahl als in geheime Waffenstillstandsverhandlungen mit den Alliierten einzutreten.
Am Abend des 8. September 1943 überraschte der alliierte Oberkommandierende General Eisenhower die Weltöffentlichkeit mit einer Rundfunkansprache:
Am Abend des 8. September 1943 überraschte der alliierte Oberkommandierende General Eisenhower die Weltöffentlichkeit mit einer Rundfunkansprache:
"Die italienische Regierung hat mit ihren Streitkräften bedingungslos kapituliert. Als Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte habe ich einen Waffenstillstand gewährt. Er ist von meinem Vertreter und von einem Repräsentanten Marschall Badoglios unterzeichnet worden und tritt sofort in Kraft."
Besetzung Roms durch die Alliierten scheitert
Zugleich landeten alliierte Truppen in Süditalien. Der deutsche Botschafter im Vatikan, Ernst von Weizsäcker, wunderte sich über dieses Vorgehen:
"Jeder Mensch musste erwarten, dass die Regierung Badoglio sich mit den Engländern so geeinigt hätte, dass gleichzeitig mit der Verkündigung des wochenlang vorbereiteten Waffenstillstandes auch alliierte Truppen in Ostia oder Civitavecchia landen und einige Stunden später vor den Toren Roms stehen würden."
Die Besetzung Roms durch die Alliierten war tatsächlich verabredet gewesen, doch wegen der verstärkten deutschen Präsenz hatten die Amerikaner dieses Vorhaben schließlich aufgegeben. Die Bekanntgabe des Waffenstillstands durch Eisenhower brachte die Regierung in Rom daher in höchste Not. Hals über Kopf flohen der König und Badoglio nach Süditalien und überließen den Deutschen die Hauptstadt.
Deutschland ermordet italienische Soldaten
In der unübersichtlichen Lage ließen sich die italienischen Soldaten auf allen Kriegsschauplätzen von den Deutschen zumeist widerstandslos gefangen nehmen, zumal ihnen vorgelogen wurde, sie würden nach Hause entlassen. Gegenwehr wurde nach einer Anweisung des Oberkommandos der Wehrmacht brutal unterdrückt:
"Offiziere sind zu erschießen, Unteroffiziere und Mannschaften nach dem Osten zum Arbeitseinsatz zu bringen!"
Mindestens 11.000 gefangene Soldaten wurden von den Deutschen ermordet. Die Wehrmacht besetzte Nord- und Mittelitalien, beträchtliche Waffenbestände der italienischen Armee gerieten in deutsche Hände.
Italien bleibt bis 1945 Kriegsschauplatz
Adolf Hitler verbreitete im Rundfunk die Legende vom italienischen Verrat und versuchte, neue Zuversicht zu verbreiten:
"Der Ausfall Italiens bedeutet militärisch nur wenig. Denn der Kampf in diesem Lande wurde seit Monaten in erster Linie durch deutsche Kräfte gestützt und getragen. Wir werden diesen Kampf nunmehr frei von allen belastenden Hemmungen fortsetzen."
In Wahrheit wurden auf dem italienischen Kriegsschauplatz erhebliche Kräfte gebunden, die anderswo fehlten. Auch die Befreiung Mussolinis am 12. September 1943 durch deutsche Fallschirmjäger war ein nutzloser Propagandacoup, denn die daraufhin gegründete faschistische Republik von Saló war völlig von den deutschen Besatzern abhängig. Auf die rasch erstarkende Partisanenbewegung reagierten Wehrmacht und Waffen-SS mit grausamen Massakern an der Zivilbevölkerung. Etwa 600.000 internierte italienische Soldaten wurden völkerrechtswidrig zur Zwangsarbeit nach Deutschland verbracht. Für sie -wie für das italienische Volk insgesamt - endete der Krieg erst im Mai 1945.