"Wir brauchen eine legale, aber befristete Zuwanderung statt eines Konzeptes über die Abwehr von Flüchtlingen", erklärte der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Frithjof Schmidt, im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Notwendig sei eine gemeinsame europäische Asylpolitik, um eine legale Arbeitsmigration etwa in den europäischen Agrarsektor voranzutreiben.
Ähnlich haben sich auch schon andere Politiker geäußert, zuletzt die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung: Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD) betonte in Berlin, unter den Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen, seien teilweise sehr qualifizierte Menschen, für die es auch Arbeitsplätze gebe. Es müssten deshalb mehr Wege eröffnet werden, legal nach Deutschland einzureisen.
Gauck fordert gerechtere Lastenverteilung in Europa
Angesichts der anwachsenden Flüchtlingsströme nach Europa hatte Bundespräsident Joachim Gauck am Montag auf einer Veranstaltung in Berlin zu mehr Solidarität mit den Flüchtlingen aufgerufen. Er betonte, Italien oder Malta trügen nicht alleine die Verantwortung für die Menschen, die an ihren Küsten strandeten. Die Lasten müssten innerhalb Europas "gerechter, transparenter und solidarischer" geteilt werden. Deutschland nimmt zwar in absoluten Zahlen die meisten Menschen auf. "Gemessen an der Bevölkerungszahl aber liegt Deutschland in Europa längst nicht an der Spitze, sondern auf Platz 9, deutlich hinter Schweden, auch hinter Österreich, Ungarn und Belgien", sagte Gauck.
In diesem Jahr sind bisher bereits mehr als 60.000 Flüchtlinge in Italien eingetroffen, die sich von Nordafrika aus per Schiff auf den Weg nach Europa gemacht haben. Allein am vergangenen Wochenende griff die italienische Marine 1.600 Flüchtlinge auf dem Mittelmeer auf. Auf einem Boot vor der Küste Siziliens entdeckte die Küstenwache die Leichen von 30 Menschen.
(nin/bor)