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VW
Neue Klagen, alte Boni-Zusagen

Dieselgate-Affäre, ein Betriebsrat, der jahrelange Jobsicherheit fordert und die erste Klage eines US-Händlers: Für VW beginnt der Monat mit Hiobsbotschaften. Und die kommen auch vonseiten des Vorstandes. Denn der will trotz der Skandale nicht auf seine Bonuszahlungen verzichten.

Von Brigitte Scholtes |
    Der Schriftzug "Volkswagen" auf einem alten auch "Bulli"
    Ende des Monats legt VW seine Zahlen vor, dann wird sich zeigen wie sich die Affäre auswirkt. (picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte)
    Zur Abwechslung könnte VW wohl auch noch einmal gute Nachrichten gebrauchen. Doch weit gefehlt: Selbst die eigenen Leute halten nicht mehr still: Da wären zunächst die Vorstände. Die wollen angeblich trotz des Skandals nicht auf ihre Bonuszahlungen verzichten, allenfalls einer Kürzung zustimmen, meldet "Spiegel-Online".
    Dann der Betriebsrat. Der fordert mitten in der Diesel-Krise Verhandlungen über einen Zukunftspakt, mit festen Produkt- und Stückzahlen und Investitionszusagen für die nächsten Jahre, Zusagen also für jahrelange Jobsicherheit. Das will die Nachrichtenagentur dpa von Vertrauensleuten der IG Metall erfahren haben. Die Mitarbeiter befürchten aus nachvollziehbaren Gründen offenbar personelle Einschnitte als Folge der Probleme.
    Händler in den USA hat Klage eingereicht
    Schlechte Nachrichten aus Sicht des Vorstands auch aus den USA: Dort hat ein Händler schon Klage eingereicht und fordert Entschädigungen. Andere könnten folgen. Allmählich könnten die Belastungen etwas zu viel werden, fürchtet Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach:
    "Ich glaube, das ist schon ein Stück weit Überforderung durch eine Vielzahl von Einschlägen, die von verschiedener Seite kommt. Und man hat den Eindruck, dass man die Kuh in verschiedenen Regionen, bei verschiedenen technischen Lösungen, salopp formuliert, nicht so richtig vom Eis bekommt. Und das ist schon langsam dramatisch."
    Die Lösung für die Behebung der Abschalttechnik aber sei vordringlich, meint der Autoexperte: In den USA hat VW dazu jetzt nach einer Fristverlängerung bis zum 21. April Zeit. Aber auch in Deutschland ist das vordringlich. Denn die Prüfergebnisse des Kraftfahrtbundesamtes zeigen offenbar, dass nur VW Abgaswerte durch eine Abschalttechnik manipuliert hat, offiziell bestätigt ist das noch nicht. Stefan Bratzel:
    "Da hilft nichts: Da muss man jetzt auch in Deutschland eine technische Lösung hinbekommen, die dann eben vom Kraftfahrtbundesamt abgesegnet wurde, und dann kann man schrittweise die weiteren Probleme auch in Deutschland versuchen zu beseitigen."
    Ende des Monats legt VW seine Zahlen vor
    Spannend wird es zu sehen, wie sich die Affäre auf die Bilanz von VW auswirkt. Am 28. April legt der Autobauer seine Zahlen für 2015 vor, für das dritte Quartal hatte er wegen des Skandals schon Rückstellungen von 6,7 Milliarden Euro gebildet. Das dürfte aber wohl nicht reichen, vermutet Klaus Breitenbach, Analyst der Baader Bank:
    "Aufgrund der Rückstellung, die Audi gebildet hat für das Jahr 2015, von circa 230 Millionen, wenn man das umrechnet auf die rund elf Millionen Fahrzeuge, die weltweit betroffen sind von der VW Group, rechnen wir mit weiteren Rückstellungen in Höhe von circa 15 Milliarden."
    Volkswagen verfügt etwa über freie Mittel von 16 bis 17 Milliarden Euro. Insgesamt aber, so vermutet Breitenbach, dürfte sich der Schaden für den Wolfsburger Konzern auf etwa 38 Milliarden Euro belaufen.