Martin Zielke muss zum Rapport. Einen Tag vor der Hauptversammlung will der Aufsichtsrat der Commerzbank in einer Sondersitzung Aufklärung vom Vorstandschef darüber, wie er sich die weitere Zukunft vorstellt, welche Strategie er nun verfolgt. Bei der Bilanzvorlage im Februar klang Zielke da noch etwas fantasielos – die Erträge sollen steigen, die Kosten sinken:
"Die Richtung bei den Kosten stimmt. Aber das Umfeld mit Negativzinsen und Preisdruck setzt der Profitabilität von Banken in Deutschland enge Grenzen."
Kosten sparen reicht nicht
Das war vor den Fusionsgesprächen mit der Deutschen Bank, die ja Ende April von beiden Seiten abgebrochen wurden. Seither fragt sich nicht nur der Aufsichtsrat, ob der Vorstand eine mitreißende Vision für die Commerzbank hat. Denn Kosten sparen ist zwar wichtig, aber es reicht nicht, vor allem dann nicht, wenn sich das noch gute wirtschaftliche Umfeld verschlechtert - und das ist mittelfristig nicht unwahrscheinlich. So sagt auch Philipp Häßler, Analyst von Pareto Securities:
"Das wäre natürlich ein großes Problem für die Commerzbank, wenn jetzt auf einmal hier die wirtschaftliche Entwicklung sich deutlich abschwächen würde, weil die Commerzbank ist ja eigentlich die Firmen-Kunden-Bank in Deutschland. Sprich, wenn dann die Risikovorsorge wieder ansteigen würde, das ist klar, das würde natürlich das Ergebnis belasten."
Spekulationen über ausländische Übernahme-Interessenten
Seit dem Abbruch der Fusionsgespräche aber blühen die Spekulationen wieder, ob die Commerzbank nicht doch von einer ausländischen Bank übernommen wird. Mögliche Interessenten könnten die Übernahmeangebote prüfen sollen. Das bestätigen beide Institute jedoch nicht. Als zweitgrößtes deutsches Geldhaus könnte die Commerzbank aber für sie wegen ihrer doch recht guten Position im Firmenkundengeschäft, vor allem mit mittelständischen Unternehmen interessant sein, aber auch wegen des erstarkenden Privatkundengeschäfts - auch wenn diese Geschäfte aktuell nicht genug Gewinn abwerfen.
Doch ob der Bund da mitziehen würde, das hält Analyst Dieter Hein für fraglich:
"Es wäre sicher schwer zu vermitteln dem Steuerzahler, warum man einen Milliardenverlust damit macht, dass die Bundesregierung die zweitgrößte deutsche Bank an einen Ausländer verscherbelt."
Immer wieder aber gibt es auch Spekulationen, die Commerzbank könnte sektorübergreifend mit einer öffentlich-rechtlichen Landesbank zusammengehen. Zuletzt spekulierte man da über die BayernLB als möglichen Partner. Gespräche aber hat es dem Vernehmen nach noch nicht gegeben.