Frankreich
Vorwurf sexueller Gewalt: Filmregisseure Jacquot und Doillon in Polizeigewahrsam

In Frankreich sind die Filmregisseure Benoît Jacquot und Jacques Doillon wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung und des sexuellen Missbrauchs in Polizeigewahrsam genommen worden. Unter anderem die Schauspielerin Judith Godrèche gibt an, Jacquot habe sie als Minderjährige vergewaltigt.

01.07.2024
    Der französische Regisseur Jacques Doillon kommt zur Befragung ins Polizeipräsidium in Paris.
    Der französische Regisseur Jacques Doillon kommt zur Befragung ins Polizeipräsidium in Paris. Danach wurde er in Gewahrsam genommen. (AFP / GUILLAUME DAUDIN)
    Die beiden Regisseure weisen die Vorwürfe zurück. Laut Nachrichtenagentur AFP wurden sie in Begleitung ihrer Anwältinnen von der Kriminalpolizei in Paris befragt. Jacquot "kann sich endlich vor der Justiz erklären", sagte seine Anwältin Minkowski und kritisierte, dass der Regisseur für eine Anhörung in Gewahrsam genommen worden sei. Doillons Anwältin Dosé erklärte, eine Gewahrsamnahme "36 Jahre" nach den von Godrèche vorgebrachten Ereignissen sei durch nichts zu rechtfertigen.
    Die Schauspielerin und Regisseurin Judith Godrèche wirft Jacquot vor, er habe sie als Minderjährige vergewaltigt. Während einer Beziehung, die sie mit 14 Jahren mit dem damals 40-Jährigen einging, soll er einen schädlichen Einfluss auf sie gehabt zu haben. Dem Regisseur Doillon wirft sie vor, sie bei Dreharbeiten zu einem seiner Filme sexuell missbraucht zu haben.
    Auch die Schauspielerin Isild Le Besco wirft Jacquot vor, sie während einer Beziehung zwischen 1998 und 2007 vergewaltigt zu haben. Die Beziehung begann, als sie 16 war und er 52. Die 34-jährige Schauspielerin Julia Roy hat ebenfalls Klage gegen Jacquot wegen sexueller Gewalt eingereicht. Diese fand nach Angaben aus informierten Kreisen "in einem Umfeld von Gewalt und Gewissenszwängen statt, das mehrere Jahre anhielt".

    Godrèche prangert Missstände im Film-Milieu an

    Godrèche zählt in Frankreich zu einer der wichtigsten Vertreterinnen der MeToo-Bewegung. Sie hatte bereits bei der Verleihung der César-Filmpreise eine Aufsehen erregende Rede zu dem Thema gehalten. Darin prangerte sie "das Ausmaß an Straflosigkeit, Leugnen und Privilegiertheit" im Film-Milieu an.
    Die MeToo-Bewegung ist in Frankreich wieder aufgeflammt, seit sich Vorwürfe gegen den Schauspielstar Gérard Depardieu mehren. Depardieu wurde in mehreren Fällen der Vergewaltigung oder sexueller Übergriffe angezeigt. Der 75-Jährige weist die Anschuldigungen zurück.
    Diese Nachricht wurde am 01.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.