Archiv

Vor dem G20-Gipfel
China will die perfekte Kulisse

Vor dem ersten G20-Gipfel in Hangzhou unternimmt die chinesische Regierung einiges um sicherzustellen, dass alles reibungslos ablaufen wird. Fabriken werden abgestellt, die Einwohner kurzerhand in Zwangsurlaub geschickt - und einige Hotels dürfen keine arabischen Gäste aufnehmen aus Angst vor islamistischen Terroranschlägen.

    Chinesen laufen in Hangzhou an einem Blumenbeet mit dem G20-Logo vorbei.
    Chinesen laufen in Hangzhou an einem Blumenbeet mit dem G20-Logo vorbei. (imago / Xinhua)
    Wie die "South China Morning Post" berichtete, sollen günstige Hotels und Hostels in der südchinesischen Stadt Guangzhou Reisende aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, der Türkei sowie aus Pakistan abweisen. Nach Behördenangaben sollen so Sicherheitsrisiken reduziert werden. Denn da in den Gipfelort Hangzhou selbst nur noch Gipfel-Teilnehmer reisen dürfen, besteht dem Medienbericht zufolge die Sorge, dass Touristen - und mit ihnen auch Terroristen - stattdessen in Guangzhou unterkommen wollen. Die Behörden erwarten, dass die Teilnehmer nach dem Treffen in diese bei Touristen beliebte Stadt reisen wollen.
    Auf dem ersten G20-Gipfel in China treffen sich ab Sonntag Vertreter von Industrie- und Schwellenländern, um über die Weltwirtschaft zu sprechen.
    Staatsdiener erhalten bezahlten Urlaub
    Auch in Hangzhou selbst haben die Sicherheitsbehörden Muslime im Visier: Nach Medienberichten müssen dort Restaurants und Unternehmen, die von der muslimischen Minderheit der Uiguren betrieben werden, vorübergehend schließen.
    Die Behörden wollen zudem nicht nur, dass Touristen fernbleiben, auch Einwohner und Regimekritiker sollen die Kulisse in der Acht-Millionen-Einwohnerstadt nicht stören. Deshalb schicken die Behörden ihre Angestellten sowie Beschäftigte von staatlichen Betrieben für eine Woche in den bezahlten Zwangsurlaub. Private Unternehmen wurden aufgerufen, dem Beispiel zu folgen. Um sicherzugehen, dass die Menschen die Stadt auch wirklich verlassen, gibt es in den umliegenden Provinzen freien Eintritt zu Touristenattraktionen und vergünstigte Reisetickets.
    Figuren mit den Staats- und Regierungschefs, die zum G20-Gipfel im chinesischen Hangzhou erwartet werden.
    Figuren mit den Staats- und Regierungschefs, die zum G20-Gipfel im chinesischen Hangzhou erwartet werden. (imago / China Foto Press)
    Aktivisten sollen Stadt verlassen
    Auch Aktivisten und Künstler werden für die Zeit des Gipfels in den Zwangsurlaub geschickt. Nichtregierungsorganisationen bezeichnen dieses Vorgehen der chinesischen Regierung als schwersten Verstoß gegen die Menschenrechte seit Jahrzehnten.
    Außerdem hat die Stadtregierung die Bewohner zu Hamsterkäufen aufgerufen, weil die Supermärkte und Restaurants mehrere Tage geschlossen bleiben. Schon vor Wochen wurden dutzende Fabriken geschlossen, um eine gute Luft zu garantieren. Autos dürfen zudem nur im begrenzten Umfang auf die Straße.
    Sicherheitschecks bei Fahrzeugen und Warenlieferungen führen auch schon Tage vor dem Gipfel zu erheblichen Wartezeiten auf den Straßen, Zulieferfirmen aus Hangzhou müssen ihren Geschäftspartnern vielfach einen Lieferstopp ankündigen.
    (hba/nin)