Ex-Präsident Nicolas Sarkozy und Alain Juppé, Bürgermeister von Bordeaux und ehemaliger Ministerpräsident – das sind die beiden Favoriten der Konservativen in Frankreich für das Amt des Präsidenten. Die beiden bewerben sich für die Vorwahlen, so wie sechs weitere Kandidaten. Darunter nur eine Frau: die 43-Jahre alte Natalie Kosciusko-Morizet. Um bei diesen Vorwahlen kandidieren zu dürfen, musste sie unter anderem die Unterschriften von 2.500 konservativen Parteimitgliedern und 20 Parlamentsmitgliedern einsammeln.
"Ich kämpfe, aber es ist nicht leicht. Bei diesen Vorwahlen gibt es ein Problem, vonseiten der Parteiführung – die hätte nämlich gerne, dass man unter sich bleibt."
Immer wieder dieselben Köpfe
Dabei wird es in Frankreich durchaus kritisch gesehen, dass es immer wieder dieselben Köpfe sind, die sich für die höchsten Ämter bewerben. Deshalb sind diese Vorwahlen überhaupt anberaumt worden, nämlich um für frischen Wind zu sorgen. Und um allen Bürgern die Chance zu geben, mitzusprechen.
"Die Vorwahl wurde als offene Vorwahl angekündigt und das ist ja eine Chance! Denn auf diese Weise kann man Millionen Franzosen einladen, wählen zu gehen! Alle Franzosen können wählen gehen. Aber die Franzosen wissen das kaum und die Partei tut nichts dafür, dass es bekannter wird. Fast ist es, als wollte man das verschweigen. Vielleicht ist das ein Kalkül, vielleicht sagen da welche – je weniger Wähler, desto besser für mich. Aber wenn zu wenige Franzosen wählen gehen, dann wird der Kandidat, der diese Vorwahlen gewinnt, nur wenig Rückhalt haben!"
Natalie Kosciusko-Morizet war Umweltministerin, sie war Vizepräsidentin der UMP, aus der später die Partei Les Républicains, also die Republikaner wurden – aber dass sie diese Vorwahlen im November gewinnt, das ist so gut wie ausgeschlossen. Und es ist wohl ebenso ausgeschlossen für die Kandidaten Bruno Le Maire, den Ex-Ministerpräsidenten Francois Fillon, für Hervé Mariton, Jean-Francois Copé und Jean-Frederic Poisson. Dann also Nicolas Sarkozy?
Viele Franzosen vertrauen nicht in den Ex-Präsidenten
In Umfragen haben drei von vier Franzosen angegeben, dass sie den Ex-Präsidenten nicht für vertrauenswürdig halten und nicht für fähig, seine Wahlversprechen einzulösen. Nein, unter den wahlberechtigten Franzosen – und es wird erwartet, dass etwa drei Millionen von ihnen wählen gehen werden - gilt Alain Juppé als Favorit. Er ist 71 und bekleidet seit vier Jahrzehnten hohe Ämter in der französischen Politik. Seit 1995 ist er mit einer kurzen Unterbrechung Bürgermeister von Bordeaux.
In nationalen Fragen vertritt er durchaus unpopuläre Positionen, wie etwa den Willen, den Staatsapparat zurückzubauen. Er will eine pro-europäische Kampagne führen und gibt sich bei alledem immer freundlich, entspannt und unaufdringlich. Auch vor den Vorwahlen hat er sich besonders für einen guten Umgang untereinander stark gemacht. Auf die Frage des französischen Fernsehsenders BFM, ob er Sarkozy unterstützen würde, wenn der gewinnt, sagt Juppé:
"Ja natürlich! Ich bin gegen persönliche Attacken. Ich trete an, um gegen die Sozialisten und gegen den Front National zu kämpfen. Dessen Programm wäre ein Desaster für Frankreich. Dann setze ich mich ein für eine transparente Wahl und hoffe doch, dass jeder der Kandidaten eben den unterstützen wird, der dann gewinnt! Übrigens stelle ich mir die Frage gar nicht, denn ich werde die Wahl gewinnen!"
Nicolas Sarkozy möchte Wähler am rechten Rand für sich gewinnen
Alain Juppé ist also optimistisch. Doch fragt man wiederum die 250.000 Partei-Mitglieder der Republikaner, dann liegt hier Nicolas Sarkozy klar vorn. Er hat also Chancen und macht seinerseits – Vorwahlen hin oder her - längst mit äußerst markigen Wahlkampf-Sprüchen von sich reden. Im Fokus für ihn in dieser Woche – zum Beispiel das Thema Identität:
"Welcher Nationalität eure Eltern auch angehören, junge Franzosen, in dem Moment, in dem ihr Franzosen werdet, sind eure Ahnen die Gallier!"
Sarkozy möchte mit solchen Aussagen mit Blick auf die Präsidentschaft die französischen Wähler am rechten Rand für sich gewinnen. Ob er auch die Wähler bei den Vorwahlen so für sich gewinnen kann – und überhaupt zum Kandidaten der Konservativen gewählt wird – das wird man im November sehen.