Es ist ein detaillierter, 37 Seiten starker Abschlussbericht, der – um es vorweg zu nehmen – aber nicht abschließend aufklären kann. Dies sei darin begründet, dass nicht alle, die man gerne befragt hätte, tatsächlich Auskunft gegeben hätten.
Ausziehen als Strafe
Nachzulesen ist, dass es im Training wohl schon mal den Klaps auf den Po gab, hier mal eine Umarmung, dort mal anzügliche Bemerkungen, auch von gewisser Distanzlosigkeit des Trainers ist in Äußerungen von Sportlerinnen die Rede. Darüber hinaus wird über eine Fecht-Lektion berichtet, bei der die Athletin für jeden Fehler ein Kleidungsstück ablegen musste. Von sexualisierter Gewalt will der Leiter der Untersuchungskommission, Sebastian Warken, aber nicht sprechen. Weil er dies nicht bewerten wolle, das sei Aufgabe des Fechtclubs und des deutschen Fechterbundes:
"Was ist zulässiges Verhalten und was ist nicht zulässiges Verhalten? Dort wo sich Verhalten im Bereich der Grenzverletzung bewegt, mag der eine diese als störend empfinden, empfindet der andere diese beispielsweise Berührungen an der Schulter oder der Hüfte sogar als motivierend oder tröstend. Es geht darum zu definieren, wie jemand der dies störend empfindet, dies abstellen kann, ohne Nachteile zu haben."
Klare Verhaltensregeln, unabhängige Anlaufstellen
Einen Sechs-Punkte-Plan hat die Kommission heute vorgelegt, der dem Fechtclub und dem Fechterbund unter anderem klare Verhaltensregeln und unabhängige Anlaufstellen für Sportlerinnen und Sportler empfiehlt. Lothar Derr, Vorstandsmitglied des FC Tauberbischofsheim, versichert: "Da sind wir auch wild entschlossen, dass sich solche Dinge nicht mehr zutragen dürfen und können. Wir arbeiten intensiv daran, solche Dinge zukünftig abzustellen."
Ungeklärt bleibt weiterhin der schwerwiegendste Vorwurf, der einen langjährigen, inzwischen vom Landessportverband fristlos gekündigten Trainer am Tauberbischofsheimer Fechtzentrum schwer belastet. Er soll 2003 eine damals 17-jährige Athletin in deren Hotelzimmer sexuell belästigt haben. Die Sportlerin habe, trotz mehrfacher Versuche seitens der Kommission, nicht für ein Gespräch zur Verfügung gestanden. Mit Spannungen erwartet wird deren Aussage nächste Woche, wenn sich der geschasste Trainer und der Landessportverband in einer Berufungsverhandlung vor dem Landesarbeitsgericht in Stuttgart gegenüberstehen. Im übrigen habe der LSV die Fragen der Untersuchungskommission bis heute nicht beantwortet, hieß es am Dienstag.
Nicht alle arbeiten an der Aufklärung mit
Dieses Verhalten stößt auf Verwunderung bei Fechtclub-Vorstand Lothar Derr. "Ich bin überrascht, dass Hauptzeugen oder Mittragende an diesem Umstand sich der Aussage verweigern, mit Gründen, die für mich nicht nachvollziehbar sind. Auch dass der LSV nicht an einer Aufklärung mitgearbeitet hat."
Im Raum stand auch der Vorwurf, Verantwortliche im Fechtzentrum - explizit der Olympiastützpunktleiter – sei Hinweisen auf Trainer-Fehlverhalten nicht nachgegangen. Dazu heißt es ganz klar im Bericht: Dafür haben wir keine Anhaltspunkte. Fechtclub und auch der deutsche Fechterbund blicken jetzt nach vorne.
Der Sechs-Punkte Plan soll, so der Leiter der Untersuchungskommission Sebastian Warken, Leitfaden für den Fechtsport sein. "In unserem Bereich ist sichergestellt, dass die Würde, die körperliche Integrität, die seelische Integrität und die sexuelle Integrität von Sportlerinnen und Sportlern gewahrt ist."