VW-Vorstandschef Matthias Müller hat eine grundlegende Neuausrichtung des Konzerns versprochen, mit der er künftig Skandale wie die Abgas-Affäre verhindern will. "Wir werden es nicht zulassen, dass uns diese Krise lähmt. Wir nutzen sie als Katalysator für den Wandel, den Volkswagen braucht", sagte Müller in Wolfsburg. In erster Linie gehe es darum, Strukturen und Denkweisen zu verändern.
Offen diskutieren, enger zusammenarbeiten
VW soll nach den Vorstellungen von Müller zu einem dezentral organisierten Konzern mit strikteren Testprozessen werden. Die Marken und Regionen bekämen mehr Spielraum, die Konzernzentrale werde sich auf Steuerung, Strategie und Synergien konzentrieren. Man wolle offener diskutieren, enger zusammenarbeiten und Fehler zulassen. "Wir brauchen keine Ja-Sager, sondern Manager und Techniker, die mit guten Argumenten für ihre Überzeugungen und ihre Projekte kämpfen - die unternehmerisch denken und agieren."
450 Experten klären die Affäre auf
Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch ging konkret auf den weltweiten Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Diesel-Fahrzeugen ein und betonte: "Wir halten es für wahrscheinlich, dass nur eine überschaubare Zahl an Mitarbeitern aktiv zu den Manipulationen beigetragen hat." Inzwischen habe man über 1.500 elektronische Datenträger von Beschäftigten eingesammelt, um Hinweise auf den Ursprung der Affäre zu finden. Rund 450 Experten arbeiteten an der Aufklärung der Affäre. "Alles kommt auf den Tisch, nichts wird unter den Teppich gekehrt", hob Pötsch hervor. Als Ziel gab er aus, bis zur Hauptversammlung am 21. April 2016 einen vollständigen Überblick über die Ergebnisse zu liefern.
Europas größter Autobauer hatte im September eingeräumt, mittels einer Software, den Ausstoß von Stickoxid-Abgasen in elf Millionen Dieselmotoren geschönt zu haben. VW hat für die Bewältigung der daraus entstandenen Krise bisher Rücklagen von 6,7 Milliarden Euro gebildet.
(fg/dk)