Vortrag
Doch kein ganz normales Leben?

Zwischen den Polen der Totalitarismus-Forschung einerseits und den oft eher verharmlosenden Unterhaltungsdarstellungen andererseits scheint es nicht ganz so einfach, ein ambivalenteres, graueres, komplexeres Bild der DDR zu malen. Dieser Vortrag plädiert aber dafür – und besonders für ein Bild, das den NS-Hintergrund mit in den Blick nimmt.

Vortrag von Mary Fulbrook |
// Samstag, 16. März, 11.30 Uhr, Konferenzraum 1
Wie sollte man das Leben in der DDR am besten schildern und was für Themen betonen? Stasi, Mauer, Stacheldraht – oder aber billige Mieten, sichere Arbeitsplätze, subventionierte Lebensmittel und flächendeckende Kinderhorte? Was für Akteure sollten im Drama der geschichtlichen Darstellungen eine prominente Rolle finden: Böse Machthaber, mutige Oppositionelle, angstvolle Unterdrückte; oder eigensinnige Staatsbürger, die sich ein akzeptables Leben machen wollen; oder sogar nur "kleine Leute", die sich um nichts Weiteres als ihr tägliches Brot, ihre Wohnung und ihre Freizeit kümmern?
Mary Fulbrook studierte in Cambridge und Harvard, und ist seit 1995 Professorin für Deutsche Geschichte am University College London. Sie ist "Fellow of the British Academy" (FBA), und renommierte Autorin von zahlreichen Büchern, u. A.: Ein ganz normales Leben. Alltag und Gesellschaft in der DDR (Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft und Primus Verlag, 2008); Eine kleine Stadt bei Auschwitz. Gewöhnliche Nazis und der Holocaust (Essen: Klartext, 2015); und Erfahrung, Erinnerung, Geschichtsschreibung. Neue Perspektiven auf die deutschen Diktaturen (Wallstein Verlag, 2016). Ihr neuestes Buch ist Reckonings: Legacies of Nazi Persecution and the Quest for Justice (OUP, 2018).