
Der Rechercheverbund aus NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" beruft sich auf Ermittlungsergebnisse des FBI. Demnach haben zwei Kronzeugen ausgesagt, dass sie schon 2012 und 2014 mit Bernd Gottweis, einem engen Vertrauten des Vorstandschefs, über eine illegale Software gesprochen hätten. Auch der spätere VW-Markenvorstand Heinz-Jakob Neußer sei im Juli 2012 darüber informiert worden, dass Volkswagen in den USA die strengen Grenzwerte für Stickoxide nur auf dem Prüfstand einhalte.
VW-Ingenieure belasten Winterkorn
Bei den Kronzeugen soll es sich um Ingenieure aus der Diesel-Entwicklung handeln, die selbst an den Manipulationen mitgewirkt haben. Einer von ihnen habe erklärt, er sei davon ausgegangen, dass der Winterkorn-Vertraute den Vorstandschef informieren werde. Im Frühjahr 2014 soll Gottweis gesagt haben: "Ich muss mit dem Chef sprechen." Schriftlich hat er den Berichten zufolge aber nur eine vieldeutige Notiz verfasst, die Winterkorn kaum belasten dürfte.

Die US-Justiz hat Gottweis, Neußer und vier weitere VW-Manager angeklagt. Der Vorwurf: Sie hätten darauf gedrängt, alles geheim zu halten. Auch Volkswagen hat diesen Vorwurf in seinem Vergleich über Strafzahlungen in Milliardenhöhe ausdrücklich bestätigt. Seinen damaligen Vorstandschef nimmt der Konzern dagegen weiterhin in Schutz. Der Grund dafür ist vermutlich eine Klage von VW-Aktionären, wegen der Kursverluste in Folge der Abgasaffäre. Sie werfen dem Konzern vor, sie nicht rechtzeitig informiert zu haben und verlangen knapp zehn Milliarden Euro Schadenersatz. Sollte Winterkorn wirklich früher davon gewusst haben, hätte er die Aktionäre auch früher informieren müssen.
Untersuchungsausschuss hat Winterkorn als Zeuge geladen
Nach offizieller Darstellung von VW hat Winterkorn erst im Spätsommer 2015 von den Manipulationen erfahren. Als die Vorwürfe im Sepember 2015 ans Licht kamen, musste er sein Amt niederlegen. Nächste Woche soll Winterkorn vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages erstmals öffentlich zur Abgasaffäre aussagen. Winterkorn hat allerdings das Recht zu schweigen, weil die Braunschweiger Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt.
(mw/ach)