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Vor Parteitag der Republikaner
Zweifel an Trumps plötzlichem Corona-Durchbruch

Donald Trump hat auf dem Parteitag der Demokraten viel Prügel bezogen. Jetzt will der US-Präsident zurückschlagen. Am Vorabend der Convention seiner Republikaner ließ er verkünden, es sei ein historischer Durchbruch bei der Corona-Bekämpfung gelungen – mit der Blutplasma-Therapie.

Von Thilo Kößler | 24.08.2020
US-Präsident Donald Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus
US-Präsident Donald Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus (picture alliance/ MediaPunch/ Stefani Reynolds)
Die Republikaner werden einen großartigen Parteitag haben - er freue sich darauf, sagte Trump am Sonntagabend. Um dann eine historische Erklärung zum Kampf gegen das Coronavirus anzukündigen: Zahllose Menschen könnten jetzt gerettet werden.
"Trump beherrscht Marketing"
Joe Biden habe eine großen Vorsprung im Rennen um das US-Präsidentenamt, sagte US-Politikberater Peter Rough im Dlf. Ein guter Parteikongress, die Ankündigung eines Impfstoffes und erfolgreiche TV-Duelle könnten Trump aber nach vorne katapultieren.
Behandlung mit Blutplasma genesener Patienten
Trumps Erklärung bezog sich auf die Dringlichkeitsentscheidung der Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde FDA. Sie will ab sofort die Behandlung von Covid-19-Patienten mit dem Blutplasma von genesenen Patienten zulassen. Es sei der Beweis erbracht, dass die Sterblichkeitsrate durch diese Behandlung um 35 Prozent gesenkt werden könne, sagte Trump.
Blutkonserven von Spenderblut im Blutlabor 
Erste Erfolge gegen Corona mit der Blutplasma-Therapie
Weil bereits genesene COVID-19-Patienten Corona-Antikörper im Blut haben, kann man deren Plasma verwenden, um frisch Erkrankten zu helfen, das Virus zu bekämpfen. Allerdings gibt es noch keine klinische Studie zur genauen Wirksamkeit.
Gesundheitsminister Alex Azar lobte Trump für seine mutige Führung in der Pandemie-Krise, wie er sagte. Der Chef der FDA bestätigte, dass die Überlebensrate durch diese Behandlung um 35 Prozent gestiegen sei – allerdings, fügte Stephen Hahn hinzu: Man brauche noch weitere Daten.
Skepsis sei angebracht, hieß es umgehend von Gesundheitsexperten. Auch die leitende Wissenschaftlerin der FDA, Denise Hinton, hatte darauf hingewiesen, dass die Behandlung mit dem Blutplasma ehemaliger Covid-19-Patienten nicht als neuer Standard für die Pflege neu infizierter Patienten angesehen werden könne – dafür wären weitere Daten erforderlich. Diese Daten gibt es nicht, erklärte zum Beispiel der Medizinjournalist Sanjai Gupta von CNN: Den Menschen werde verfrüht allzu große Hoffnung gemacht.
Das Bild zeigt die amerikanische Flagge, Dossier zur US-Wahl 2020 
Enormer politischer Druck
Bemerkenswert ist die Entwicklung vor dem Hintergrund eines enormen politischen Drucks, den Präsident Trump noch vergangene Woche gegenüber der FDA aufgebaut hatte. Vertreter eines "tiefen Staates", so wörtlich, stünden schnellen Forschungsergebnissen im Weg, schrieb Trump in Anlehnung an seine Verschwörungstheorie auf Twitter. "Wir müssen uns auf Geschwindigkeit und auf das Retten von Menschenleben konzentrieren". Trumps Stabschef Mark Meadows verteidigte den Druck auf die Arzneimittelbehörde mit den Worten: Wenn die Wissenschaftler nicht endlich Licht am Ende des Tunnels sähen, dann müssten sie eben die Hitze zu spüren bekommen.
Übers Wochenende lieferte die FDA nun den gewünschten Erfolg – wenn auch nicht aufgrund vollständiger Datenlage. Das Misstrauen wird verstärkt durch die Tatsache, dass Donald Trump diese Nachricht just am Vorabend des Parteitages der Republikaner verkündete. 64 Prozent der Amerikaner glauben laut einer Umfrage der "Washington Post" und des Senders NBC dem Präsidenten kein Wort mehr, wenn es um die Pandemie geht. Deshalb hat Donald Trump gute Nachrichten dringend nötig - sein Management in der Coronakrise droht ihm bei diesen Präsidentschaftswahlen auf die Füße zu fallen.
Die Vorsitzende des Republican National Congress erklärte im Sender Fox News, Donald Trump werde auf dem Parteitag erläutern, wie sich das Leben der Menschen unter seiner Führung verbessert habe, so Ronna McDaniel.
Trump und Familie ganz im Mittelpunkt des Parteitags
Trump warf den Demokraten vor, auf ihrem Parteitag in der letzten Woche ein viel zu düsteres Bild von der Lage in den USA gezeichnet zu haben. Er werde für einen Parteitag der Zuversicht sorgen. Weil Trump die Convention der Republikaner erst spät wegen der Corona-Krise von Charlotte in North Carolina nach Jacksonville in Florida verlegte, um ihn dann unter massivem Druck auch dort abzusagen, mussten sämtliche Pläne für das ursprünglich vorgesehene Mega-Event geändert werden.
Die Republikaner planen nun eine gemischte Variante mit etwa 300 Delegierten und einem jeweils zweieinhalbstündigen Livestream an allen vier Tagen. Donald Trump will täglich eine Rede halten und sich selbst und seine Familie ganz in den Mittelpunkt dieses Parteitages stellen – seine Nominierung ist bereits für diesen Montag vorgesehen.