"Dr. Axel Friedrich ist Fachmann für technische Chemie..."
Gestern war er das erste Mal im ZDF heute-journal. So viel Aufmerksamkeit wie in diesen Tagen hat Axel Friedrich noch nie bekommen für seine Sache. Seit 35 Jahren kämpft der Chemiker dafür, dass der Verkehr, speziell Autos sauberer werden. Er ist Überzeugungstäter, sagt am Telefon: "Ich will die Welt verbessern. Unseren Kindern ein besseres Leben ermöglichen." So hat er als Leiter der Verkehrsabteilung im Umweltbundesamt immer wieder die Einführung von Rußpartikelfiltern für PKW gefordert und sich damit vor rund zehn Jahren viele Feinde gemacht:
"Das ist Leben ist nun mal schwer. Die Kämpfe, die wir haben als Umweltbundesamt für die Interessen der Bürger, für die Umwelt, sind natürlich mit Kämpfen gegen die Interessen der Industrie verbunden. Aber bisher haben wir meistens ganz gut gewonnen."
Friedrich: Skandal größer als bisher bekannt
Die Partikelfilter kamen, aber Axel Friedrich sollte weg. Wegen seines Drängens auf Partikelfilter sollte Axel Friedrich unter dem damaligen Umweltminister Sigmar Gabriel auf eine Stelle ohne Einfluss abgeschoben werden. Das gelang nicht, doch Friedrich ging in Altersteilzeit, ließ sich 2008 vom Dienst freistellen. Heute ist der 67-Jährige im Ruhestand, aber von Ruhe keine Spur.
Friedrich berät nach eigenen Angaben Umweltorganisationen und asiatische Regierungen in Sachen Verkehrspolitik, formuliert Gesetze und Vorschriften. Der Abgas-Betrug von VW ist jedoch der größte Coup, an dem Friedrich beteiligt ist. Der von ihm mitgegründete "Internationale Rat für sauberen Verkehr" wollte eigentlich nur nachweisen: Autos in Deutschland können sauberer sein als sie es derzeit sind. Schaut in die USA, dort sind Grenzwerte viel strenger und deutsche Autos schaffen sie dennoch. So flog auf, dass VW betrügt, die Grenzwerte auf dem Prüfstand durch Softwaretricks zwar einhält, im wirklichen Leben aber um ein Vielfaches überschreitet. Der Skandal sei größer als bisher bekannt, sagt Friedrich:
"Das ist ein Problem, das alle Hersteller von Dieselfahrzeugen haben. Denn man muss mehr Aufwand treiben, um die Abgasemissionen von Dieselfahrzeugen zu reinigen. Und dann ist die Gefahr* sehr groß, dass man versucht, auf dem Prüfstand die Werte einzuhalten, aber nicht im realen Leben."
Dieser Versuchung scheint nicht nur VW erlegen: Der "Internationale Rat für sauberen Verkehr" hat die Abgaswerte der großen deutschen Hersteller untersucht. Ergebnis: Im Schnitt seien die Stickstoffwerte auf Straße sieben Mal höher als auf dem Prüfstand, sagt Axel Friedrich:
"Die Daten wurden hier genauso veröffentlicht wie in den USA, nur wurden keine Konsequenzen gezogen. Der Unterschied zu den USA liegt deswegen größer, weil die Grenzwerte schärfer sind, die Werte als solche absolut sind die gleichen. Das heißt, hier hätte genauso der deutsche Verkehrsminister und die anderen Verkehrsminister der EU Maßnahmen ergreifen können."
(* Anmerkung der Redaktion:Hier wurde ein Wort korrigiert, was versehentlich falsch transkribiert wurde).