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Vor UEFA-Treffen
Kritik an Reform der Champions League

Ursprünglich wollte das UEFA-Exekutivkomitee bei seiner Sitzung am Mittwoch über die umstrittene Reform der Champions-League ab 2024 abstimmen. Doch die Abstimmung wurde auf den 19. April vertagt. Der Grund ist offenbar ein Streit zwischen UEFA und der Klubvereinigung ECA.

Von Maximilian Rieger und Matthias von Lieben |
Ein Ball aus der Saison 2019/20 der Champions League
Ab 2024 soll die Königsklasse von 32 auf 36 Teams aufgestockt werden. (www.imago-images.de)
Die Champions League steht vor der größten Veränderung seit zwei Jahrzehnten. Ab 2024 soll die Königsklasse von 32 auf 36 Teams aufgestockt werden. Die bisherigen Gruppen in der Vorrunde entfallen.
Stattdessen soll es nur noch eine Tabelle mit allen Klubs geben – die Vereine spielen aber nicht jeder gegen jeden, sondern bekommen zehn verschieden starke Gegner zugelost. Die Punkte werden zusammengerechnet. Die besten acht Teams erreichen direkt das Achtelfinale, die folgenden 16 Klubs in der Tabelle spielen in einem Playoff die restlichen acht Teilnehmer aus.

Ein Zugeständnis an Top-Klubs

"Das neue Format wird ein durchgehend spannendes Narrativ bieten. Und am wichtigsten: Es ermöglicht langfristiges Überleben und Wachstum für alle Klubs – klein und groß, während der Zugang für alle offen und demokratisch bleibt", preist der stellvertretende Generalsekretär der UEFA, Giorgio Marchetti, die Reform an.
Es ist aber vor allem ein Zugeständnis an Top-Klubs, die seit Jahren mit einer eigenen Super-League drohen. Durch das neue sogenannte "Schweizer Modell" soll jetzt die Zahl der Spiele pro Verein steigen – und damit auch die Einnahmen.
Laut Recherchen der Sportschau haben aber mehrere Nationalverbände, darunter England, ihre Bedenken gegen die Reform geäußert. Hauptkritikpunkte: Durch die vielen Spiele könnten nationale Wettbewerbe leiden und die Belastung der Spieler weiter steigen.
Zudem soll ein Teil der vier zusätzlichen Startplätze über eine Zehn-Jahres-Rangliste vergeben werden – erfolgreiche Teams wie der FC Bayern könnten damit selbst dann an der Champions League teilnehmen, wenn sie in einer Bundesliga-Saison nur Fünfter werden.
Der europäische Ligaverband fordert außerdem, dass mehr Geld an die Vereine fließt, die nicht an europäischen Wettbewerben teilnehmen. Die Spreizung zwischen Top-Klubs und den Mittelklasseteams würde sonst immer weiter steigen.

Kritik von Fan-Organistationen

Auch die Fanorganisation "Unser Fußball" schließt sich der Kritik an. Der DFB und die DFL sollten sich klar gegen die Pläne stellen, fordert die Initiative. Bis jetzt ist das noch nicht passiert. Mit DFB-Vize-Rainer Koch stimmt nämlich auch ein deutscher Vertreter im UEFA-Exekutivkomitee über die Reform ab.
Uneinigkeit herrscht laut übereinstimmenden Medienberichten noch über die Vermarktungsrechte der neuen Champions League. Laut dem britischen Sport-Digitalmagazin "The Athletic" sowie der "Sportschau" soll die Klubvereinigung ECA, die vor allem die Interessen der großen Klubs vertritt, ein größeres Mitspracherecht beim Verkauf und der Vermarktung der kommerziellen Rechte verlangen.
Konkret fordert sie demnach, dass alle Fernsehverträge oder Geschäfte mit Sponsoren über die ECA laufen sollen, während die Organisation des sportlichen Wettbewerbs bei der UEFA verbleibt. Wie die UEFA am Dienstag mitgeteilt hat, soll ein offizieller Beschluss nun erst am 19. April gefällt werden, um - Zitat - "die laufenden Diskussionen abzuschließen".
Anmerkung: Wir haben Teaser und Text angepasst, um die Verschiebung der Entscheidung in den April abzubilden.