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Vor Gewerkschaftstag der IG Metall
"Jetzt sind wir im Abschwung"

Nach neun Jahren des Aufschwungs stecke man jetzt in der Rezession, sagte Oliver Zander im Dlf. Vor dem Gewerkschaftstag der IG Metall forderte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, der veränderten Lage der Branche Rechnung zu tragen.

Oliver Zander im Gespräch mit Birgid Becker |
Oliver Zander, Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer, posiert am 15.09.2016 in Berlin bei einer Aktion für das Freihandelsabkommen TTIP vor dem Brandenburger Tor
Oliver Zander, Hauptgeschäftsführer Gesamtmetall mit einer Botschaft an den IG-Metall-Gewerkschaftstag (dpa/picture alliance/Paul Zinken )
2019 werde ein konjunkturell schwieriges Jahr, sagte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Oliver Zander, im Dlf. In der Metall- und Elektroindustrie sei die Produktion im ersten Halbjahr im Vorjahresvergleich um 4,9 Prozent zurückgegangen, bei den Auftragseingängen sei ein Minus von 5,6 Prozent verzeichnet worden. Für das Gesamtjahr, so Zander, werde mit einem Produktionsminus von zwei bis drei Prozent gerechnet. Damit stecke die Branche nicht in einer Krise wie 2009, aber in einer Rezession.
"Wir brauchen jede Arbeitsstunde"
Mit Blick auf die in der vergangenen Tarifrunde vereinbarten Möglichkeiten zur Reduzierung der Arbeitszeit auf 28 Stunden pro Woche sagte Zander, dies sei in einer Branche, die am Arbeitskräftemangel leide, keine Option. Es fehlten 300.000 tausend Metallfacharbeiter in Deutschland. "Wenn wir das Produktionsniveau halten wollten, brauchen wir jede Arbeitsstunde", so Zander.
Der IG Metall attestierte der Arbeitgebervertreter, dass sie es in den vergangenen Jahren des Aufschwungs relativ leicht gehabt habe. Sie habe ihre Mitgliederzahlen auf das Niveau des Jahres 2000 wieder erhöhen können. "Jetzt sind wir im Abschwung, jetzt muss man die richtigen Antworten finden", fordete Zander von der Metall-Gewerkschaft.
Hochlohnpolitik nicht fortsetzen
Die Firmen müssten Mittel bekommen, um den Strukturwandel zu schaffen. Es nütze nichts, die Hochlohnpolitik fortzusetzen. Gewerkschaftlichen Forderungen nach einem Recht auf Weiterbildung erteilte Zander eine Absage. Er lehnte es ab, "Weiterbildungsansprüche mit der Gießkanne auszuschütten, wo niemand genau weiß, welche Qualifikation in der Zukunft notwendig sind".
Das Entscheidende werde sein, dass man Betriebe, die besondere Bedarfe haben, unterstütze. Für Förderprogramme sei im Moment Geld bei der Bundesagentur für Arbeit vorhanden:
"So etwas planwirtschaftlich durchzuführen, führt nicht weiter", sagte Zander. Seine Botschaft an den Gewerkschaftstag der IG Metall: "Schaut euch die Lage an und fasst die richtigen Beschlüsse."