László József Bíró, geboren am 29. September 1899 in Budapest, Ungarn, als Sohn eines jüdischen Zahnarztes, war ein Mann mit vielen Talenten:
"Ich war Medizinstudent, Rennwagenfahrer, Graphologe, Biologe und Versicherungsagent, aber auch Lastwagenfahrer, Maler, Journalist, Buchpublizist, Bildhauer und Erfinder."
Und Hypnotiseur, was ihm so viel Geld eingebracht hatte, dass er das Medizinstudium abbrach. Als er Redakteur einer Kulturzeitschrift war und sich über das Gekleckse der Füllfederhalter ärgerte, kam ihm die Idee für ein Schreibgerät, bei dem eine winzige rollende Kugel die Farbe eines Reservoirs aufnimmt und auf Papier überträgt. Dafür wollte er Zeitungsdruckfarbe verwenden, die schnell trocknete, aber die war zu zäh. Bírós Bruder entwickelte eine tauglichere. 1938 erhielt László Bíró ein erstes Patent auf seinen "Kugelschreiber". Doch dann begann die Judenverfolgung, auch in Ungarn.
Biró wanderte über Frankreich – wo er, vom Militär gedrängt, eine Brandbombe entwickelte – nach Argentinien aus, seine Familie sollte nachkommen. In Argentinien erhielt Bíró am 10. Juni 1943 ein weiteres Patent und einem Mittelsmann gelang es, die englische Royal Airforce zu interessieren, deren Piloten der häufigen Luftdruckwechsel wegen an der Kleckserei der Füller litten; die Airforce orderte 30.000 Kugelschreiber. 1956 schon wurden weltweit eine Milliarde Kugelschreiber hergestellt, davon 100 Millionen in Deutschland.
Streben nach Perfektion
Birós Erfolg hatte wesentlich mit seinem Streben nach Perfektion zu tun. Für ein fehlerfreies Schriftbild hatten die Kugeln in der Kugelschreiberspitze Toleranzen um ein Tausendstel Millimeter zu haben; als die Zulieferfirma damit Schwierigkeiten hatte, unterzog Biró die Kugeln einem Rolltest auf einer schiefen Ebene:
"Ich hatte eine große Metallplatte glatt wie ein Spiegel poliert und um vielleicht 15 Grad geneigt auf meinen Schreibtisch gestellt. Von einem Punkt der Oberkante aus ließ ein Spender eine Kugel nach der anderen los; an der Unterkante war eine Reihe von Schachteln. Die perfekten Kugeln fielen in die mittlere Schachtel, die anderen in die Seitenschachteln."
Zu den Höhepunkten der Kugelschreiberentwicklung zählte zweifellos der so genannte Space Pen, der seit 1968 bei NASA-Missionen mitfliegt. Dessen besonders zähe Schreibpaste wird von Stickstoff unter Druck gegen die Kugel gepresst, so dass er auch mit der himmelwärts gehaltenen Spitze schreibt.
Alle behaupteten Eigenschaften zusammengenommen sollte man mit einem Space Pen eine fettige Makrele im Meerwasser beschriften können, und das bei Schwerelosigkeit, auch bei sengender Hitze und klirrender Kälte. Mehr kann man von einem Schreibgerät nicht verlangen.
Populärstes Schreibgerät der Welt
László Bíró hatte der Kugelschreiber am Ende wenig eingebracht:
"Ich denke oft, dass ich mit etwas mehr Geschäftssinn mit meiner Erfindung ein Riesenvermögen hätte machen können, aber ich hege keinen Groll. (...) Der Kugelschreiber ist das populärste Schreibgerät der Welt geworden, er hat Bleistift und Füllfederhalter überholt, und dieser Gedanke lässt mich die verpassten Reichtümer vergessen."
Bíró hatte seine Kugelschreiber-Aktien als Bürgschaft für einen Kredit hergeben müssen, mit dem er seine Familie vor den Faschisten in Sicherheit bringen konnte. Als er den Kredit hätte zurückzahlen können, zogen die Kreditgeber es vor, die Aktien zu behalten. So kam es, schreibt György Moldova in einem biografischen Roman, "dass der Erfinder, der tausende Versuche zur Perfektionierung des Kugelschreibers gemacht hatte, am Ende keinerlei Anteile mehr an der Firma besaß, in der das alles stattgefunden hatte".
Immerhin: Biró war am Ende nicht völlig verarmt. Er hatte eine Anstellung als Berater und Direktor für Werbung bei Sylvapen, Argentiniens größtem Hersteller von Kugelschreibern, und ging dort jeden Morgen an einer lebensgroßen Statue seiner selbst vorbei. Er starb am 24. Oktober 1985 im Alter von 86 Jahren. Sein Geburtstag wurde zum Gedenktag für Argentiniens größte Erfinder.