Vor dem Treffen hat Nordkorea hat den Vereinten Nationen gemeldet, dass dem Land eine Hungersnot drohe, Essenrationen für die Bevölkerung müssten halbiert werden. Der Ostasien-Wissenschaftler Rüdiger Frank sagte im Dlf, es sei denkbar, dass Nordkorea damit einen verzweifelteren Eindruck zu erwecken versuche, als es der realen Lage im Land entspreche. "Das könnte Verhandlungstaktik sein", so Frank. Allerdings müsse man mit dieser Bewertung vorsichtig sein. Die Nahrungsmittellage in Nordkorea sei tatsächlich angespannt.
Höhere Erwartungen als bei ersten Treffen
Der Ostasienexperte sagte, dass das zweite Treffen der beiden Politiker unter größerem Erwartungsdruck stehe als das erste 2018. Zugleich gebe es nicht allzu viele Möglichkeiten für Resultate. "Die USA werden nicht alle ihre Sanktionen aufgeben und von der koreanischen Halbinsel verschwinden. " Die Norkoreaner auf der anderen Seite würden nicht alle ihre Atomwaffen aufgeben, was das Ziel der USA sei. Die Ergebnisse würden sich "irgendwo auf dem Wege hin zu diesen Zielen bewegen". Das bedeute eine weitere ausdrückliche Verpflichtung zur Denuklearisierung auf der Seite Nordkoreas. Dazu könne "ein weiteres Moratorium gehören, also ein weiterer Stop von Raketen- und Atomwaffentests" sowie das Zulassen von Inspektionen. Frank sagte, er könne sich auch vorstellen, dass "die Nordkoreaner früher oder später dazu bereit sind, ein oder zwei Atomwaffen öffentlichkeitswirksam zu demontieren". Dies sei realistischer als eine komplette Denuklearisierung.
"Gefährliches Spiel" Kims
Frank bestätigte die Auffassung, dass zwischen China und den USA ein Ringen um die Hegemonie in Ostasien stattfinde. Dies habe mit Kim Jong Un nur am Rande zu tun. "Es geht um die Vormachtstellung in Ostasien, die die Amerikaner gerne bewahren möchten." China wolle seine eigene weiter ausbauen. Kim Jong Un nütze diesen Gegensatz geschickt, um für Nordkorea "das Maximum herauszuholen". Dies sei ein gefährliches Spiel, da es um zwei übermächtig starke Gegner gehe. Darüber hinaus seien Südkorea und Japan involviert sowie Russland, das ebenfalls eine Grenze zu Nordkorea habe und Interessen in der Region. Die komplizierte Lage verschaffe Kim jedoch "mehr Verhandlungsspielraum, als man es ihm als Führer eines sehr kleinen Landes eigentlich zutrauen würde."