Noch ist 2014 nicht vorüber. Deshalb spricht die WMO auch nur von einem vorläufigen Jahresrückblick. Doch offenbar neigt sich gerade ein neues Wärme-Rekordjahr dem Ende zu, wie aus dem taufrischen Bericht der Welt-Meteorologieorganisation hervorgeht. Der Marokkaner Omar Baddour ist einer seiner Hauptautoren. Bei der WMO in Genf leitet der Meteorologe die Abteilung für Datenmanagement:
"Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass 2014 das wärmste Jahr der Aufzeichnungen wird. Bis Oktober sah alles danach aus. Seit wenigen Tagen haben wir zudem erste Informationen über den November - der war auch wärmer als üblich! Bleibt also noch der Dezember, der kühler werden könnte. Aber unsere Daten zeigen, dass der Ozean zur Zeit Rekordmengen an Wärmeenergie speichert, die er jetzt wieder an die Atmosphäre abgeben kann. Wahrscheinlich wird daher auch der Dezember mild und 2014 das bisher wärmste Jahr."
Bis Oktober betrug die globale Durchschnittstemperatur in Bodennähe knapp 14,6 Grad Celsius. Damit liegt 2014 ein zehntel Grad über dem Mittelwert für die letzten zehn Jahre.
Bemerkenswert sind vor allem die jüngsten Messergebnisse aus den Weltmeeren, so Baddour:
"Mittelt man die Temperaturwerte für den Atlantik, den Pazifik, den Indischen Ozean und das Mittelmeer, dann sieht man: Genauso wie die Kontinente erwärmen sich auch die Ozeane immer weiter. 2014 war bis hierhin das Jahr mit der höchsten globalen Meeresoberflächen-Temperatur."
Inzwischen sind die Weltmeere laut dem neuen WMO-Report bereits ein halbes Grad wärmer als um das Jahr 1980 herum.
Nord-Meere im Sommer unerklärlich warm
2014 hielt dabei eine Überraschung bereit: Zwischen Juni und Oktober waren Nordatlantik und Nordpazifik ungewöhnlich warm, ja sogar unerklärlich warm:
"Das ist auch der Grund dafür, dass der Ozean in diesem Jahr insgesamt besonders warm ist. Warum die Meerestemperaturen auf der Nordhalbkugel derzeit so hoch sind - diese Frage versuchen Forscher jetzt zu beantworten. Im Moment wissen wir es noch nicht."
Bemerkenswert war 2014 auch durch die Vielzahl von extremen Wetterereignissen:
"Ungewöhnlich häufig waren Überschwemmungen auf fast allen Kontinenten. In Afrika, Europa, Asien, Südamerika und in den USA. Es waren viel mehr als in den Jahren davor."
Damit verbunden waren oftmals Rekord-Niederschlagsmengen, und das auch in Europa. Um nur einige Beispiele aus dem neuen WMO-Bericht zu nennen:
Auf dem Balkan fiel im September zweieinhalb Mal so viel Regen wie sonst üblich. In Süd-Frankreich sogar die drei- bis vierfache Menge. Und in Teilen der Türkei mehr als das Fünffache. Marokko erlebte vier November-Tage mit einer Niederschlagssumme, die normalerweise für das ganze Jahr gut ist. All das ein Indiz für einen erhöhten Feuchtegehalt der Atmosphäre infolge der globalen Erwärmung.
Antarktis-Eis gibt Rätsel auf
Ein Rätsel für Klimaforscher wie Baddour ist auch 2014 geblieben: Warum nimmt die Meereisbedeckung in der Antarktis tief im Süden nicht ab, sondern weiter zu?
"Das ist eine sehr wichtige Frage! Und wir stellen sie uns schon seit drei Jahren. Es gibt Belege dafür, dass die Winde stärker geworden sind, die um die Antarktis herum wehen. Dadurch wird es kälter, und Wasser kann leichter zu Eis gefrieren. Aber ob es wirklich daran liegt, steht noch nicht fest."
Der neue Report der WMO bestätigt, was ihr Generalsekretär Michel Jarraud auch vorher schon betonte. Nachdem die globale Erwärmung zuletzt etwas schwächer geworden ist:
"Die Klimaerwärmung hat sicher nicht aufgehört. Dass sie eine Pause einlegt - solchen Aussagen möchte ich doch energisch widersprechen."