Archiv


Wachstumschancen für deutsche Exporteure

Der BGA, der Bundesverband des deutschen Groß- und Außenhandels sowie für Dienstleistungen, ist ein Spitzenverband der Wirtschaft und vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von rund 120 000 Unternehmen in Deutschland. Auf dem Unternehmertag des BGA in Berlin herrschte aufgrund von guten Zahlen Zuversicht.

Von Andreas Baum |
    Die deutschen Exporteure verbreiten jede Menge Zuversicht: Die Zahlen sind gut wie nie zuvor, sagt der Präsident des Groß- und Außenhandelsverbandes, Anton Börner. Und weil Kaufleute sich nur selten selbst loben, muss an dieser Einschätzung etwas dran sein. Die deutsche Exportwirtschaft ist auf den Märkten der Welt gut aufgestellt, es gibt Wachstumschancen.

    Das hat einerseits mit der Konjunktur zu tun, aber auch mit den Rahmenbedingungen: Ein Land wie China muss hier niemand fürchten, sagt Börner, im Gegenteil: Deutschland segelt im Windschatten des asiatischen Aufschwungs. Dass dies so bleibt, ist auch Aufgabe der Politik, die Forderungen an sie haben sich nicht verändert.

    "Freier Markt, wenig Bürokratie, ein einfaches und leistungsförderndes Steuerrecht sowie einfach zugängliche Finanzierungsquellen, und, meine Damen und Herren, sozialer Friede."

    Nur wie der zu erreichen ist, da streiten die Geister auch auf dem Unternehmertag: Bundeswirtschaftsminister Phillip Rösler setzt auf einen schlanken Staat, auf Eigeninitiative, er verspricht einmal mehr, die Steuern zu senken. Das Betreuungsgeld ist für ihn noch nicht abgesegnet, – und Rösler will mehr: einen ausgeglichenen Bundeshaushalt, ohne neue Schulden, schon im Jahr 2014.

    "Angesichts der guten wirtschaftlichen Zahlen, angesichts der guten und hohen Steuereinnahmen und angesichts der niedrigen Zinsen ist dies doch der ideale Zeitpunkt auch mal an die schwarze Null im Bundeshaushalt zu denken."

    Ob die FDP den Bundeshaushalt des übernächsten Jahres noch mit verabschieden wird, ist zumindest fraglich. Rösler wünscht sich freie Märkte weltweit: Der Protektionismus nimmt rund um den Globus zu, und es wird Zeit, etwas dagegen zu unternehmen.

    "Wir sind die Einzigen, die noch für einen multilateralen Welthandelsansatz stehen. Die meisten anderen sind längst übergegangen zu bilateralen Ansätzen. Das kann nicht die dauerhafte Lösung sein. Da sucht sich jeder nur seine Rosinen raus, und das Grundprinzip offene Märkte, freier Handel, wird damit konterkariert. Deswegen sollten wir gemeinsam weiterhin auch für einen multilateralen Ansatz gemeinsam einstehen."

    Vor allem darf im Welthandel Gleiches nicht mit Gleichem vergolten werden: Handelsschranken will er auch nicht dulden, wenn sie gegenseitig aufgebaut werden. Deutschland steht da wie Alice im Wunderland, so beschreibt der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück die Lage, Grund ist vor allem die industrielle Basis – und die braucht gut ausgebildete, motivierte und bezahlte Fachkräfte.

    "Was die Spaltung des Arbeitsmarktes betrifft, werde ich anstrengend. Ja, ich glaube, dass flächendeckend gesetzliche Mindestlöhne richtig sind. Ich glaube, dass der Missbrauch von Leiharbeit begrenzt werden muss. Ich glaube, dass es eine gleiche Bezahlung von Frauen und Männern für die gleiche Tätigkeit geben muss. Ich glaube, dass es faire Löhne für gute Arbeit geben muss, die mindestens den Produktivitätsfortschritt und einen Inflationsausgleich widerspiegeln."

    Und Steinbrück glaubt, dass es richtig ist, große Vermögen anders zu besteuern. Wie genau, ließ er noch offen.