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Vorurteil über eine angeblich düstere Epoche
Keine flache Erde im Mittelalter

Die Erde galt einst als Scheibe, über die sich eine Art Käseglocke stülpt, an der die Sterne befestigt sind. Menschen hatten bei weiten Reisen Angst, vom Rand der Scheibe zu fallen. Die Geschichte, dass diese Weltsicht im Mittelalter vorherrschend war, ist jedoch blanker Unfug.

Von Dirk Lorenzen |
Die Erde, aufgenommen von Meteosat-9 file_source: Eumetsat
Dass die Erde eine Kugel ist und keine Scheibe, ist schon seit mehr als zwei Jahrtausenden bekannt. (Eumetsat)
Auch im Mittelalter war klar, dass die Erde eine Kugel ist. Schon einige Jahrhunderte vor Christi Geburt hatten die Gelehrten viele Hinwiese auf eine kugelförmige Gestalt der Erde: Bei Mondfinsternissen wirft die Erde stets einen runden Schatten auf die Mondscheibe. Segeln Schiffe aufs offene Meer, verschwindet erst der Rumpf unter dem Horizont, dann das Segel. Und bei Reisen nach Süden tauchen neue Sternbilder auf, die weiter im Norden nicht zu sehen sind.
Die Erdkugel über der Mondlandschaft, aufgenommen von der japanischen Kaguya-Sonde
Die Erdkugel über der Mondlandschaft, aufgenommen von der japanischen Kaguya-Sonde (JAXA / DLR)
Im 3. Jahrhundert vor Christus hat der griechische Gelehrte Eratosthenes den Erdumfang auf ein paar Prozent genau berechnet. Erst im 19. Jahrhundert tauchten dann die Behauptungen zum düsteren und dummen Mittelalter auf – dabei wurde dieser Epoche die Vorstellung einer flachen Erde zugeschrieben. Offenbar diente dies nur der eigenen Überhöhung. Denn mit den Fakten hat es nichts zu tun. Es gibt zahlreiche Schriften – unter anderem aus dem 11. Jahrhundert aus Skandinavien –, in denen klar von einer Erdkugel die Rede ist.
Ein düsteres Mittelalter gab es in der Himmelsforschung nicht. Wenn heute noch immer ein paar wenige Menschen die Fakten ignorieren und sich auf einer flachen Erde wähnen, dann gehen sie geistig nicht zurück ins Mittelalter, sondern etwa bis in die Steinzeit.