Studie
Vulkanausbrüche auf Island könnten noch Jahrzehnte dauern

Der Südwesten Islands wird von zahlreichen Vulkanausbrüchen heimgesucht. Forscher vermuten, dass die jüngsten Lavaströme erst der Anfang einer lang anhaltenden Serie sein könnten.

27.06.2024
    Auf diesem vom Iceland Civil Defense via AP veröffentlichten Foto treten Lava und Rauch aus dem Vulkan in Grindavik aus.
    Vulkanausbruch auf Island (Birn Oddsson / Iceland Civil Defen / Birn Oddsson)
    Einer Studie zufolge könnten die jüngsten Vulkanausbrüche auf Island noch Jahrzehnte andauern. Die am dichtesten besiedelte Region des Landes sei dadurch möglicherweise noch lange bedroht, heißt es in der Untersuchung, die im Fachblatt "Terra Nova" veröffentlicht wurde. 
    Im Jahr 2021 begann die Ausbruchsserie auf der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten der Insel. Diese liegt nur rund 55 Kilometer von der Hauptstadt Reykjavik entfernt. Allein seit Dezember vergangenen Jahres kam es zu fünf größeren Vulkanausbrüchen. Dabei strömte Lava aus länglichen Rissen in der Erde hervor. Einige Häuser wurden dabei von der Lava erfasst.
    In der betroffenen Region lebt ein Großteil der Bevölkerung der Nordatlantik-Insel. Außerdem liegen dort der einzige internationale Flughafen und mehrere geothermische Kraftwerke, die Warmwasser und Strom für das Land liefern. Zuletzt sei die Halbinsel vor knapp 800 Jahren vulkanisch inaktiv gewesen, heißt es in der Studie.

    Forschende vermuten zusammenhängendes unterirdisches Magma-System

    Für ihre Untersuchung haben die Forschenden Erdbebendaten der vergangenen drei Jahre ausgewertet und Lava-Proben von mehreren Orten genommen. Sie verglichen das flüssige Gestein, das an verschiedenen Orten aus der Erde strömte, in Bezug auf die chemischen und physikalischen Eigenschaften. So wollten sie herausfinden, ob es von der gleichen Magma-Kammer im Untergrund stammt oder von verschiedenen Kammern. 
    Tatsächlich handelt es sich den Untersuchungen zufolge um Magma mit ähnlichen petrografischen Eigenschaften. Das lasse auf ein zusammenhängendes unterirdisches Magma-System schließen, schreiben die Forschenden. Zusammen mit den seismischen Daten kommen sie zu dem Schluss, dass es sich um eine moderat große Magma-Ansammlung in einer Tiefe von etwa neun bis elf Kilometern handele, die sich über eine Breite von zehn Kilometern erstrecke. Herausgebildet habe sie sich zwischen den Jahren 2002 und 2020.
    Das Forschungsteam kommt zu dem Schluss, dass die aktuelle Ausbruchsserie der Beginn einer langen Episode sein könnte. Aber wie lange die Serie wirklich dauert, können sie nicht vorhersagen.
    Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, also der tektonischen Plattengrenze, an der sich die nordamerikanische und die eurasische Platte auseinanderschieben. In Island kommt es deswegen häufig zu Vulkanausbrüchen.
    Diese Nachricht wurde am 27.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.