Der, auf den alle ungeduldig gewartet hatten, kam nicht. Christoph Schlingensief musste plötzlich wieder ins Krankenhaus, zu neuerlichen Untersuchungen. Steht es also gerade wieder ernster um ihn, als wir alle ahnen? Wäre es also nicht an der Zeit für Susanne Gaensheimer, die Kuratorin des deutschen Pavillons auf der Biennale von Venedig, eine Alternative in Erwägung zu ziehen?
Susanne Gaensheimer wies dies entschieden zurück:
"Seit vier Jahren lebt und arbeitet er mit dieser Krankheit, es gibt keinen Anlass, irgendwelche Zukunftsprognosen jetzt zu machen, und es gibt überhaupt keinen Anlass, von einem Plan B zu sprechen und jetzt diese Überlegungen anzustellen."
Noch einmal begründete die Direktorin des Frankfurter Museums für Moderne Kunst, warum sie sich für Christoph Schlingensief als Pavillon gestaltender Künstler entschieden hat: Er sei ein Gesamtkünstler, der sich stets rückhaltlos gegenüber der Gesellschaft und sich selbst verhalte, der entscheidende soziale Fragen aufwerfe und dabei alle gewohnten Grenzen und Genres überschreite. Außerdem charakterisiere ihn die so unschätzbare Fähigkeit der Selbstreflexion.
"Ich persönlich halte gerade diese Fähigkeit zur Wandlung zur Auflösung von Grenzen und Definitionen, ich halte das alles für sehr wichtig, gerade für den deutschen Pavillon. Ich glaube, dass Christoph Schlingensief ein Künstler ist, dem es gelingen wird, in diesem Haus irgendwas zu machen, ich weiß noch gar nicht was, aber es wird uns auf alle Fälle überraschen und glaube, dass es auch wirklich eine neue Erfahrungsdimension in dieses Haus hinein bringen wird. Ich glaube, dass die soziale Komponente eine sehr große Rolle spielt, es wird über die gesamte Laufzeit der Biennale eben auch mitbedacht werden, dass es ein Publikum gibt, das man einbeziehen kann und will."
Schlingensief, der Kommunikator, der Provokateur, der schon dadurch soziale Relevanz schafft, indem er die Leute zum Diskutieren bringt. Allein seine Berufung für Venedig hat eine Menge bewirkt, bis hin zur Forderung, den deutschen Pavillon als faschistische Architektur endlich abzureißen. Doch die Wirkung, die sich Frau Gaensheimer von Schlingensief verspricht, soll mehr sein als Anti-Nazi-Attacke oder die schlichte und in Venedig schon oft geübte Vergangenheitsbearbeitung. Sie erwartet von ihm:
"Eine Demonumentalisierung, und zwar eine, die weit über das Thema der Architektur und der Architekturgeschichte dieses Hauses hinausgeht. Und ich bin überzeugt, dass das stattfinden wird. Und außerdem bin ich überzeugt davon, dass die vorhin angesprochenen Themen, die Entgrenzung der Kunst und die soziale Dimension der Kunst heute wichtiger sind denn je."
Das klingt alles ziemlich plausibel, auch wenn nicht zu leugnen ist, dass Frau Gaensheimer in Bezug auf Schlingensief offenbar ziemliche Heilerwartungen pflegt. In einem gewissen Sinn ist seine Ernennung sogar eine sichere Karte: Er wird von sich reden machen, er wird den deutschen Pavillon ins Zentrum des Interesses rücken, er wird das gefundene Fressen für die Fernsehmeute und die Journalisten servieren. Dass Frau Gaensheimer immer noch nicht so genau weiß, was er denn jetzt eigentlich für Venedig plant, liegt wohl in der Natur der Sache selbst: Es hat mit der Unberechenbarkeit dieses Künstlers zu tun:
"Die Sache ist einfach die, dass man bei Christoph Schlingensief nie sicher sein kann, dass er nicht morgen seine Meinung total ändert, und alles noch mal neu denkt. Und das sogar fünfmal und dann noch mal eine Woche vor der Eröffnung."
Aber irgendwie bekam man heute den Eindruck, dass Susanne Gaensheimer ziemlich angefixt ist und dass sie dieses Risiko spielen will. Das war der eigentlich überraschende Aspekt dieser Frankfurter Pressekonferenz, mit abwesender Hauptfigur. Plötzlich sah und hörte man eine ganz andere Susanne Gaensheimer. Sie wirkte mitreißend und leidenschaftlich. Sie setzt alles auf eine Karte. Das mitzuerleben, war die Sache schon wert.
Und es schürt eine nicht zu leugnende Vorfreude, auf Venedig, auf Schlingensief, auf den deutschen Pavillon, auf das demonumentalisierende Spektakel.
Susanne Gaensheimer wies dies entschieden zurück:
"Seit vier Jahren lebt und arbeitet er mit dieser Krankheit, es gibt keinen Anlass, irgendwelche Zukunftsprognosen jetzt zu machen, und es gibt überhaupt keinen Anlass, von einem Plan B zu sprechen und jetzt diese Überlegungen anzustellen."
Noch einmal begründete die Direktorin des Frankfurter Museums für Moderne Kunst, warum sie sich für Christoph Schlingensief als Pavillon gestaltender Künstler entschieden hat: Er sei ein Gesamtkünstler, der sich stets rückhaltlos gegenüber der Gesellschaft und sich selbst verhalte, der entscheidende soziale Fragen aufwerfe und dabei alle gewohnten Grenzen und Genres überschreite. Außerdem charakterisiere ihn die so unschätzbare Fähigkeit der Selbstreflexion.
"Ich persönlich halte gerade diese Fähigkeit zur Wandlung zur Auflösung von Grenzen und Definitionen, ich halte das alles für sehr wichtig, gerade für den deutschen Pavillon. Ich glaube, dass Christoph Schlingensief ein Künstler ist, dem es gelingen wird, in diesem Haus irgendwas zu machen, ich weiß noch gar nicht was, aber es wird uns auf alle Fälle überraschen und glaube, dass es auch wirklich eine neue Erfahrungsdimension in dieses Haus hinein bringen wird. Ich glaube, dass die soziale Komponente eine sehr große Rolle spielt, es wird über die gesamte Laufzeit der Biennale eben auch mitbedacht werden, dass es ein Publikum gibt, das man einbeziehen kann und will."
Schlingensief, der Kommunikator, der Provokateur, der schon dadurch soziale Relevanz schafft, indem er die Leute zum Diskutieren bringt. Allein seine Berufung für Venedig hat eine Menge bewirkt, bis hin zur Forderung, den deutschen Pavillon als faschistische Architektur endlich abzureißen. Doch die Wirkung, die sich Frau Gaensheimer von Schlingensief verspricht, soll mehr sein als Anti-Nazi-Attacke oder die schlichte und in Venedig schon oft geübte Vergangenheitsbearbeitung. Sie erwartet von ihm:
"Eine Demonumentalisierung, und zwar eine, die weit über das Thema der Architektur und der Architekturgeschichte dieses Hauses hinausgeht. Und ich bin überzeugt, dass das stattfinden wird. Und außerdem bin ich überzeugt davon, dass die vorhin angesprochenen Themen, die Entgrenzung der Kunst und die soziale Dimension der Kunst heute wichtiger sind denn je."
Das klingt alles ziemlich plausibel, auch wenn nicht zu leugnen ist, dass Frau Gaensheimer in Bezug auf Schlingensief offenbar ziemliche Heilerwartungen pflegt. In einem gewissen Sinn ist seine Ernennung sogar eine sichere Karte: Er wird von sich reden machen, er wird den deutschen Pavillon ins Zentrum des Interesses rücken, er wird das gefundene Fressen für die Fernsehmeute und die Journalisten servieren. Dass Frau Gaensheimer immer noch nicht so genau weiß, was er denn jetzt eigentlich für Venedig plant, liegt wohl in der Natur der Sache selbst: Es hat mit der Unberechenbarkeit dieses Künstlers zu tun:
"Die Sache ist einfach die, dass man bei Christoph Schlingensief nie sicher sein kann, dass er nicht morgen seine Meinung total ändert, und alles noch mal neu denkt. Und das sogar fünfmal und dann noch mal eine Woche vor der Eröffnung."
Aber irgendwie bekam man heute den Eindruck, dass Susanne Gaensheimer ziemlich angefixt ist und dass sie dieses Risiko spielen will. Das war der eigentlich überraschende Aspekt dieser Frankfurter Pressekonferenz, mit abwesender Hauptfigur. Plötzlich sah und hörte man eine ganz andere Susanne Gaensheimer. Sie wirkte mitreißend und leidenschaftlich. Sie setzt alles auf eine Karte. Das mitzuerleben, war die Sache schon wert.
Und es schürt eine nicht zu leugnende Vorfreude, auf Venedig, auf Schlingensief, auf den deutschen Pavillon, auf das demonumentalisierende Spektakel.