Durch Überhangmandate ist der hessische Landtag auf 137 Sitze angewachsen. Eine deutlichere Mehrheit als Schwarz-Grün hätten Dreier-Bündnisse wie eine Jamaika- oder eine Ampel-Koalition. Schwarz-Rot und Rot-Grün-Gelb, die ebenfalls regieren könnten, gelten als politisch unwahrscheinlich.
Den vorläufigen Zahlen zufolge verlor die seit 1999 regierende CDU 11,3 Punkte auf 27 Prozent, bleibt aber stärkste Kraft. Die SPD gab 10,9 Punkte auf 19,8 Prozent nach. Ebenfalls 19,8 Prozent entfielen auf die Grünen, die damit 8,7 Punkte zulegten. Deutliche Gewinne in Höhe von neun Punkten verzeichnete auch die AfD, die auf 13,1 Prozent kam. Weiterhin im Landtag vertreten sind die FDP mit 7,5 Prozent, was einem Plus von 2,5 Punkten entspricht, sowie die Linke mit 6,3 Prozent nach einem Zuwachs von 1,1 Punkten. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 67 Prozent.
Ministerpräsident Bouffier (CDU) bevorzugt Bündnis mit den Grünen
Ministerpräsident Bouffier hatte am Wahlabend angekündigt, mit Grünen, FDP und SPD zu sprechen. Er bevorzuge jedoch Schwarz-Grün oder eine Jamaika-Koalition mit Grünen und Freien Demokraten.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Buschmann, sagte im Deutschlandfunk (Audio-Link), es sei eine gute Geste von Ministerpräsident Bouffier, mit allen Parteien außer AfD und Linken zu sprechen. Da Schwarz-Grün jedoch eine knappe Mehrheit habe, gehe er davon aus, dass dieses Bündnis weitergeführt werde. Sich "ohne Not aufzudrängen" sei eine kuriose Situation, weil die FDP dann als Koalitionspartner ohne Verhandlungsmacht kaum etwas durchsetzen könne.
Auch der Grünenvorsitzende Habeck sieht gute Chancen für eine Fortsetzung der schwarz-grünen Koalition in Hessen. Die Mehrheit von nur einem Sitz im Parlament stelle kein Problem dar, sagte Habeck im ARD-Fernsehen. Er selbst habe eine solche Konstellation in Schleswig-Holstein schon erlebt. Dagegen stelle er sich eine Jamaika-Koalition mit CDU und FDP in Hessen schwieriger vor. Zwar sei man mit der FDP d'accord, dass man sich für einen liberalen Rechtsstaat einsetzen wolle, in der Umweltpolitik gebe es aber deutliche Diffferenzen.
Grünen-Chefin Baerbock hält Schwarz-Grüne noch nicht für ausgemacht
Die Grünen-Co-Vorsitzende Baerbock sagte dagegen im Deutschlandfunk (Audio-Link), eine Neuauflage von Schwarz-Grün in Hessen sei "noch nicht klare Sache". Wichtig sei vor allem, dass die Grünen weiter ihre Themen umsetzen könnten.
SPD-Spitzenkandidat Schäfer-Gümbel ließ seine politische Zukunft zunächst offen. Am Morgen sagte er im Hessischen Rundfunk, man habe eine wirklich bittere Niederlage erlitten - eine Niederlage, die auch am Tag danach unfassbar sei. Die SPD habe in Hessen Themen gesetzt, und aufgrund des Bundestrends dennoch verloren. Mit Blick auf eine Koalition sagte Schäfer-Gümbel, der Ball liege erst einmal nicht im Spielfeld der SPD. Eine Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP sei eine interessante Alternative - ob diese eine denkbare Option sei, würden Beratungen heute ergeben.