Der Ton zwischen Aktionären, VW-Vorstand und Aufsichtsrat hat sich gegenüber dem Vorjahr deutlich entspannt, obwohl viele Fragen offen sind und die Dieselaffäre weiterhin den Konzern massiv belastet. VW-Vorstandsvorsitzender Matthias Müllers Bilanz fällt dennoch positiv aus: rund 18 Monate nach Bekanntwerden des Betrugs seien weltweit fast die Hälfte der betroffenen elf Millionen Diesel umgerüstet, das erste Quartal falle mit 3,4 Milliarden Gewinn wieder klar positiv aus. Und: Allein in diesem Jahr will VW mit seinen zwölf Marken 60 neue Modelle präsentieren.
"Der Konzern hat in den vergangenen fünf Jahren rund drei Milliarden in alternative Antriebstechnologien investiert. In den nächsten fünf Jahren werden wir diese Summe verdreifachen und dafür rund neun Milliarden in die Hand nehmen."
VW will außerdem Weltmarktführer für die neue Mobilität werden.
"Und bis 2025 kommen dann mehr als 30 zusätzliche, rein batterie-elektrisch betriebene Fahrzeuge hinzu."
"Trend zu immer größeren Fahrzeugen leider ungebrochen"
In der Schauhalle ist dagegen kein reines E-Auto zu sehen. Das einzige Modell mit einem "e" im Namen ist eine Hybrid-Version des Porsche Panamera. BUND-Verkehrsexperte und Sprecher der Vereinigung kritischer Aktionäre Jens Hilgenberg hält die Versprechungen zum Wandel daher für wenig glaubwürdig:
"Dieser Trend zu immer größeren und immer schwereren Fahrzeugen mit immer größeren Motorleistungen ist leider ungebrochen."
Außerdem stießen auch die umgersteten und die aktuellen Diesel von VW auf Jahre hinaus viel mehr Dreck aus, als versprochen:
"Wir brauchen kleinere und sparsamere Fahrzeuge, die am besten auch noch emissionsfrei sind zum unsere Klimaziele zu erreichen. Da ist der Diesel ein schlechter Weg."
Nicht nur zur Strategie, sondern auch zur Aufarbeitung gibt es weiterhin Fragen, wie sie diese Aktionäre formulieren:
"Wie es weitergeht, wer persönlich dafür haftet. Der Weg ist eingeschlagen, die Konsequenzen sehe ich noch nicht / Wie reagiert VW auf neue Konkurrenten wie Google..."
"Wir sind unzufrieden informiert worden"
Unter den Kritikern meldet sich auch Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz zu Wort. VW solle endlich den Prüfbericht der Kanzlei Jones-Day veröffentlichen.
"Es ist nichts offengelegt worden, die Schutzvereinigung hat deswegen eine Sonderprüfung beantragt, wir sind unzufrieden bisher informiert worden."
Aufsichtsratschef Hans-Dieter Pötsch erklärte, warum diese Veröffentlichung nicht möglich sei:
"Einen schriftlichen Abschlussbericht von Jones Day gibt es nicht, ich bitte um Verständnis dafür, dass VW aus rechtlichen Gründen daran gehindert ist, einen solchen Bericht zu veröffentlichen."
Auch von Belegschaftsseite wird Kritik laut. Myriam Gärtner, VW-Mitarbeiterin und zugleich Vorstandsmitglied der Umweltgewerkschaft, kritisiert die Konzernspitze mit Blick auf die Situation in den VW-Werken.
"Es wird an den Bändern unheimlich scharf gestellt, wir haben mehr Takt, weniger Leute und durch die Entlassungen, die jetzt kommen, werden die, die bleiben, deutlich mehr belastet."
Auch die neue Vergütungsregelung und die Bonizahlungen z.B. Vorstandsmitglied Christine Hohmann-Dennhardt oder den früheren Vorsitzenden Martin Winterkorn werden ein Thema sein.