Dieser Tage auf dem riesigen Campus der Universität von Las Vegas: Auf einer Wiese steht eine Bühne, Absperrgitter drum herum. Eine lange Warteschlange hat sich in der Mittagssonne vor den Einlasskontrollen gebildet. Ein fliegender Händler verkauft "Buttons for Bernie": Anstecker für Bernie Sanders.
Anthony Salazar steht geduldig in der Warteschlange an. Er ist 27 Jahre alt, US-Bürger mit mexikanischen Wurzeln - ein eingetragener Wähler der Demokraten und erklärter Fan von Bernie Sanders: Er sage die Wahrheit, meint Anthony, und anders als alle anderen Bewerber um die Spitzenkandidatur der Demokraten habe er den Großkonzernen und den Milliardären den Kampf angesagt. Und das schon vor 40 Jahren.
Anders als in Iowa oder New Hampshire müssen die Bewerber in Nevada um die Stimmen von Minderheiten kämpfen: ein Drittel aller Wähler haben süd- und mittelamerikanische Wurzeln. Kein Problem für Sanders, sagt Anthony. Er habe nicht nur die Latinos hinter sich, sondern alle Minderheiten.
Bernie Sanders steht auf der Bühne, leicht vornüber gebeugt, gestikulierend. Er reklamiert den Sieg in Iowa für sich und pocht auf seine Führung in den Umfragen nach der erfolgreichen Vorwahl in New Hampshire. Mit rotem Kopf und sichtlich angestrengt wirbt er um jede Stimme bei den Studenten auf dem Campus: Um die Stimmen der jungen Leute. Der Minderheiten. Der Latinos. Und Afroamerikaner.
Michael Bloomberg - der Donald Trump der Demokraten
Bernie Sanders hat sich im linken Lager der Demokraten durchgesetzt. Wenn er in Nevada siegt, ist ihm die Favoritenrolle nicht mehr zu nehmen. Es sei denn, die Kampagne seines schärfsten Gegners bei den Demokraten verfängt noch bei den Wählern: der Multimilliardär Michael Bloomberg, der erst in knapp zwei Wochen, zum Super-Tuesday, in den Wahlkampf einsteigen will, gab bereits 400 Millionen Dollar für Fernseh- und Internetwerbung aus. Bernie Sanders, den Bloomberg einen Kommunisten nennt, wirft dem Medienmogul vor, sich die Spitzenkandidatur kaufen zu wollen.
Michael Bloomberg sei gewissermaßen der Donald Trump der Demokraten, analysiert der Politikwissenschaftler Michael Green von der Universität Las Vegas: er sei so reich, dass er sich alles erlauben könne. Das sei keine gute Entwicklung, meint Green – und sieht die amerikanische Demokratie auf einer gefährlichen Rutschbahn in Richtung einer Oligarchie der Milliardäre.
Indes hat Bernie Sanders die Milliarden des ehemaligen Bürgermeisters von New York viel weniger zu fürchten, als die Bewerber im moderaten Lager der Demokraten. Auf sie zielt Bloomberg ab. Und kommt dort den Kandidaten in die Quere, die sich seit Iowa mühsam nach vorne gearbeitet haben. Pete Buttigieg etwa hat Probleme, im Kampf um die politische Mitte seine Anfangserfolge auszubauen – Joe Biden fischt in seinem Teich. Amy Klobuchar. Und jetzt auch noch Michael Bloomberg. Das moderate Lager blockiert sich gegenseitig. Für Pete Buttigieg ist der Druck in Nevada besonders groß: Er steht im Ruf, bei der Minderheit der Latino-Wähler keinen Stich zu machen.
Als Beweis des Gegenteils beantwortet Buttigieg Fragen aus dem Publikum schon mal im fließenden Spanisch. Das kommt an. Das bringt ihm Sympathien ein. Gustavo Davis steht in der langen Warteschlange vor dem Community Center von Durango Hills und sagt: Ich liebe Pete. Er ist der einzige Kandidat, der meine Sprache spricht und mich ernst nimmt.
Drinnen im Saal sitzt Rachel Revier in einer der vorderen Reihen. Sie ist 32 Jahre alt und hält ein Pete-Schild in der Hand. Sie würde aber auch für Bernie stimmen, wenn es Buttigieg nicht schaffen würde, sagt sie. Oder für Elizabeth Warren. Hauptsache, Trump muss gehen.
Doch einen schließt Rachel Revier kategorisch aus: Michael Bloomberg kommt für sie überhaupt nicht in Frage. Der Milliardär, der in der Fernsehdebatte der Demokraten mit Sexismus- und Rassismus-Vorwürfen konfrontiert wurde, habe eine erschreckend frauenfeindliche Vorgeschichte, sagt Rachel: Ihm wolle sie bestimmt keine Zukunft geben.