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Vorstandsgehälter
Sinkende Gewinne, steigende Bezüge

Durchschnittlich 5,1 Millionen Euro kassierten die Vorstandschefs der 30 Konzerne im Deutschen Aktienindex für das Geschäftsjahr 2013. Die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) hat eine Rangliste der Vorstandsgehälter vorgelegt. Die Unternehmensgewinne sind zwar gesunken, doch die Gehälter gestiegen.

Von Michael Braun |
    Der Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, Martin Winterkorn, bei der Jahreskonferenz am 13.3.2014 in Berlin.
    Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, Martin Winterkorn, führt die Rangliste der Gehälter, erhoben von DSW, an. (AFP - Johannes Eisele)
    Um Martin Winterkorn, den Vorstandsvorsitzenden von VW, bleibt es einsam in der Hitliste der Vorstandsgehälter. An seine 15 Millionen, die er voriges Jahr verdiente, kommt niemand ran. Die beiden SAP-Chefs folgten mit 8,7 Millionen Euro. Im guten Vier-Millionen-Bereich liegen die Chefs von ThyssenKrupp, Bayer, RWE und Munich Re. Mit weniger als zwei Millionen Euro gingen voriges Jahr die Vorstandsvorsitzenden von Lufthansa, Infineon und Commerzbank nach Hause. Diese Rangliste ist seit einiger Zeit recht stabil. Bewegung findet sich aber im gesamten Gehaltsniveau. Die Bezüge sind im Schnitt um vier Prozent gestiegen. Das klinge moderat, sagt Professor Gunther Friedl von der TU München:
    "Aber man muss auch sehen, dass die Gehälter der Durchschnittsbeschäftigten nur um 1,4 Prozent gestiegen sind. Die Schere geht also weiter auseinander."
    Gehaltszettel der DAX- und M-DAX-Vorstände
    Friedl hat die Gehaltszettel der DAX- und M-DAX-Vorstände im Auftrag der Aktionärsvereinigung DSW untersucht. Dabei hat er auch Gewinnentwicklung der Unternehmen und Gehaltsentwicklung der Chefs verglichen.
    "Auch da gibt es tatsächlich ein Auseinanderklaffen. Die Gewinne sind im vergangenen Jahr leicht gesunken. Dagegen sind die Bezüge gestiegen. Auch da muss man sich fragen, ob Bezüge tatsächlich leistungsorientiert sind".
    Ein typischer Vorstand erhält etwa ein Drittel seiner Bezüge als festes Gehalt, ein Drittel als variablen Bonus und ein Drittel in Aktien. Doch das Verhältnis ist nicht in Stein gemeißelt. Die Vorstellung, die erfolgsabhängigen Gehaltsanteile sänken, wenn der Gewinn sinkt, ist statistisch eben keine Wirklichkeit. Die Vorstände scheinen im Gespräch mit ihren Aufsichtsräten Wege zu finden, dass die Gehälter sinkenden Gewinnen nicht nach unten folgen, hat Betriebswirt Friedl herausgefunden:
    "Was man beobachten kann, ist, dass die Fixgehälter dann teilweise ansteigen, wenn die Gewinne sinken, um den Verlust der Boni letztendlich auszugleichen."
    "Grundsätzlich ist das natürlich nicht im Interesse der Aktionäre", sagt Ulrich Hocker der Präsident der DSW. Grundsätzlich sollten Vorstände gut verdienen, wenn es dem Unternehmen gut gehe, und weniger, wenn die Gewinne fielen. Hocker hat beobachtet, wenn der Gesetzgeber regelnd und dämpfend eingreife, komme oft das Gegenteil heraus:
    "Wenn der Gesetzgeber immer weiter aktiv wird und immer neue Forderungen an die Gehälter der Unternehmen stellt, wie zum Beispiel der mittelfristige Boni, langfristige Boni etc., führt das immer dazu, dass diese Boni zusätzlich eingeführt werden. Und dann sind die Herren Vorstände natürlich so gute Verhandler, dass das meist dann noch oben on top drauf kommt."
    Alle Macht über die Vorstandsvergütung den Aktionären zu geben, sei, so Hocker, auch keine Lösung. Denn die meisten Aktien deutscher Unternehmen lägen bei institutionellen Investoren im Ausland. Und dort, vor allem in England und der Schweiz, sei man noch großzügiger als hier.
    Altersvorsorge der Vorstände
    Großzügig wirkt angesichts der Debatte um die Rente mit 63 auch die Altersvorsorge der Vorstände. Im Schnitt kommen die Vorstandsvorsitzenden auf Pensionszusagen von 659.000 Euro pro Jahr. Und dies bei einem Eintrittsalter von im Schnitt 62 Jahren. Viele können schon mit 60 gehen, einige mit 55, nur wenige mit 65 Jahren.

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