Monika Seynsche: Seit mehr als einer Woche gibt es in Indonesien immer wieder Ausbrüche des Vulkans Merapi. Zehntausende Menschen mussten die Region mittlerweile verlassen, über 100 Menschen sind durch den Vulkanausbruch gestorben. Außerdem stößt der Vulkan Asche aus, in einer Region, die häufig überflogen wird. Beobachtet wird dieser Luftraum vom Überwachungszentrum für Vulkanasche im australischen Darwin. Dort arbeitet Andrew Tupper. Ihn habe ich vor der Sendung gefragt, inwieweit der Ausbruch des Merapi den Flugverkehr beeinträchtigt.
Andrew Tupper: Die Eruptionswolken steigen sehr hoch, etwa 10 bis 15 Kilometer und die Asche verteilt sich sehr weiträumig um den Vulkan. Sie beeinträchtigt den Flugverkehr allerdings nicht so stark wie es im Frühjahr in Europa der Fall war. Denn die großen Flughäfen der Region sind nicht alle gleichzeitig betroffen. Die Flugzeuge können also um die betroffenen Gebiete herumfliegen, wenn sie nicht gerade direkt nach Jogjakarta müssen, wo der Vulkan ist.
Seynsche: Weil die Aschewolke sich nicht so stark ausgedehnt hat wie in Europa?
Tupper: Das Problem in Europa war: Es war eine sehr weit verbreitete Wolke aus besonders feiner Asche, die sich auch noch lange über den großen Flughäfen hielt, wie Heathrow, Berlin und so weiter. Hier dagegen verteilt sich die Wolke nach Westen oder Osten und bleibt nicht im Luftraum über den großen Flughäfen wie Jakarta oder Singapur hängen.
Seynsche: Wenn Sie sich die Eruption des Merapi anschauen, würden Sie sagen, dass ist einer der für den Flugverkehr problematischsten Vulkane der Erde?
Tupper: Der Merapi ist ein sehr gefährlicher Vulkan, besonders natürlich für die Menschen am Boden. Viele sind beim jetzigen Ausbruch gestorben. Und der Merapi ist einer der aktivsten Vulkane der Region. Jeder große Vulkanausbruch aber ist ein Problem für den Luftverkehr, besonders dann wenn bei der Eruption viel feine Asche in die Atmosphäre geschleudert wird, wie es in Island der Fall war. Der für den Flugverkehr problematischste Vulkanausbruch in der Geschichte war der Pinatubo 1991. Da bekamen über 20 Flugzeuge Probleme mit der Aschewolke. Allerdings starben bei dem Ausbruch auch mehr als 1000 Menschen am Boden, man muss das also im Verhältnis sehen. Aber prinzipiell gilt: je größer die Aschewolke, je weiter sie sich ausbreitet, desto größer das Problem für den Flugverkehr.
Seynsche: Welches sind Ihrer Ansicht nach weltweit die problematischsten Regionen, wenn es um die Beeinträchtigung des Flugverkehrs durch Vulkanasche geht?
Tupper: Überall rund um den Pazifischen Feuerring ist die Situation problematisch, denn dort haben wir fast ständig Vulkanausbrüche, gleichzeitig ein hohes Flugaufkommen und damit immer wieder Probleme mit Vulkanasche. Dann gibt es natürlich auch noch die europäischen und afrikanischen Vulkane, generell also die Regionen an den Grenzen der Kontinentalplatten.
Seynsche: Können Sie sagen, wie groß dieses Problem für den Flugverkehr ist? Sind es fünf Flugzeuge, die pro Jahr umgeleitet werden müssen um einer Aschewolke auszuweichen oder sind es 5000?
Tupper: Es ist bekannt dass Luftverkehrsunternehmen viele Millionen Dollar im Jahr ausgeben, um vulkanisch aktive Zonen zu umfliegen. In Island hatten wir im Frühjahr den bislang extremsten Fall, der ja auch eine Diskussion angestoßen hat zur Frage, wie vorsichtig wir sein müssen. Fakt ist: Vulkanasche ist sehr gefährlich und es ist sehr schlecht, da durchzufliegen. Selbst wenn die Konzentration relativ gering ist, kann es immer noch zu Triebwerksschäden kommen. Seit dem isländischen Ausbruch gab es daher einen sehr intensiven globalen Prozess um diese Probleme besser in den Griff zu bekommen. Zusammenfassend würde ich sagen: Vulkanasche beeinträchtigt den Flugverkehr, wie jedes Wetterextrem auch, es ist nicht die einzige Gefahr mit dem Flugzeuge klarkommen müssen. Positiv ist, dass bislang niemand gestorben ist und es auch immer seltener zu Zwischenfällen mit Vulkanasche kommt, seit es ein weltweites Warnsystem gibt.
Seynsche: Sie haben gerade erwähnt, dass viel getan wurde seit dem Ausbruch in Island. Damals wurde ja über gefährliche und möglicherweise ungefährliche Aschekonzentrationen geredet. Gibt es jetzt konkrete Zahlen, so dass man sagen kann: bis zu dieser Grenze ist ein Durchfliegen der Aschewolke ungefährlich, oberhalb dieser Konzentration sollte man es besser bleiben lassen?
Tupper: Es gab schon vor dem Ausbruch in Island eine heftige Kontroverse darüber, ob man Aschewolken grundsätzlich umfliegen oder verbindliche Konzentrationsgrenzen festlegen sollte. Die zivile Luftfahrtorganisation hat immer wieder konkrete Aussagen von der Luftfahrtindustrie dazu verlangt. Während des isländischen Ausbruchs dann kursierten plötzlich praktisch aus dem Nichts gegriffene Zahlen und jetzt sind wir dabei zu untersuchen ob diese Grenzwerte richtig sind, ob sie höher oder niedriger sein sollten. Ich würde sagen, wir haben die Antwort noch nicht gefunden. Das ist zurzeit Gegenstand eines sehr gründlichen wissenschaftlichen Prozesses.
Seynsche: Wie funktioniert denn dieser wissenschaftliche Prozess? Sie können ja schließlich nicht einfach mit einem Flugzeug durch die Wolke fliegen und schauen ob es beschädigt wird und herunterfällt, oder?
Tupper: Nein, das war immer schon unser Problem, dass wir Flugzeuge nicht direkt in die Wolke schicken können um zu schauen was passiert. Wenn ein Flugzeug aus Versehen in eine Aschewolke hineingerät, analysieren wir es natürlich nachher so genau wie möglich. Aber eigentlich versuchen wir ja solche Zusammenstöße zu verhindern. Aber während des Vulkanausbruchs in Island sind sehr viele wissenschaftliche Daten gesammelt worden. Gleichzeitig versuchen wir die Aschemengen, die bei einem Vulkanausbruch in die Atmosphäre gelangen, so genau wie möglich zu bestimmen, so dass wir zumindest sagen können, das ist eine dünne, eine mittlere oder eine sehr dichte Aschewolke. Das ist wirklich harte Arbeit, denn Sie können nicht nur nicht durch die Wolke durchfliegen, Sie können sich auch nicht einfach an den Vulkankrater setzen und die Aschekonzentrationen messen. So funktionieren Vulkane nicht. Aber wir können das Problem von verschiedenen Seiten angehen.
Seynsche: Wenn Sie eine Kristallkugel hätten um in die Zukunft zu schauen: Was, meinen Sie, sind die Vulkane, die in Zukunft Probleme bereiten könnten? Ich weiß, das ist eine schwierige Frage.
Tupper: Die gefährlichsten Vulkane sind vermutlich die, von denen wir noch nie gehört haben. Ich vermute, so ging es den meisten Menschen mit dem Vulkan in Island. Denn je länger die Vulkane ruhen, desto explosiver sind die Eruptionen oft. Es gibt Vulkane, die jeden Tag ausbrechen und das seit Jahren, zum Beispiel einen Vulkan in Java, der seit 1967 ausbricht. Aber wenn die letzte Eruption sehr lange zurück liegt, dann fangen wir an uns Sorgen zu machen. Ich würde also sagen, die Vulkane, um die wir uns die größten Sorgen machen sollten, sind die von denen wir nie gehört haben, die vielleicht nicht überwacht werden, nicht beobachtet werden. Wir müssen versuchen, solche Löcher in unserem Warnsystem zu schließen.
Andrew Tupper: Die Eruptionswolken steigen sehr hoch, etwa 10 bis 15 Kilometer und die Asche verteilt sich sehr weiträumig um den Vulkan. Sie beeinträchtigt den Flugverkehr allerdings nicht so stark wie es im Frühjahr in Europa der Fall war. Denn die großen Flughäfen der Region sind nicht alle gleichzeitig betroffen. Die Flugzeuge können also um die betroffenen Gebiete herumfliegen, wenn sie nicht gerade direkt nach Jogjakarta müssen, wo der Vulkan ist.
Seynsche: Weil die Aschewolke sich nicht so stark ausgedehnt hat wie in Europa?
Tupper: Das Problem in Europa war: Es war eine sehr weit verbreitete Wolke aus besonders feiner Asche, die sich auch noch lange über den großen Flughäfen hielt, wie Heathrow, Berlin und so weiter. Hier dagegen verteilt sich die Wolke nach Westen oder Osten und bleibt nicht im Luftraum über den großen Flughäfen wie Jakarta oder Singapur hängen.
Seynsche: Wenn Sie sich die Eruption des Merapi anschauen, würden Sie sagen, dass ist einer der für den Flugverkehr problematischsten Vulkane der Erde?
Tupper: Der Merapi ist ein sehr gefährlicher Vulkan, besonders natürlich für die Menschen am Boden. Viele sind beim jetzigen Ausbruch gestorben. Und der Merapi ist einer der aktivsten Vulkane der Region. Jeder große Vulkanausbruch aber ist ein Problem für den Luftverkehr, besonders dann wenn bei der Eruption viel feine Asche in die Atmosphäre geschleudert wird, wie es in Island der Fall war. Der für den Flugverkehr problematischste Vulkanausbruch in der Geschichte war der Pinatubo 1991. Da bekamen über 20 Flugzeuge Probleme mit der Aschewolke. Allerdings starben bei dem Ausbruch auch mehr als 1000 Menschen am Boden, man muss das also im Verhältnis sehen. Aber prinzipiell gilt: je größer die Aschewolke, je weiter sie sich ausbreitet, desto größer das Problem für den Flugverkehr.
Seynsche: Welches sind Ihrer Ansicht nach weltweit die problematischsten Regionen, wenn es um die Beeinträchtigung des Flugverkehrs durch Vulkanasche geht?
Tupper: Überall rund um den Pazifischen Feuerring ist die Situation problematisch, denn dort haben wir fast ständig Vulkanausbrüche, gleichzeitig ein hohes Flugaufkommen und damit immer wieder Probleme mit Vulkanasche. Dann gibt es natürlich auch noch die europäischen und afrikanischen Vulkane, generell also die Regionen an den Grenzen der Kontinentalplatten.
Seynsche: Können Sie sagen, wie groß dieses Problem für den Flugverkehr ist? Sind es fünf Flugzeuge, die pro Jahr umgeleitet werden müssen um einer Aschewolke auszuweichen oder sind es 5000?
Tupper: Es ist bekannt dass Luftverkehrsunternehmen viele Millionen Dollar im Jahr ausgeben, um vulkanisch aktive Zonen zu umfliegen. In Island hatten wir im Frühjahr den bislang extremsten Fall, der ja auch eine Diskussion angestoßen hat zur Frage, wie vorsichtig wir sein müssen. Fakt ist: Vulkanasche ist sehr gefährlich und es ist sehr schlecht, da durchzufliegen. Selbst wenn die Konzentration relativ gering ist, kann es immer noch zu Triebwerksschäden kommen. Seit dem isländischen Ausbruch gab es daher einen sehr intensiven globalen Prozess um diese Probleme besser in den Griff zu bekommen. Zusammenfassend würde ich sagen: Vulkanasche beeinträchtigt den Flugverkehr, wie jedes Wetterextrem auch, es ist nicht die einzige Gefahr mit dem Flugzeuge klarkommen müssen. Positiv ist, dass bislang niemand gestorben ist und es auch immer seltener zu Zwischenfällen mit Vulkanasche kommt, seit es ein weltweites Warnsystem gibt.
Seynsche: Sie haben gerade erwähnt, dass viel getan wurde seit dem Ausbruch in Island. Damals wurde ja über gefährliche und möglicherweise ungefährliche Aschekonzentrationen geredet. Gibt es jetzt konkrete Zahlen, so dass man sagen kann: bis zu dieser Grenze ist ein Durchfliegen der Aschewolke ungefährlich, oberhalb dieser Konzentration sollte man es besser bleiben lassen?
Tupper: Es gab schon vor dem Ausbruch in Island eine heftige Kontroverse darüber, ob man Aschewolken grundsätzlich umfliegen oder verbindliche Konzentrationsgrenzen festlegen sollte. Die zivile Luftfahrtorganisation hat immer wieder konkrete Aussagen von der Luftfahrtindustrie dazu verlangt. Während des isländischen Ausbruchs dann kursierten plötzlich praktisch aus dem Nichts gegriffene Zahlen und jetzt sind wir dabei zu untersuchen ob diese Grenzwerte richtig sind, ob sie höher oder niedriger sein sollten. Ich würde sagen, wir haben die Antwort noch nicht gefunden. Das ist zurzeit Gegenstand eines sehr gründlichen wissenschaftlichen Prozesses.
Seynsche: Wie funktioniert denn dieser wissenschaftliche Prozess? Sie können ja schließlich nicht einfach mit einem Flugzeug durch die Wolke fliegen und schauen ob es beschädigt wird und herunterfällt, oder?
Tupper: Nein, das war immer schon unser Problem, dass wir Flugzeuge nicht direkt in die Wolke schicken können um zu schauen was passiert. Wenn ein Flugzeug aus Versehen in eine Aschewolke hineingerät, analysieren wir es natürlich nachher so genau wie möglich. Aber eigentlich versuchen wir ja solche Zusammenstöße zu verhindern. Aber während des Vulkanausbruchs in Island sind sehr viele wissenschaftliche Daten gesammelt worden. Gleichzeitig versuchen wir die Aschemengen, die bei einem Vulkanausbruch in die Atmosphäre gelangen, so genau wie möglich zu bestimmen, so dass wir zumindest sagen können, das ist eine dünne, eine mittlere oder eine sehr dichte Aschewolke. Das ist wirklich harte Arbeit, denn Sie können nicht nur nicht durch die Wolke durchfliegen, Sie können sich auch nicht einfach an den Vulkankrater setzen und die Aschekonzentrationen messen. So funktionieren Vulkane nicht. Aber wir können das Problem von verschiedenen Seiten angehen.
Seynsche: Wenn Sie eine Kristallkugel hätten um in die Zukunft zu schauen: Was, meinen Sie, sind die Vulkane, die in Zukunft Probleme bereiten könnten? Ich weiß, das ist eine schwierige Frage.
Tupper: Die gefährlichsten Vulkane sind vermutlich die, von denen wir noch nie gehört haben. Ich vermute, so ging es den meisten Menschen mit dem Vulkan in Island. Denn je länger die Vulkane ruhen, desto explosiver sind die Eruptionen oft. Es gibt Vulkane, die jeden Tag ausbrechen und das seit Jahren, zum Beispiel einen Vulkan in Java, der seit 1967 ausbricht. Aber wenn die letzte Eruption sehr lange zurück liegt, dann fangen wir an uns Sorgen zu machen. Ich würde also sagen, die Vulkane, um die wir uns die größten Sorgen machen sollten, sind die von denen wir nie gehört haben, die vielleicht nicht überwacht werden, nicht beobachtet werden. Wir müssen versuchen, solche Löcher in unserem Warnsystem zu schließen.