Es ist das bislang größte Datenleck - die Football Leaks. Mehr als 70 Millionen Dokumente aus dem Profi-Fußball. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hat sie bekommen, und mit dem NDR und dem europäischen Recherchenetzwerk "EIC" geteilt. In den Daten fanden die Journalisten auch brisante Inhalte zu FIFA-Präsident Gianni Infantino.
Es ist das Jahr 2014. Gianni Infantino ist noch Generalssekretär des Europäischen Fußballunion UEFA und hat sich einer heiklen Aufgabe angenommen:
Die Scheichklubs Paris Saint Germain und Manchester City haben massiv gegen die Financial Fairplay Regeln der UEFA verstoßen – das hat die eigene Finanzkontrollkammer ermittelt. Doch die beiden Klubs sind Infantino offenbar zu wichtig, als dass sie von der Champions League ausgeschlossen werden können. Er schreibt PSG: "Ich bin optimistisch, dass wir eine Lösung finden."
"Weil es die gar nicht interessiert."
Viele geheime Treffen und Gespräche später gibt es sie. Obwohl die Eigentümer aus Katar und den Vereinigte Arabischen Emiraten ihre Klubs in Europa illegal mit Geld überschüttet haben, gibt es nur geringe Strafen. Andere, kleinere Klubs werden ausgeschlossen.
Christian Heidel, Sportvorstand von Champions League Teilnehmer Schalke 04 macht das wütend: "Das ist ein Witz . Man bekommt sie nur, wenn man ihnen etwas wegnimmt. Wegnehmen ist: Ehre, Ruhm, ist Champions League. Aber jemandem zu sagen, der auf Miliarden sitzt, du bekommst mal 50 oder 60 Millionen Euro Geldstrafe. Also, ich glaub die waren einen saufen anschließend, weil es die gar nicht interessiert."
Am Ende werden 20 Millionen Euro Strafe übrig bleiben. Gianni Infantino hat sein Ziel erreicht. Der Chef der Kontrollkammer tritt zurück. Zwei Jahre später hält Infantino seine Bewerbungsrede auf dem FIFA Kongress:
"Und wir werden das Image der FIFA und den Respekt der FIFA wiederherstellen. Und jeder auf der Welt wird uns applaudieren und euch allen Beifall klatschen. Für das, was wir in Zukunft bei der FIFA machen werden.
Mit dem Versprechen noch mehr FIFA-Geld an die Verbände zu verteilen wird er gewählt. Viele denken, schlimmer, als mit Vorgänger Sepp Blatter könne es ja gar nicht werden. Es dauert nicht lang, bis auch Infantinos Mitarbeitern beim Weltverband Zweifel kommen: So sagt ein FIFA-Insider:
"Die FIFA ist wie ein Öltanker, bis man merkt, dass er in die falsche Richtung läuft, das dauert. Jetzt aber, nach zwei Jahren Infantino, ploppt es überall hoch. Die ganze Ausrichtung für eine neue FIFA, die Gianni Infantino versprochen hat, geht nicht auf."
"Er denkt, mehr Geld ist immer gut"
Der FIFA-Präsident setzt sich laut den Football Leaks-Dokumenten über viele Regeln hinweg, die sein System stören. In den Ethikcode der FIFA hat er sich nachweislich eingemischt. Die Investoren für ein neues FIFA-Projekt verheimlicht er.
"Er denkt, mehr Geld ist immer gut", sagt der Insider. Um ihn herum habe er Leute installiert, die ihn nicht effektiv kontrollieren können. Vielmehr kontrolliere er jeden wichtigen Vorgang.
In einem Jahr will Infantino wiedergewählt werden. Fragt sich, wie weit er das Vertrauen im Fußball verspielt hat. Für Christian Heidel, Manager auf Schalke, ist schon jetzt klar: "Wenn er gegen Regeln verstoßen hat, dann ist er nicht mehr mein Präsident. Das geht nicht, weil die Clubs alle gleich behandelt werden müssen."
Der Applaus, den Infantino seinen FIFA-Freunden versprochen hatte könnte also eher mau ausfallen.
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