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Vorwürfe gegen Intendant Klaus Dörr
#MeToo an der Berliner Volksbühne

In Berlin haben mehrere Frauen Beschwerde gegen den Volksbühne-Intendanten Klaus Dörr eingereicht. Es gehe um Machtmissbrauch und sexualisierte Übergriffe, sagte die taz-Journalistin Viktoria Morasch, die zu den Hintergründen recherchiert hat, im Dlf.

Viktoria Morasch im Gespräch mit Antje Allroggen |
Klaus Dörr, Intendant der Volksbühne Berlin, stehtam 27.02.2019 vor dem Gebäude des Theaters am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin.
Klaus Dörr. (picture alliance / dpa-Zentralbild / Jens Kalaene)
Die Frauen werfen Klaus Dörr vor, seine Macht als Theaterintendant missbraucht zu haben, sagte Viktoria Morasch im Dlf. Es gehe um übergriffiges Verhalten "im Sinne von Blicken, Sprüchen, spätabendliche SMS, in denen Berufliches und Privates vermischt wurde", so Morasch, "einfach ein Umfeld, in dem die Frauen nicht mehr arbeiten konnten."
Problematisches Frauenbild
Die Journalistin beobachtet an der Berliner Volksbühne und generell im Theaterbetrieb ein ziemlich problematisches Frauenbild: Die "sexuelle Aufladung junger Frauen" und als Kehrseite die Unsichtbarkeit älterer Frauen: "Für Dörr gehören alte Frauen letztlich weg", zitierte Morasch eine Mitarbeiterin der Volksbühne.
Ein strukturelles Problem sei auch die Organisation von Theatern, weil die Macht in der Intendanz extrem konzentriert sei. Durch prekäre und befristete Arbeitsverhältnisse sei die Abhängigkeit sehr groß: "So ergeben sich Arbeitsbeziehungen, die sich leicht missbrauchen lassen", so Morasch.
Feminismus als Marketing-Tool
Ihre Recherchen legten nahe, dass Klaus Dörr an der Volksbühne Feminismus als "Marketing-Tool" eigensetzt haben könnte, das dem eigenen Machterhalt diene und letztlich die vorhandenen patriarchalen Strukturen stärke.
Zur Beschwerde der Frauen bei der Themis, der Vertrauensstelle der Berliner Senatsverwaltung gegen sexuelle Belästigung und Gewalt, habe es Anfang des Monats eine Anhörung Dörrs gegeben. Die Senatsverwaltung habe nun mitgeteilt, dass die Auswertung dieser Anhörung noch nicht abgeschlossen sei. "Von daher", so Viktoria Morasch, "hoffe ich, dass das nicht in einem großen Schweigen endet."