Vorlesung im Großen Hörsaal der Würzburger Anatomie. Aber dieses Mal stehen keine Organsysteme oder Zellstrukturen auf dem Programm, sondern das Thema "Prüfungsangst". Dominik, Medizinstudent im ersten Semester, hört aufmerksam zu. Vor einer Woche hat der 19-jährige seine ersten Uni-Klausuren geschrieben: Chemie und Biologie.
"Ja, man war aufgeregt, zittrig und hatte ein Kribbeln im Bauch und gerade bei Rechenaufgaben oder so denkt man schon: die anderen schreiben ja schon alle, die wissen, wie das geht und man selber nicht. Es war schon ein Unterschied im Vergleich zur Schule. Man wusste in der Schule immer genau, was auf einen zukommt, konnte das abschätzen und hier war es das komplette Gegenteil. "
Dominik ist kein Einzelfall. Die Erfahrung der Psychologin Silke Neuderth vom Würzburger Institut für Psychotherapie zeigt: Studierende der Fächer Medizin- und zum Beispiel auch Jura sind besonders gefährdet.
"Die waren in der Schule fit. Die hatten wenig Schwierigkeiten mit dem Lernen und merken jetzt an der Uni, dass die Anforderungen doch um einiges höher sind und oft entsteht genau an dieser Schwelle Prüfungsangst. Die Stoffmenge ist besonders groß, das was man lernt wird nicht kontinuierlich überprüft. Man hat auch herausgefunden, dass Prüfungsangst mit sehr hohen Ansprüchen zum Beispiel von Seiten der Eltern im Zusammenhang steht. "
Die Therapiesprechstunden an der Würzburger Uni sind voller Studierender, bei denen die Prüfungsangst schon akut ist - zum Teil weit über ein erträgliches Maß hinaus:
"So ein bisschen Aufregung vor der Prüfung, das ist natürlich super, weil alleine durch die Aufregung werden wir auch zu Höchstleistungen fähig. Prüfungsangst ist es dann, wenn der Leidendruck sehr stark ist und wenn der Student durch diese Angst ein Vermeidungsverhalten an den Tag legt, was dazu führt: Er geht zu den Prüfungen nicht hin, weigert sich, Referate zu halten und wird dann letztendlich auch seinen Studienerfolg gefährden. "
Bis zum Studienabbruch können die Symptome führen. Jetzt will Psychologin Silke Neuderth das Problem an der Wurzel packen.
"Das Ziel des Projekts ist es, möglichst frühzeitig was gegen die Prüfungsangst zu tun, also bevor sie kommt. Deshalb werden wir auch gleich bei den Studenten im ersten Semester ansetzen und ich denke schon, dass dies das Innovative an diesem Projekt ist. Zum einen wird eine Vorlesungsreihe durchgeführt, es geht dabei um Themen, die bedeutsam für effizientes Studieren sind. Zum Beispiel: realistische Ziele zu setzen, sich zum Arbeiten zu motivieren, Zeitmanagement. Wie lerne ich? "
Begleitet werden die vier Semestervorlesungen von Tutorien. In Kleingruppen erhalten die Anfänger praktische Hilfe durch 30 Betreuer aus höheren Semestern - Oskar Kuhnert zum Beispiel. Nach sechs Semestern Medizin weiß der Tutor ziemlich genau, was Zeitmanagement mit Prüfungsangst zu tun hat:
"Die Prüfungsangst selbst entsteht ja meist dann, wenn man sich nicht adäquat vorbereiten kann oder es nicht geschafft hat. Das äußert sich in der Prüfung, man ist vollkommen nervös und genau dem wollen wir entgegenwirken, ganz konkret. Ich erstelle Pläne anhand von Masken für diejenigen, die dann kommen. Einen Perspektivenplan: "was will ich erreichen?"´, dann die Wochen durchplanen: "´was will ich in den Wochen schaffen, welches Kapitel im Buch?", dann runtergebrochen auf den Tag: "wie teile ich mir Lernzeiten ein, wie zerstückle ich Stoff, um ihn zu schaffen, um das zu bewältigen?""
Wie der Druck am eigentlichen Prüfungstag zu meistern ist, das will Medizinstudentin Cornelia Merz in ihrem Tutorium vermitteln: Da werden mündliche Prüfungen simuliert und es gibt Tipps, wie man sich beruhigen kann, kurz bevor es ernst wird.
"Vor dieser Prüfungssituation, ich denke mal, jeder kennt das: Der eine sagt "weißt du das und das? Das ist unbedingt wichtig!" und da gibt es ja kleine Tricks, um da ein bisschen die Ruhe zu bewahren, dass man sich dessen, was man gelernt hat, bewusst ist. Und wer das davor einfach nicht ertragen kann, der sollte möglichst spät hinkommen, natürlich rechtzeitig, aber vielleicht noch einen Spaziergang draußen machen und nicht unbedingt in diesem Tumult da mitmischen. "
Finanziert wird das Würzburger Projekt gegen Prüfungsangst durch Studiengebühren: rund 60.000 Euro für zunächst zwei Semester. Bei guter Resonanz soll das Modell zur Dauereinrichtung und ausgeweitet werden. Denn bisher ist das Projekt beschränkt auf die - in Anführungszeichen - "Risikofächer" Medizin, Jura und Wirtschaftswissenschaften.
"Ja, man war aufgeregt, zittrig und hatte ein Kribbeln im Bauch und gerade bei Rechenaufgaben oder so denkt man schon: die anderen schreiben ja schon alle, die wissen, wie das geht und man selber nicht. Es war schon ein Unterschied im Vergleich zur Schule. Man wusste in der Schule immer genau, was auf einen zukommt, konnte das abschätzen und hier war es das komplette Gegenteil. "
Dominik ist kein Einzelfall. Die Erfahrung der Psychologin Silke Neuderth vom Würzburger Institut für Psychotherapie zeigt: Studierende der Fächer Medizin- und zum Beispiel auch Jura sind besonders gefährdet.
"Die waren in der Schule fit. Die hatten wenig Schwierigkeiten mit dem Lernen und merken jetzt an der Uni, dass die Anforderungen doch um einiges höher sind und oft entsteht genau an dieser Schwelle Prüfungsangst. Die Stoffmenge ist besonders groß, das was man lernt wird nicht kontinuierlich überprüft. Man hat auch herausgefunden, dass Prüfungsangst mit sehr hohen Ansprüchen zum Beispiel von Seiten der Eltern im Zusammenhang steht. "
Die Therapiesprechstunden an der Würzburger Uni sind voller Studierender, bei denen die Prüfungsangst schon akut ist - zum Teil weit über ein erträgliches Maß hinaus:
"So ein bisschen Aufregung vor der Prüfung, das ist natürlich super, weil alleine durch die Aufregung werden wir auch zu Höchstleistungen fähig. Prüfungsangst ist es dann, wenn der Leidendruck sehr stark ist und wenn der Student durch diese Angst ein Vermeidungsverhalten an den Tag legt, was dazu führt: Er geht zu den Prüfungen nicht hin, weigert sich, Referate zu halten und wird dann letztendlich auch seinen Studienerfolg gefährden. "
Bis zum Studienabbruch können die Symptome führen. Jetzt will Psychologin Silke Neuderth das Problem an der Wurzel packen.
"Das Ziel des Projekts ist es, möglichst frühzeitig was gegen die Prüfungsangst zu tun, also bevor sie kommt. Deshalb werden wir auch gleich bei den Studenten im ersten Semester ansetzen und ich denke schon, dass dies das Innovative an diesem Projekt ist. Zum einen wird eine Vorlesungsreihe durchgeführt, es geht dabei um Themen, die bedeutsam für effizientes Studieren sind. Zum Beispiel: realistische Ziele zu setzen, sich zum Arbeiten zu motivieren, Zeitmanagement. Wie lerne ich? "
Begleitet werden die vier Semestervorlesungen von Tutorien. In Kleingruppen erhalten die Anfänger praktische Hilfe durch 30 Betreuer aus höheren Semestern - Oskar Kuhnert zum Beispiel. Nach sechs Semestern Medizin weiß der Tutor ziemlich genau, was Zeitmanagement mit Prüfungsangst zu tun hat:
"Die Prüfungsangst selbst entsteht ja meist dann, wenn man sich nicht adäquat vorbereiten kann oder es nicht geschafft hat. Das äußert sich in der Prüfung, man ist vollkommen nervös und genau dem wollen wir entgegenwirken, ganz konkret. Ich erstelle Pläne anhand von Masken für diejenigen, die dann kommen. Einen Perspektivenplan: "was will ich erreichen?"´, dann die Wochen durchplanen: "´was will ich in den Wochen schaffen, welches Kapitel im Buch?", dann runtergebrochen auf den Tag: "wie teile ich mir Lernzeiten ein, wie zerstückle ich Stoff, um ihn zu schaffen, um das zu bewältigen?""
Wie der Druck am eigentlichen Prüfungstag zu meistern ist, das will Medizinstudentin Cornelia Merz in ihrem Tutorium vermitteln: Da werden mündliche Prüfungen simuliert und es gibt Tipps, wie man sich beruhigen kann, kurz bevor es ernst wird.
"Vor dieser Prüfungssituation, ich denke mal, jeder kennt das: Der eine sagt "weißt du das und das? Das ist unbedingt wichtig!" und da gibt es ja kleine Tricks, um da ein bisschen die Ruhe zu bewahren, dass man sich dessen, was man gelernt hat, bewusst ist. Und wer das davor einfach nicht ertragen kann, der sollte möglichst spät hinkommen, natürlich rechtzeitig, aber vielleicht noch einen Spaziergang draußen machen und nicht unbedingt in diesem Tumult da mitmischen. "
Finanziert wird das Würzburger Projekt gegen Prüfungsangst durch Studiengebühren: rund 60.000 Euro für zunächst zwei Semester. Bei guter Resonanz soll das Modell zur Dauereinrichtung und ausgeweitet werden. Denn bisher ist das Projekt beschränkt auf die - in Anführungszeichen - "Risikofächer" Medizin, Jura und Wirtschaftswissenschaften.