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Vorlesungen auf dem Flur

Beispiele wie die Rütli-Schule in Berlin zeigen, dass von Lehrern zunehmend neue Kompetenzen erwartet werden müssen. Um das Studium effektiver zu machen, gibt es Ansätze wie die geplante Umstellung auf Bachelor und Master oder die Konzentration auf bestimmte Uni-Standorte für die Lehrerausbildung. Kontraproduktiv zu den Bemühungen bewegt sich aber derzeit oft die Praxis der Ausbildung, wie das Beispiel aus Siegen zeigt.

Von Sabine Hammann |
    " Man versucht rein zukommen, gerade die Veranstaltungen, die von vielen Lehramtsstudenten besucht werden müssen. Man sieht schon, die Leute kommen einem im Vorraum bereits entgegen, die Sitzplätze sind überfüllt, die Leute stehen und sitzen auf der Treppe und man kommt gar nicht mehr durch.“

    So wie diesem Studenten ist es in diesen ersten Tagen des Sommersemesters 2006 vielen Lehramtsstudenten in Siegen ergangen. Studierende müssen in Vorlesungen auf dem Flur stehen oder werden aus Seminaren raus geworfen, wie die Lehramtsstudentin Silke Mock:

    " In drei Veranstaltungen wäre ich gerne rein gekommen, zweimal durch Losverfahren ausgeschieden und einmal weil die Liste zu voll war, da hatte ich Platz 120 irgendwas und es wurden 50 Studenten angenommen, Die Liste ging aber bis 180, 190, also den anderen, die nach mir kamen, ging es ganz genau so wie mir.“

    Besonders die Seminare, die didaktische Kenntnisse vermitteln, und deshalb von allen Lehramtsstudenten besucht werden müssen, sind überlaufen. Im erziehungswissenschaftlichen Seminar von Professor Appel fiel Silke Mock dem Los-Pech zum Opfer.

    " Das ist sehr extrem, in einem Seminar, in dem man sinnvoll arbeiten will mit 25 Leuten, vielleicht auch 30, dann 120 zu haben zum Anfang, das ist schon viel, sehr viel. Offensichtlich fehlt es hier an Lehrpersonal und da muss was getan werden.“

    Das muss auch die Dekanin des Fachbereichs, Professorin Insa Fooken bestätigen. Mehrere Dozenten schieden in den vergangenen Semestern aus dem Kollegium aus und wurden nicht ersetzt. Die Zahl der Lehramtstudenten aber wuchs. Tatsächlich studieren in Siegen mit rund 2500 angehenden Lehrern ein Fünftel mehr als noch vor zwei Jahren, so Fooken:

    " Das hängt auch mit falschen Prognosen zusammen, das man immer davon ausgegangen ist, es kommen jetzt schon die geburtenschwachen Jahrgänge in das Studienalter und die Lehramtsstudiengänge, die ja lange Zeit als nicht so attraktiv galten, weil der Lehrerberuf keine Chancen mehr zu bieten schien, die sind wieder attraktiver geworden, wie jeder inzwischen weiß, dass ganze Generationen von Lehrerkollegien geschlossen pensioniert werden und dass eigentlich ein großer Bedarf in nächster Zeit entstehen wird.“

    Die Bedingungen für Lehramtsstudenten verschlechtern sich bundesweit an fast allen Universitäten. Das beobachtet der Verband für Bildung und Erziehung mit Sorge. Fast kriminell nennt Bundesvorsitzender Ludwig Eckinger, die Forderung von Bildungsexperten das Studium im Bologna-Prozess europaweit einheitlich zu verschlanken, während die Kompetenzen, die über die reine Wissensvermittlung hinaus gehen, schon jetzt nicht mehr vermittelt werden können. Er befürchtet durch die Umstellung auf Bachelor und Master eine Entwicklung zum Billiglehrer ohne didaktische Fähigkeiten. Auch Dekanin Insa Fooken in Siegen hält die derzeitige Entwicklung in der Lehrerausbildung für bedenklich:

    " Man glaubt es eigentlich gar nicht, dass in Anbetracht von PISA Studien Ergebnissen eigentlich nicht jedem klar ist, dass eine gute Lehrerausbildung auch eine Investition in Kinder ist, in kindliche Bildungschancen, und das da immer mehr auch reduziert wird und eigentlich die Ausbildung unter Bedingungen stattfindet, die nur noch eine Verwaltung praktisch ist.“

    Die Universitäten Bochum und Bielefeld sind bislang die einzigen in Nordrhein-Westfalen, die Lehrer nach dem neuen Modell Bachelor und Master ausbilden. Schon nach sechs Semestern wird ein Abschluss erworben, der den Einstieg in einen Beruf ermöglichen soll. Wer Lehrer werden möchte, muss bis zum Master weiter studieren. Lehramtsstudentin Silke Mock wird ihr Studium in Siegen noch mit Staatsexamen abschließen.

    " Siegen hat bis jetzt als Oase gegolten der Universitätsstädte, das der Student keine Nummer ist, das der Dozent einen auch kennt, aber ich denke in Siegen ist das auch im Wandel. Es wird Zeit, das man das Studium, denke ich für mich, bewältigt bekomme, damit ich gehen kann, wo es noch erträglich ist. Denn mit den Studentenzahlen, die jetzt aufgenommen werden, wird sich das in den nächsten Semestern drastisch verändern.“
    Beispiele wie die Rütli-Schule in Berlin zeigen, dass von Lehrern zunehmend neue Kompetenzen erwartet werden müssen. Um das Studium effektiver zu machen, gibt es Ansätze wie die geplante Umstellung auf Bachelor und Master oder die Konzentration auf bestimmte Uni-Standorte für die Lehrerausbildung. Kontraproduktiv zu den Bemühungen bewegt sich aber derzeit oft die Praxis der Ausbildung, wie das Beispiel aus Siegen zeigt.

    " Man versucht rein zukommen, gerade die Veranstaltungen, die von vielen Lehramtsstudenten besucht werden müssen. Man sieht schon, die Leute kommen einem im Vorraum bereits entgegen, die Sitzplätze sind überfüllt, die Leute stehen und sitzen auf der Treppe und man kommt gar nicht mehr durch.“

    So wie diesem Studenten ist es in diesen ersten Tagen des Sommersemesters 2006 vielen Lehramtsstudenten in Siegen ergangen. Studierende müssen in Vorlesungen auf dem Flur stehen oder werden aus Seminaren raus geworfen, wie die Lehramtsstudentin Silke Mock.

    " In drei Veranstaltungen wäre ich gerne rein gekommen, zweimal durch Losverfahren ausgeschieden und einmal weil die Liste zu voll war, da hatte ich Platz 120 irgendwas und es wurden 50 Studenten angenommen, Die Liste ging aber bis 180, 190, also den anderen, die nach mir kamen, ging es ganz genau so wie mir.“

    Besonders die Seminare, die didaktische Kenntnisse vermitteln, und deshalb von allen Lehramtsstudenten besucht werden müssen, sind überlaufen. Im erziehungswissenschaftlichen Seminar von Professor Appel fiel Silke Mock dem Los-Pech zum Opfer.

    " Das ist sehr extrem, in einem Seminar in dem man sinnvoll arbeiten will mit 25 Leuten, vielleicht auch 30, dann 120 zu haben zum Anfang, das ist schon viel, sehr viel. Offensichtlich fehlt es hier an Lehrpersonal und da muss was getan werden.“

    Das muss auch die Dekanin des Fachbereichs, Professorin Insa Fooken bestätigen. Mehrere Dozenten schieden in den vergangenen Semestern aus dem Kollegium aus und wurden nicht ersetzt. Die Zahl der Lehramtstudenten aber wuchs. Tatsächlich studieren in Siegen mit rund 2500 angehenden Lehrern ein Fünftel mehr als noch vor zwei Jahren, so Fooken:

    " Das hängt auch mit falschen Prognosen zusammen, dass man immer davon ausgegangen ist, es kommen jetzt schon die geburtenschwachen Jahrgänge in das Studienalter und die Lehramtsstudiengänge, die ja lange Zeit als nicht so attraktiv galten, weil der Lehrerberuf keine Chancen mehr zu bieten schien, die sind wieder attraktiver geworden, wie jeder inzwischen weiß, das ganze Generationen von Lehrerkollegien geschlossen pensioniert werden und dass eigentlich ein großer Bedarf in nächster Zeit entstehen wird.“

    Die Bedingungen für Lehramtsstudenten verschlechtern sich bundesweit an fast allen Universitäten. Das beobachtet der Verband für Bildung und Erziehung mit Sorge. Fast kriminell nennt Bundesvorsitzender Ludwig Eckinger, die Forderung von Bildungsexperten das Studium im Bologna-Prozess europaweit einheitlich zu verschlanken, während die Kompetenzen, die über die reine Wissensvermittlung hinaus gehen, schon jetzt nicht mehr vermittelt werden können. Er befürchtet durch die Umstellung auf Bachelor und Master eine Entwicklung zum Billiglehrer ohne didaktische Fähigkeiten. Auch Dekanin Insa Fooken in Siegen hält die derzeitige Entwicklung in der Lehrerausbildung für bedenklich:

    " Man glaubt es eigentlich gar nicht, dass in Anbetracht von PISA Studien Ergebnissen eigentlich nicht jedem klar ist, dass eine gute Lehrerausbildung auch eine Investition in Kinder ist, in kindliche Bildungschancen, und das da immer mehr auch reduziert wird und eigentlich die Ausbildung unter Bedingungen stattfindet, die nur noch eine Verwaltung praktisch ist.“

    Die Universitäten Bochum und Bielefeld sind bislang die einzigen in Nordrhein-Westfalen, die Lehrer nach dem neuen Modell Bachelor und Master ausbilden. Schon nach sechs Semestern wird ein Abschluss erworben, der den Einstieg in einen Beruf ermöglichen soll. Wer Lehrer werden möchte, muss bis zum Master weiter studieren. Lehramtsstudentin Silke Mock wird ihr Studium in Siegen noch mit Staatsexamen abschließen.

    " Siegen hat bis jetzt als Oase gegolten der Universitätsstädte, dass der Student keine Nummer ist, dass der Dozent einen auch kennt, aber ich denke in Siegen ist das auch im Wandel. Es wird Zeit, dass man das Studium, denke ich für mich, bewältigt bekomme, damit ich gehen kann, wo es noch erträglich ist. Denn mit den Studentenzahlen, die jetzt aufgenommen werden, wird sich das in den nächsten Semestern drastisch verändern.“