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Vor 825 Jahren gestorben
Heinrich der Löwe, der Rivale Barbarossas

Heinrich der Löwe war Herzog von Bayern und Sachsen und der mächtigste deutsche Reichsfürst seiner Zeit. Seine Eroberungsfeldzüge machten den Welfenherzog so stark, dass er schließlich zum Rivalen von Kaiser Friedrich Barbarossa wurde. Doch Barbarossa konnte das auf Dauer nicht hinnehmen.

Von Winfried Dolderer |
    Bronzefigur Heinrichs des Löwen am Heinrichsbrunnen in Braunschweig
    Sah sich auf einer Stufe mit dem Kaiser: Bronzefigur Heinrichs des Löwen am Heinrichsbrunnen in Braunschweig (www.imago-images.de)
    Sein Großvater war Kaiser. Sein Sohn wurde es auch. Er selbst war als Inhaber zweier Herzogtümer der mächtigste deutsche Reichsfürst seiner Zeit. Die Stadt München verdankt ihm ihre Gründung, Lübeck den Aufstieg zur Handelsmetropole im Ostseeraum.
    "Er war außerordentlich kräftig und schön, besonders aber besaß er hohe Geistesgaben. Bei allen rühmlichen Unternehmungen tat er das meiste, aber redete am wenigsten von sich."
    Welfen als mächtigste deutsche Dynastie
    So charakterisierte der Freisinger Domherr Rahewin den Welfenherzog Heinrich den Löwen. Als Heinrich vermutlich um 1130 geboren wurde, war seine Familie bereits die mächtigste deutsche Dynastie. Sein Vater Heinrich der Stolze, Herzog von Bayern und Sachsen, machte sich als Schwiegersohn Kaiser Lothars III. Hoffnungen auf den Thron. Doch nach Lothars Tod wählten die Fürsten 1138 den Staufer Konrad III. zum König. Dieser entzog Heinrich dem Stolzen die beiden Herzogtümer.
    Dem Sohn war damit der Weg vorgezeichnet. Das väterliche Erbe wiederzugewinnen, wurde das Anliegen der frühen Jahre Heinrichs des Löwen. In Sachsen gelang ihm dies noch zu Lebzeiten König Konrads. Dessen Nachfolger Friedrich Barbarossa übertrug ihm schließlich auch das Herzogtum Bayern. Über seine Regierungskünste dort war der Chronist Rahewin wieder voll des Lobes.
    "Sobald er Wesen und Sitten der Bevölkerung kennengelernt hatte, war er durch Eifer und Klugheit rasch zu solcher Berühmtheit gelangt, dass er, nachdem er den Frieden in ganz Bayern befestigt hatte, bei den Guten beliebt war, den Bösen aber Schrecken einflößte."
    Die Skulptur am Kyffhäuser-Denkmal zeigt Kaiser Friedrich I. Barbarossa.
    Barbarossa als Touristenmagnet und Mythos der extremen Rechten
    Der Sage nach schläft seit mehr als 800 Jahren Kaiser Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser, einem Berg im Norden Thüringens. Der Mythos zieht viele Touristen in die Höhle, wird aber auch gern missbraucht von Rechtsaußen.
    Expansionsfeldzüge im Norden
    Heinrichs eigentliches Betätigungsfeld lag allerdings im Norden. Vor seiner Residenz in Braunschweig ließ er zum Zeichen seiner Herrschaft einen monumentalen Bronzelöwen errichten, bis heute Wahrzeichen der Stadt. Von Sachsen aus betrieb er auch seine Politik der Expansion in die slawisch besiedelten Gebiete nordöstlich der Elbe. In mehreren Feldzügen eroberte er bis 1160 das Reich der Obodriten im heutigen Mecklenburg.
    Die sächsischen Fürsten begründeten ihre bewaffneten Expeditionen jenseits der Elbe mit der Sorge um das Seelenheil der noch überwiegend heidnischen Bewohner. Indes urteilte schon der Zeitgenosse Helmold von Bosau nüchtern über Heinrichs Ostpolitik: "Bei den unterschiedlichen Feldzügen, die er als junger Mann ins Slawenland richtete, war keine Rede vom Christentum, sondern nur vom Gelde."
    Machtkampf mit Kaiser Barbarossa
    Derweil führte Barbarossa eine Streitmacht nach der anderen über die Alpen, um seinen Herrschaftsanspruch in Oberitalien gegen die auf ihre kommunale Selbstbestimmung pochenden lombardischen Städte geltend zu machen. Den Welfenherzog hatte er dabei zunächst als loyalen Unterstützer an seiner Seite. Dass dieser die eigene Bedeutung durchaus auf einer Stufe mit der des Kaisers sah, zeigt eine seiner Urkunden, aus deren Datierung ein nahezu berstendes Ego spricht.
    "Dieses wurde festgesetzt im Jahre des Herrn 1162, als der überragende Sieg des unbesiegbaren Kaisers Friedrich über die hochberühmte Stadt Mailand gefeiert wurde, im zweiten Jahr, nachdem ich den treulosen Stamm der Slawen mit Gottes Hilfe durch kriegerische Gewalt meiner Herrschaft unterwarf."
    Barbarossa konnte das auf die Dauer nicht hinnehmen - einen Vasallen, der sich als Seinesgleichen gebärdete. Zum Bruch kam es 1176, als Heinrich der Löwe dem fünften Italienzug Barbarossas die Unterstützung verweigerte. Der Kaiser erlitt eine demütigende Niederlage gegen die Lombarden und war seither entschlossen, den Welfenherzog auf Normalmaß zu stutzen. Am Ende stand die maßgeblich von dessen hochadligen Gegnern betriebene politische Vernichtung Heinrichs, als ihm 1180 die Herzogtümer Bayern und Sachsen entzogen wurden.
    Seine Unterwerfung im Jahr darauf schilderte der Chronist Arnold von Lübeck: "Der Herzog nun erschien an dem ihm anberaumten Gerichtstage und warf sich dem Kaiser zu Füßen. Dieser hob ihn vom Boden und küsste ihn und beklagte es mit Tränen in den Augen, dass ihre Uneinigkeit so lange gewährt und er selbst sich seinen Sturz zugezogen habe. Ob aber diese Tränen aufrichtig gemeint waren, steht zu bezweifeln."
    Heinrich der Löwe starb am 6. August 1195. Dass sein Sohn als Otto IV. zum König gewählt und in Rom zum Kaiser gekrönt wurde, hat er nicht mehr erlebt.