Langsam lichtet sich der Nebel über dem Wochenmarkt der 650-Einwohner Gemeinde Sainte Croix Volvestre am Fuße der Pyrenäen. Die Leute kommen nicht nur zum Einkaufen hierher, man kennt sich und unterhält sich gerne miteinander. Großes Thema ist der Vormarsch des Front National selbst in der Region Midi-Pyrenées-Languedoc-Roussillon, einer traditionellen Hochburg der Sozialisten. Nicole, eine 75-jährige ehemalige Lehrerin hat Angst vor einem Sieg der Rechtsextremen im zweiten Wahlgang am Sonntag.
Für viele sind Sozialisten und Republikaner keine Alternative
"Es muss alles getan werden, damit das nicht passiert. Es wäre sehr schlimm. Die Folge wäre, dass unsere Freiheiten beschnitten würden. Auch wenn die vom Front vorgeben, gute Leute zu sein, das Gerede ist das eine, die Realität dahinter das andere. Was mich fast umbringt ist: Wie konnten wir an diesen Punkt kommen? Es gibt Leute, die erinnern sich nicht an das, was vor 60 Jahren passiert ist. Das ist schlimm."
Auch Nicolas ist sehr besorgt. Der 34-jährige Bäcker und Bierbrauer sitzt in dicker brauner Winterjacke hinter seinem kleinen, hölzernen Verkaufstisch. Es könnte sich viel ändern warnt er: "Nicht nur für die Ausländer oder die sozial Schwachen. Denn noch haben wir ein Solidaritätsmodell, das einigermaßen funktioniert. Wir müssen auch um unsere lebendige Kulturszene fürchten. Wir haben gesehen, wie der FN vorgeht in den Gemeinden mit rechtsextremen Bürgermeistern: Das ist verkappte Zensur. Sie stoppen die finanzielle Unterstützung, sie stellen die Gemeindesäle nicht mehr zur Verfügung et cetera. Unser ganzes Leben könnte sich ändern."
Auch Nicolas ist sehr besorgt. Der 34-jährige Bäcker und Bierbrauer sitzt in dicker brauner Winterjacke hinter seinem kleinen, hölzernen Verkaufstisch. Es könnte sich viel ändern warnt er: "Nicht nur für die Ausländer oder die sozial Schwachen. Denn noch haben wir ein Solidaritätsmodell, das einigermaßen funktioniert. Wir müssen auch um unsere lebendige Kulturszene fürchten. Wir haben gesehen, wie der FN vorgeht in den Gemeinden mit rechtsextremen Bürgermeistern: Das ist verkappte Zensur. Sie stoppen die finanzielle Unterstützung, sie stellen die Gemeindesäle nicht mehr zur Verfügung et cetera. Unser ganzes Leben könnte sich ändern."
Doch für Brigitte und viele andere auf dem Markt sind weder die Sozialisten noch die Republikaner eine Alternative. "Nous on a du mal à faire confiance. Parce qu'ils disent une chose et ҫa ne se fait pas." Viele hätten kein Vertrauen mehr in die Politiker, so die 44-Jährige. Sie machten alle Versprechen und hielten sie nicht. Die pensionierte Sekretärin Chantal zieht daraus die Konsequenz, es mal mit dem Front National zu versuchen: "Peut-ȇtre toujours droite et gauche, peut-ȇtre ҫa peut, je ne sais pas. C'est pas très bien voilà." Immer nur die Konservativen oder die Sozialisten, das sei auch nicht gut. Der Front sei mal was anderes, vielleicht könnte der etwas verändern, hofft Chantal. Aber sicher ist sie sich nicht.
Frankreich verändert sich
Der Front National sei derzeit die einzige Partei mit Wählerzuwachs, erklärt der Pariser Politologe Pascal Perrineau. "C'est un mouvement de fond, la France est en train de profondément changer." Es handele sich nicht nur um Protestwähler, der Front sei inzwischen eine echte Bewegung, so Perrineau. Frankreich sei dabei, sich nachhaltig zu verändern.
Arbeitslosigkeit, hohe Steuern und die Angst vor weiteren Terroranschlägen – das ist es, was die Menschen in Sainte Croix umtreibt. Obwohl die meisten mit der bisherigen Bilanz der sozialistischen Regierung in Paris unzufrieden sind, hoffen doch viele, dass die sozialistische Kandidatin Carole Delga beim zweiten Wahlgang das Rennen machen wird. Delga lag im ersten Durchgang mit 24 Prozent der Stimmen hinter dem Front-National-Kandidaten Louis Aliot. Der Lebensgefährte von Parteichefin Marine Le Pen kam überraschend auf 31 Prozent. Er setzt auf Sieg. "Von den Linken, von den Sozialisten, brauchen wir uns keine Lektion erteilen zu lassen. Sie haben das Land vor die Wand gefahren und jetzt ist Zahltag, denn die Wähler haben die Nase voll."
Doch die ehemalige Wirtschafts-Staatssekretärin der Regierung Valls, Delga, will sich nicht geschlagen geben. "Dass die Rechtsextremen die Führung unserer Region übernehmen, wäre eine schreckliche Entwicklung und eine Beleidigung unserer Geschichte. Weil diese Region sich wie keine andere über Jahrhunderte auf der Basis der Solidarität, des Teilens, der Öffnung und der Großzügigkeit aufgebaut hat."
Deshalb hat Delga jetzt ein Not-Wahlbündnis mit den Grünen geschlossen. Sie hofft auf deren zehnprozentigen Stimmenanteil und darauf, dass angesichts des drohenden FN-Sieges linke Wahlmuffel doch zu den Urnen gehen werden. Nach dem rechtsextremen Schock verspricht Delga den Wählern nun eine neue Politik und eine neue demokratische Kultur. Wie genau die aussehen sollen, lässt sie aber offen.
Deshalb hat Delga jetzt ein Not-Wahlbündnis mit den Grünen geschlossen. Sie hofft auf deren zehnprozentigen Stimmenanteil und darauf, dass angesichts des drohenden FN-Sieges linke Wahlmuffel doch zu den Urnen gehen werden. Nach dem rechtsextremen Schock verspricht Delga den Wählern nun eine neue Politik und eine neue demokratische Kultur. Wie genau die aussehen sollen, lässt sie aber offen.