"Der arme Schulz ist ja in einer äußerst verzweifelten Lage", ergänzte der Direktor am Institut für Medien- und Kommunikationspolitik. "Wenn er Manns genug gewesen wäre, hätte er sagen müssen: Unter diesen Bedingungen trete ich zu diesem Pseudo-Duell nicht an, das im Wesentlichen von Angela Merkel strukturell dominiert wird." Das könne er sich nicht leisten, weil er es selbst als seine letzte Chance im Wahlkampf definiert habe. "Das macht ihn nicht unbedingt glaubwürdiger. Er muss etwas aggressiver auftreten, als er das normalerweise gerne tun würde. Und das wird auch nicht klappen. Wenn er übertourt und Merkel zu sehr angreift dann wird sie einfach ein mokantes Gesicht machen und ihn auflaufen lassen." Schulz habe, wenn nicht ein Wunder passiere, praktisch überhaupt keine Chance in diesem Format.
Keine Hilfe bei der Wahlentscheidung für Unentschlossene
Alle bisherigen Duelle seien eher schal und langweilig gewesen, bis auf ganz wenige Highlights, die in Erinnerung geblieben seien. "Das liegt an dem Korsett dieses Formats. Wie wir im Vorfeld ja gelernt haben, ist da doch ziemlich Einfluss genommen worden von Seiten des Kanzleramtes auf die Rahmensetzung dieses Duells. Und das bekommt die Bevölkerung natürlich auch mit. Sender und Parteien, vor allem das Kanzleramt, haben alles getan, dass man dieses sogenannte Duell nicht mehr so richtig ernst nimmt. Und das vermittelt sich auch an die Wähler."
Inhaltlich werde bei dem Duell nicht viel herumkommen, glaubt Hachmeister, "es sei denn Schulz hat irgendetswas im Köcher." Martin Schulz könne gar nicht punkten. "Da muss man ganz kalt schon im Vorfeld sagen, wenn da nicht ein Wunder passiert, dann sehe ich überhaupt keine Chance, in diesem Korsett gegen die Kanzlerin anzukommen, die auch noch den Amtsbonus hat. Das ist schon eine ziemlich verzweifelte Situation."
Man könne das Duell als ein Momentum in einer Aufholjagd nutzen, wenn man gut sei. Dann müsse man aber auch Gerhard Schröder sein. "Die Ausgangssituation haben wir im Moment nicht. Ich glaube nicht, dass sich viele der Unentschlossenen von diesem Fernsehduell in ihrer Wahlentscheidung beeinflussen lassen werden."