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VW-Lastwagensparte Traton
Börsengang im zweiten Anlauf

Eigentlich wollte VW seine Lkw-Sparte schon vor Ostern an die Börse bringen. Aber das Marktumfeld war schlecht und so wurde der Börsengang von Traton verschoben. Nun kam der Börsengang in abgespeckter Form, doch die Begeisterung hielt sich in Grenzen.

Von Brigitte Scholtes |
Andreas Renschler (M), Vorstandsvorsitzender der Traton SE lächelt beim Börsengang des Unternehmens, während Hans Dieter Pötsch, Vorsitzender des Aufsichtsrats die obligatorische Glocke läutet.
Traton-Vorstandsvorsitzender Renschler, VW-Aufsichtsratschef Pötsch (r.): Börsengang im zweiten Anlauf (picture alliance/Boris Roessler/dpa)
Die Erleichterung war Traton-Chef Andreas Renschler anzumerken: Mit dem Läuten der Börsenglocke wollte er gar nicht mehr aufhören, auch wenn der erste Kurs wie auch der Ausgabepreis mit 27 Euro am unteren Rand der Emissionsspanne lagen - und der Kurs danach leicht abbröckelte. Er sei stolz, dass Traton diesen Schritt geschafft habe, sagte er:
"Das war eine ausgezeichnete Teamleistung von allen. Insofern sind wir sehr zufrieden, dass es uns gelungen ist, in einem solchen nicht ganz stabilen Marktumfeld einen Börsengang geschafft zu haben, einmal in Stockholm und einmal in Frankfurt."
Die Traton-Mutter Volkswagen freut sich
Die Aktie ist an beiden Börsenplätzen gelistet, weil zu Traton ja neben MAN auch die schwedische Scania gehört. Die Traton-Mutter Volkswagen freut sich ebenfalls, auch wenn sie - statt der ursprünglich avisierten 25 Prozent - nun maximal 11,5 Prozent an die Börse gebracht hat. Denn der Emissionserlös von gut 1,5 Milliarden Euro bessert nun die Kasse bei Volkswagen auf und bringt Spielraum, sagt dessen Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch:
"Das Funding sozusagen der strategischen Projekte, da gehört natürlich Elektromobilität, Digitalisierung, autonomes Fahren und so weiter dazu."
Traton-Chef Renschler wiederum freut sich über die nun gewonnene finanzielle Flexibilität, die ihm strategische Freiheiten gibt:
"Wir brauchen die Flexibilität bei Traton, um unsere 'Global Champions'- Strategie weiter zu beschleunigen. Das heißt, wir haben dort die Flexibilität, uns beispielsweise im Kapitalmarkt zu refinanzieren. Das hilft natürlich."
Aufholpotenzial auf dem Weltmarkt
Denn Traton muss im Weltmarkt stärker werden, will es vor allem zu Daimler aufholen. Renschler verweist zwar auf die Kooperationen Tratons in den USA und China, doch das sei nicht genug, mahnt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach:
"Es ist absolut Aufholpotenzial da. Das weiß Renschler selber am besten, weil er ja die Nutzfahrzeugsparte von Daimler selber geleitet hat. Er weiß auch, dass man im globalen Maßstab aktiv sein muss, da spielt der US-amerikanische Markt eine gewichtige Rolle, längerfristig würde China natürlich noch eher interessant– aber das weist doch ein bisschen weiter in die Zukunft."
Gute Auftragslage - trotz Handelskonflikten
Große Herausforderungen sind aber im Nutzfahrzeugbereich auch die alternativen Antriebe. Hier könnte der Trend eher zur Brennstoffzelle gehen. Aber auch das autonome Fahren wird immer wichtiger. Denn an den laufenden LKW-Kosten hat der Treibstoff einen Anteil von 35 Prozent, die Fahrer aber kosten 30 Prozent - zumindest in den westlichen Industrieländern.
Das konjunkturelle Umfeld ist zwar derzeit unsicher, aber die Auftragsbücher sind für die nächsten sechs bis neun Monate bei Traton gut gefüllt. Weil die Märkte wegen der unterschiedlichen Anforderungen weitgehend regional bedient werden, wirkten sich die Handelskonflikte noch eher indirekt aus. Und außerdem, so lacht Renschler, müssten immer Waren transportiert werden.