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Vorurteile gegenüber Deutschen
"Das Klima ist jetzt vergiftet"

Durch die Griechenlandkrise ist wieder das Bild vom hässlichen Deutschen entstanden. Harmlose Vorurteile seien eine Sache, bedenklich werde es allerdings, wenn Politiker sich solche Vorurteile zu eigen machten, sagte "FAZ"-Herausgeber Jürgen Kaube im DLF. Eine Rückkehr zur nüchternen Kommunikation sei deshalb besonders wichtig.

Jürgen Kaube im Gespräch mit Michael Köhler |
    Diese Karikatur von Wolfgang Schäuble ist in der griechischen Syriza-Parteizeitung erschienen. Der Text lautet: "Die Verhandlung hat begonnen: Wir bestehen darauf, Seife aus eurem Fett zu machen... wir diskutieren nur über Düngemittel aus eurer Asche."
    Diese Karikatur von Wolfgang Schäuble ist in der griechischen Syriza-Parteizeitung erschienen. Der Text lautet: "Die Verhandlung hat begonnen: Wir bestehen darauf, Seife aus eurem Fett zu machen... wir diskutieren nur über Düngemittel aus eurer Asche." (picture-alliance / dpa/Tassos Anastasiou/I Avgi)
    Kaube sagte weiter, dass das Bild der Deutschen generell schwanke. Erst seien die Deutschen Vorzeige-Europäer, wenn man Umfragen aus Großbritannien und den USA anschaue. Auf der anderen Seite würden man den Deutschen unterstellen, dass sie ein "Viertes Reich in Europa" etablieren wollten.
    Die Deutschen seien "immer unter-rhetorisch". Möglicherweise liege das am politischen Personal, der Wirtschaftselite. Diese bekämen während ihrer Ausbildung nicht "eine Art Schliff wie es in Frankreich oder England der Fall ist", begründete er diese Einstellung.
    Definition der Leitkultur scheitert in Deutschland
    "Das Bild der Deutschen schwankt bei den Deutschen selbst," räumte er ein. So wolle man ein Bildungssystem wie in Finnland und einen Lebensstil wie in Italien. Das selbstbestimmte Eigenbild schwanke schon lange. Das zeige sich auch darin, dass man zur politischen Einheit sehr lange gebraucht habe. Man stehe zwischen den Polen Willensmensch und ewiger Zögerer. "Die Leitkultur zu definieren, das ist ja bisher immer gescheitert".

    Das gesamte Gespräch können Sie noch mindestens sechs Monate in unserem Audio-Archiv nachhören.