160 Meter hoch über London hat man einen guten Überblick auf die Metropole. Das Internationale Business Festival hat in den BT-Tower eingeladen, den unter Denkmalschutz stehenden Fernsehturm. Hier oben präsentieren sich an diesem frühen Abend die Top-Adressen britischer Hersteller.
Brompton Fahrräder zum Beispiel, ihre schicken Klappräder finden auch in Deutschland reißenden Absatz. "Wir sind die mit den Kult-Falträdern", sagt Stephen Lofters stolz. "Unser Geschäft ist in den letzten zehn bis 15 Jahren rasant gewachsen. Statt 7.000 Räder pro Jahr produzieren wir jetzt 45.000."
Wunsch nach Standardisierung in der EU
Das Werk liegt im Londoner Westen an der Kew Bridge, anfangs mit 25 Mitarbeitern, jetzt sind es 230. Alle Räder sind handgefertigt, made in London. "Bei einem Brexit würde vermutlich das Pfund schwanken. Wir wollen aber für ganz Europa einheitliche und stabile Preise. Das bereitet uns Sorgen."
Dann deutet Lofters auf den über dem Hinterrad angebrachten Reflektor. Deutschland und Großbritannien haben unterschiedliche Vorschriften, er wünscht sich eine Standardisierung durch die EU. "Das wäre einfacher. In das Versandpaket für Deutschland müssen wir einen speziellen Reflektor legen und in das für die Niederlande wieder einen anderen."
Der Vorteil kultureller Vielfalt
Oben im Drehrestaurant des Fernsehturms präsentiert sich auch die preisgekrönte Tech Firma M Squared Lasers. Die Laserstrahlen der Firma mit Sitz im schottischen Glasgow sind extrem vielseitig einsetzbar. Sie können Lecks in einer Öl-Raffinerie ausfindig machen.
"Der Laser kann auch chemische Explosivstoffe aufspüren", erklärt Firmengründer Graeme Malcolm. Auf dem kleinen Messetisch stehen außerdem drei Whiskey-Flaschen. "Mit dem Laser fliegt jeder schottische Whiskey auf, der nicht sauber ist. Unser Laser ist einfach vielseitig."
Auch Malcolm ist gegen den Brexit. M Squared liefert Lasersysteme an Top-Adressen in der ganzen Welt. "Wir sind eine kleine Firma mit 100 Leuten aus 20 Nationen. Diese kulturelle Vielfalt ist enorm kreativ. Das hat uns von Glasgow aus weit gebracht."
Kleine Konzerne für den Brexit
Britische Unternehmen, die so international aufgestellt sind, tendieren dazu, für die EU zu sein. Die großen Konzerne sowieso zu 80 Prozent. Bei den kleinen und Mittelständlern ist das Bild anders. Immerhin 37 Prozent von ihnen sind für den Brexit. Wer nur für den Heimatmarkt produziert, braucht die EU weniger. Aber auch kleine Exportbetriebe sind für den Brexit, zum Beispiel der Hersteller von Schlauchbooten, British Hovercraft mit Sitz in Sandwich nahe Dover.
"Als kleines Unternehmen schlagen wir uns schon mit den EU-Bestimmungen herum", meint Firmenchefin Emma Pullen. "Und uns ärgern die hohen Zölle, zum Beispiel 80 Prozent in Brasilien."
Das Unternehmen stellt kleine Schlauchboote für vier oder sechs Leute her. Pullen glaubt, Großbritannien alleine können viel leichter über Zölle verhandeln als die schwerfällige EU. Ärgerlich für Emma Pullen zudem: ihre flotten Hovercrafts fallen nicht unter die EU-Sportbootrichtlinie und bekommen deswegen nicht das CE-Herstellerzeichen. Das kostet Aufträge.
"Die EU steckt tief in Schwierigkeiten, überall. Ich glaube, die EU funktioniert nicht so gut, wie wir uns das erhofft haben."