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Wackelt die E-Plus-Übernahme?

Mit der Übernahme von E-Plus will O2 zur neuen Nummer eins werden. Vodafone hingegen setzt auf das Festnetz und will den Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland schlucken. Während die eine Vodafone-Übernahme wohl vom Kartellamt ohne große Auflagen genehmigt wird, könnte O2 am Veto der Wettbewerbshüter scheitern.

Von Michael Braun | 21.08.2013
    Die einen strahlen, die anderen bangen noch. Gegen den Trend können Aktionäre von Kabel Deutschland Kursgewinne einfahren. Das Übernahmeangebot von Vodafone, einschließlich Schulden immerhin elf Milliarden Euro, juckt das Kartellamt wenig. Der "F.A.Z." sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt, die Gefahr größerer Wettbewerbsbeeinträchtigungen sehe er nicht. Bei der angekündigten Übernahme des Mobilfunkanbieters E-Plus durch den Mitbewerber O2 sei das anders. Ein solcher Zusammenschluss hätte "erhebliche Folgen für den Wettbewerb", sagte Mundt.

    Klar: Der Mobilfunkanbieter Vodafone und Kabel Deutschland sind auf unterschiedlichen, wenn auch verwandten Märkten tätig. O2 und E-Plus dagegen auf den gleichen. Hinzu kommt: E-plus hatte den Wettbewerb in der Vergangenheit häufig befeuert, weiß Ulrich Trabert, Telekomanalyst vom Bankhaus Metzler:

    "In der Vergangenheit hatte gerade E-Plus sehr häufig preisaggressive Angebote im Markt gemacht und die Wettbewerber natürlich auch gezwungen, darauf zu reagieren. Das könnte dann langfristig zumindest wegfallen."

    Keine gute Nachricht für Mobiltelefonierer und –surfer. Doch ob die Übernahmen von E-Plus durch O2 klappt, ist nicht sicher. Denn KPN, die Mutter von E-Plus, ist ja seit zwei Wochen selbst Ziel eines Übernahmeangebots. Der mexikanische Telekommilliardär Carlos Slim will seinen Anteil von 30 Prozent an KPN auf 100 Prozent aufstocken. Das Geld, gut sieben Milliarden Euro, habe er zusammen, meldete er heute. Was Slim zur vollständigen Übernahme von KPN treibt, ist nicht klar. Telekomexperte Frank Rothauge vermutet:

    "Er ist ja außerdem noch an der Telekom Austria beteiligt. Und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass in nicht allzu ferner Zukunft möglicherweise KPN und Telekom Austria näher zusammengeführt werden."

    Doch KPN hat offenbar den Verdacht, der Großaktionär Slim wolle den Verkauf von e-plus an O2 hintertreiben. Heute hat KPN einen Terminplan veröffentlicht, wonach die Aktionäre am 2. Oktober in Den Haag über den Verkauf von e-plus abstimmen sollen. Zugelassen sind nur Anteilseigner, die am 4. September KPN-Titel halten. Bis dahin kann Carlos Slim seine Kaufabsicht für alle KPN-Aktien vielleicht in ein konkretes Angebot gießen. Abschließen kann er es bis zu diesem Termin mit Sicherheit nicht.
    Dass ein Zusammenschluss von E-Plus und O2 sinnvoll ist, schließt Adrian Peel von Equinet unter anderem daraus:

    "Dass E-Plus bisher nicht für 800 Megahertz-Lizenzen geboten hatte, damals, 2010. Das bedeutet, dass O2 die besitzt und kann die quasi jetzt für die Kundengruppen von E-Plus auch mitbenutzen."

    Geld, neue Lizenzen für schnelle Mobilfunklizenzen zu kaufen, hat die hochverschuldete KPN nicht. Vielleicht will Carlos Slim auch nur den Preis für E-Plus ein wenig hochtreiben. Bislang verlangt KPN acht Milliarden Euro.