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Vor der DB-Aufsichtsratssitzung
Bahn will mehr Geld für Pünktlichkeit

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn berät wieder einmal über Verbesserungen - vor allem bei der Einhaltung des Fahrplans. Im Oktober waren nur noch knapp 72 Prozent der Fernzüge pünktlich. Um die Qualität zu verbessern, braucht die Bahn wohl zusätzliche Milliarden vom Bund.

Klemens Kindermann im Gespräch mit Sandra Schulz |
    Viele Verspätungen gab es bei der Bahn 2013 vor allem im Fernverkehr.
    Viele Zugreisende müssen regelmäßig auf die Deutsche Bahn warten (dpa / picture-alliance / Peter Steffen)
    Sandra Schulz: Heute kommt der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn zusammen. Nicht wie sonst für einen, sondern für zwei Tage. Es muss also besonders wichtig sein. Klemens Kindermann aus der Wirtschaftsredaktion - worum geht es da heute?
    Klemens Kindermann: Ja, man soll ja nicht zu Übertreibungen neigen, aber es geht schon um die Zukunft der Deutschen Bahn. Der Vorstand präsentiert dem Aufsichtsrat sein Konzept, 200 Seiten: "Unsere Agenda für eine bessere Bahn" der Titel. Da muss dann jeder Vorstand vor den Aufsichtsräten darlegen, was aus seinem Bereich getan werden kann, um die Bahn den nächsten Jahren – ja - vor allem pünktlicher zu machen.
    Der Staatssekretär im Verkehrsministerium Enak Ferlemann sagte der Deutschlandfunk-Wirtschaftsredaktion zu seinen Erwartungen an die Aufsichtsratssitzung:
    "Die Bahn muss besser werden. In allen Bereichen. Der Kunde steht ja verzweifelt an den Bahnsteigen und wartet auf seine Züge und die Deutsche Bahn muss einfach pünktlicher werden. Denn wenn sie verlässlich ist, ist sie ein tolles Verkehrssystem. Und je verlässlicher sie ist, desto mehr Kunden wird sie auf die Bahn ziehen, seien es Kunden im Nahverkehr, seien es Kunden im Fernverkehr, seien es Kunden im Güterverkehr."
    "Neue Züge müssen her"
    Schulz: Was konkret wird der Bahnvorstand denn vorschlagen, um eine bessere Pünktlichkeit zu erreichen?
    Kindermann: Das dürften ganz viele Punkte sein, die dafür wichtig sind. Die großen Schienennetzknoten müssen dringend ausgebaut werden, weil sie gleichsam die Flaschenhälse für den Bahnverkehr sind. Die Strecken müssen mit digitaler Technik ausgerüstet werden, die Stellwerke - wie oft hört man als Bahnreisender, dass es nicht weitergeht, weil es da Probleme gibt. Und natürlich neue Züge müssen her, weil oft die Kapazitäten gar nicht ausreichen, um Ausfälle zu kompensieren. Im Oktober waren nur noch knapp 72 Prozent der Fernzüge pünktlich, da hängen ja dann viele Regionalzüge im Nahverkehr dran: auch diese Durchsage hört man ja oft: wir warten auf einen überholenden Zug.
    Schulz: Das wird eine Menge Geld kosten - wieviel?
    Kindermann: Das ist aus Sicht des Vorstands wohl der Sinn dieser zweitägigen Aufsichtsratssitzung: man braucht mehr Geld! Fest steht: aus eigenen Mitteln kann die Bahn das nicht alleine stemmen. Die Deutsche Bahn ist bereits mit 20 Milliarden Euro verschuldet. Und man schaut deshalb auf den Eigentümer: den Bund. Da wird es um zusätzliche Milliarden gehen, die die Bahn fordern wird, wissend, dass die Große Koalition sich zur Bahn bekannt hat und dass Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer schnell Fortschritte sehen will.
    Im Interview der Woche mit dem Deutschlandfunk war Deutsche-Bahn-Chef Richard Lutz daher schon im September ganz zuversichtlich: "Es gibt zwischen Politik einerseits und Unternehmensführung andererseits eine große Geschlossenheit, dass wir mehr Geld in das gesamte System stecken müssen."
    Ob das so kommt, der Bund zusätzliche Milliarden locker macht oder ob die Bahn nicht irgendetwas vom Tafelsilber verkaufen muss - zum Beispiel die Auslands-Nahverkehrstochter Arriva - das wird sich auf der heute beginnenden Aufsichtsratssitzung zeigen.