Bevölkerungsentwicklung
Vor allem junge Menschen, Frauen und Ausländer verlassen Ostdeutschland - Experten warnen vor Folgen

Experten beobachten mit Sorge die Abwanderung von Menschen im Erwerbsalter aus dem Osten Deutschlands. Wirtschaftswissenschaftler Oliver Holtemöller aus Halle nennt die demographische Situation "durchaus dramatisch".

    Blick auf ein leerstehendes Haus im Zentrum von Loitz (Mecklenburg-Vorpommern)
    Die Abwanderung aus dem Osten steigt. (Archivbild) (dpa/ picture alliance /Stefan Sauer)
    In ländlichen Regionen dürfte es künftig sehr schwierig werden, hinreichend Beschäftigte zu finden, sagte er dem Sender MDR. Der Leipziger Bevölkerungsgeograf Tim Leibert erklärte, vor allem junge Menschen und Ausländer verließen den Osten, da sie offensichtlich meinten, dort nicht erfolgreich leben zu können. Die Berliner Soziologin Katja Salomo wies im RBB am Beispiel Brandenburg darauf hin, dass vor allem junge Frauen wegziehen würden. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Schneider, meinte, in Sachen Lebensqualität stehe der Osten zwar gut da, doch Zukunftsregionen könnten nur solche mit Offenheit für neue Leute sein. Das lasse sich nicht politisch bestellen, betonte der SPD-Politiker. Es gehe darum, ob Bürger andere willkommen hießen oder ob sie - Zitat - mit schlechter Laune durch die Stadt liefen und sie als Eindringlinge beschimpften.
    Seit Längerem deuten Berechnungen darauf hin, dass die Zahl der Menschen im Erwerbsalter in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vor allem in Ostdeutschland abnehmen wird. Zwar waren seit 2017 mehr Menschen in den Osten gezogen als aus dem Osten weg - diese Entwicklung hat sich jetzt aber leicht umgekehrt. Von einer Trendwende will Bevölkerungsgeograf Leibert aber noch nicht sprechen.
    Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren in den vergangenen Jahren vor allem jüngere Menschen in ostdeutsche Großstädte gezogen. Abgesehen von Berlin sank die Zahl der Erwerbstätigen aufgrund des hohen Altersdurchschnitts in ostdeutschen Bundesländern trotzdem.
    Diese Nachricht wurde am 19.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.