Ein funktionaler Klassenraum in einem Plattenbau in Rostock-Lichtenhagen. Die Tische stehen in drei Reihen zur Tafel ausgerichtet, alles spricht für frontalen Unterricht. Nur die indische Klangschale auf dem Lehrertisch passt irgendwie nicht dazu. 20 Schulleiter aus Rostock und dem Landkreis sind gekommen zur Inklusionsfortbildung.
"Zufrieden sind wir eben nicht. Wir lechzen danach, dass wir immer noch irgendwelche Hinweise bekommen, weil der Alltag doch zeigt, dass es nicht so einfach ist."
Erzählt die Grundschulleiterin Kati Fröhlich und packt ihre Federtasche aus.
"Vor allem brauchen wir ganz viel Hilfe und Unterstützung, was auch die Stunden betrifft, die man mehr haben müsste und die Helfer, die man mehr haben müsste."
Und auch für Ortwin Ackermann, der die regionale Schule in Lalendorf im Landkreis Rostock leitet, sind es die ganz konkreten Umsetzungsfragen, die ihn hierher führen. Ganz oben auf seiner Liste steht die Frage: Wer soll das bezahlen?
"Es wird immer so ein bisschen abgetan: Alle wollen nur mehr Geld haben. Aber solange darüber nicht geredet wird, glaube ich, wird es nicht funktionieren. Wir können jetzt schon die Dinge, die wir für den normalen Unterricht brauchen, nicht mehr bezahlen. Ich kenne in unserem Umkreis keine Schulträgergemeinde, die noch einen ausgeglichenen Haushalt hat und die Schule so ausstattet, wie sie das eigentlich müsste bei allen Anstrengungen."
"Lenken und Leiten in Inklusionsprozessen" so ist diese Fortbildung überschrieben. Und die Referentinnen erzählen, dass in jedem Lehrerzimmer drei Fraktionen zu finden sind: die aktiven Unterstützer, die, die resigniert haben, und die Widerständler. In kleinen Gruppen sollen die Schulleiter sich austauschen, wie sie ihre Kollegen überzeugen können, wie sie ihren Einfluss in Veränderungsprozessen vergrößern.
Doch die Diskussion unter den Schulleitern ist viel konkreter: Seit drei Jahren werden in Mecklenburg-Vorpommern lernbehinderte Schüler bereits im gemeinsamen Unterricht in den Grundschulen unterrichtet.
"Und manchmal steht man wirklich da und sagt: So, wie werde ich jetzt diesem Kind gerecht, damit es auch mitkommt und nicht versagt oder Schulfrust bekommt, weil es eben die dritte Sechs in diesem Monat erhält."
"Wir bekommen derzeit für einen halbseitig gelähmten Jungen sechs Stunden einen Inklusionshelfer an die Seite, damit haben wir die Sportstunden und die Werkenstunden abgedeckt. Mehr nicht."
Und noch eine andere Frage treibt die Schulleiter um: Wohin sollen sie ihre Schüler nach der vierten Klasse schicken? Die regionalen Schulen sind nicht auf die Kinder mit erhöhtem Förderbedarf in den Bereichen Lernen, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung vorbereitet und verweisen an die noch existierenden Förderschulen. Die Referentin vom Landesinstitut für Qualitätsentwicklung, Miriam Haferkamp, die die Fortbildungen für Schulleiter betreut:
"Ich glaube Abwehr hat auch viel mit Verunsicherung zu tun. Und unsere Aufgabe ist es jetzt im Land nochmal Sicherheit zu geben, das versuchen wir mit diesen Fortbildungen. Inklusive Schule und Unterrichtsentwicklung ist kein neues Modewort, sondern ganz viel davon macht Ihr alltäglich schon an Euren Schulen, was Ihr jetzt an Know-how noch benötigt, versuchen wir anzubieten. Und ich glaube, wenn es uns gelingt, diese Verunsicherung ein wenig herauszunehmen und die Sicherheit nochmal zu stärken, dass vielleicht die Motivation, die bei einigen im Moment etwas brüchig noch ist - weil sie sagen: wir brauchen da mehr Klarheit -, auch steigen wird."
Doch auch die Weiterbildungen, die im Juni starten und für die das Land 175.000 Euro zur Verfügung stellt, richten sich erst einmal nur an etwa 200 Grundschullehrer. Die Kurse umfassen 120 Stunden und werden nachmittags und in den Ferien stattfinden, damit nicht noch mehr Unterricht ausfällt. Beim sogenannten Inklusionskongress am Wochenende machte Bildungsminister Matthias Brodkorb deutlich, dass es ihm vor allem um die Praxis geht:
"Das war ein ganz großer Wunsch von mir, dass wir in diese Weiterbildung eben auch große Phasen der Praxisreflexion mit einbauen, auch der Diskussion unter den Kollegen. Weil ich glaube, dass Kollegen, die Erfahrung haben in diesem Segment, wenn die miteinander sprechen, sich wahrscheinlich auf konkrete Fälle bezogen mehr helfen können gegenseitig, als wenn jemand noch fünf Vorlesungen hört über die Geschichte der Sonderpädagogik oder so."
Voraussichtlich Anfang des nächsten Jahres wird der Landtag in Mecklenburg-Vorpommern entscheiden, wie die Inklusion im Land umgesetzt wird und ob in Zukunft noch Förderschulen existieren.
"Es geht wirklich um die konkreten Dinge: Wie wird zieldifferenter Unterricht gemacht? An welcher Stelle beginne ich wirklich differenzierte Bewertung zu machen? Die Kinder werden sich unterschiedlich schnell bewegen und die schnellen werden uns davon eilen und die langsamen müssen wir auch mitnehmen. Wie wir am Ende diesen Spagat aushalten in einem System, die Frage kann ich mir noch nicht beantworten."
Sagt der Schulleiter Ortwin Ackermann nach zweieinhalb Stunden Fortbildung und verweist auf ein Plakat, das im Flur hängt: "Inklusion ist Vision und Zumutung" steht darauf.
"Zufrieden sind wir eben nicht. Wir lechzen danach, dass wir immer noch irgendwelche Hinweise bekommen, weil der Alltag doch zeigt, dass es nicht so einfach ist."
Erzählt die Grundschulleiterin Kati Fröhlich und packt ihre Federtasche aus.
"Vor allem brauchen wir ganz viel Hilfe und Unterstützung, was auch die Stunden betrifft, die man mehr haben müsste und die Helfer, die man mehr haben müsste."
Und auch für Ortwin Ackermann, der die regionale Schule in Lalendorf im Landkreis Rostock leitet, sind es die ganz konkreten Umsetzungsfragen, die ihn hierher führen. Ganz oben auf seiner Liste steht die Frage: Wer soll das bezahlen?
"Es wird immer so ein bisschen abgetan: Alle wollen nur mehr Geld haben. Aber solange darüber nicht geredet wird, glaube ich, wird es nicht funktionieren. Wir können jetzt schon die Dinge, die wir für den normalen Unterricht brauchen, nicht mehr bezahlen. Ich kenne in unserem Umkreis keine Schulträgergemeinde, die noch einen ausgeglichenen Haushalt hat und die Schule so ausstattet, wie sie das eigentlich müsste bei allen Anstrengungen."
"Lenken und Leiten in Inklusionsprozessen" so ist diese Fortbildung überschrieben. Und die Referentinnen erzählen, dass in jedem Lehrerzimmer drei Fraktionen zu finden sind: die aktiven Unterstützer, die, die resigniert haben, und die Widerständler. In kleinen Gruppen sollen die Schulleiter sich austauschen, wie sie ihre Kollegen überzeugen können, wie sie ihren Einfluss in Veränderungsprozessen vergrößern.
Doch die Diskussion unter den Schulleitern ist viel konkreter: Seit drei Jahren werden in Mecklenburg-Vorpommern lernbehinderte Schüler bereits im gemeinsamen Unterricht in den Grundschulen unterrichtet.
"Und manchmal steht man wirklich da und sagt: So, wie werde ich jetzt diesem Kind gerecht, damit es auch mitkommt und nicht versagt oder Schulfrust bekommt, weil es eben die dritte Sechs in diesem Monat erhält."
"Wir bekommen derzeit für einen halbseitig gelähmten Jungen sechs Stunden einen Inklusionshelfer an die Seite, damit haben wir die Sportstunden und die Werkenstunden abgedeckt. Mehr nicht."
Und noch eine andere Frage treibt die Schulleiter um: Wohin sollen sie ihre Schüler nach der vierten Klasse schicken? Die regionalen Schulen sind nicht auf die Kinder mit erhöhtem Förderbedarf in den Bereichen Lernen, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung vorbereitet und verweisen an die noch existierenden Förderschulen. Die Referentin vom Landesinstitut für Qualitätsentwicklung, Miriam Haferkamp, die die Fortbildungen für Schulleiter betreut:
"Ich glaube Abwehr hat auch viel mit Verunsicherung zu tun. Und unsere Aufgabe ist es jetzt im Land nochmal Sicherheit zu geben, das versuchen wir mit diesen Fortbildungen. Inklusive Schule und Unterrichtsentwicklung ist kein neues Modewort, sondern ganz viel davon macht Ihr alltäglich schon an Euren Schulen, was Ihr jetzt an Know-how noch benötigt, versuchen wir anzubieten. Und ich glaube, wenn es uns gelingt, diese Verunsicherung ein wenig herauszunehmen und die Sicherheit nochmal zu stärken, dass vielleicht die Motivation, die bei einigen im Moment etwas brüchig noch ist - weil sie sagen: wir brauchen da mehr Klarheit -, auch steigen wird."
Doch auch die Weiterbildungen, die im Juni starten und für die das Land 175.000 Euro zur Verfügung stellt, richten sich erst einmal nur an etwa 200 Grundschullehrer. Die Kurse umfassen 120 Stunden und werden nachmittags und in den Ferien stattfinden, damit nicht noch mehr Unterricht ausfällt. Beim sogenannten Inklusionskongress am Wochenende machte Bildungsminister Matthias Brodkorb deutlich, dass es ihm vor allem um die Praxis geht:
"Das war ein ganz großer Wunsch von mir, dass wir in diese Weiterbildung eben auch große Phasen der Praxisreflexion mit einbauen, auch der Diskussion unter den Kollegen. Weil ich glaube, dass Kollegen, die Erfahrung haben in diesem Segment, wenn die miteinander sprechen, sich wahrscheinlich auf konkrete Fälle bezogen mehr helfen können gegenseitig, als wenn jemand noch fünf Vorlesungen hört über die Geschichte der Sonderpädagogik oder so."
Voraussichtlich Anfang des nächsten Jahres wird der Landtag in Mecklenburg-Vorpommern entscheiden, wie die Inklusion im Land umgesetzt wird und ob in Zukunft noch Förderschulen existieren.
"Es geht wirklich um die konkreten Dinge: Wie wird zieldifferenter Unterricht gemacht? An welcher Stelle beginne ich wirklich differenzierte Bewertung zu machen? Die Kinder werden sich unterschiedlich schnell bewegen und die schnellen werden uns davon eilen und die langsamen müssen wir auch mitnehmen. Wie wir am Ende diesen Spagat aushalten in einem System, die Frage kann ich mir noch nicht beantworten."
Sagt der Schulleiter Ortwin Ackermann nach zweieinhalb Stunden Fortbildung und verweist auf ein Plakat, das im Flur hängt: "Inklusion ist Vision und Zumutung" steht darauf.