Vor drei Jahren enthüllten Medien und Whistleblower das russische Staatsdoping. Die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA wurde daraufhin von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA verbannt. Heute hat die WADA bei einer Sitzung auf den Seychellen entschieden, dass die RUSADA wieder zurückkehren darf.
Das WADA-Exekutivkomitee habe erklärt, dass man die RUSADA wieder als regelkonform mit dem WADA-Kodex erkläre, sagte Dlf-Redakteurin Victoria Reith. In einer Stellungnahme von WADA-Chef Craig Reedie habe es geheißen, dass die Entscheidung mit einem klaren Zeitplan verbunden sei, nach dem die WADA Zugang zum Moskauer Anti-Doping-Labor erhalten müsse und zu den Proben, die dort lagern. Der 30. Juni 2019 sei der Stichtag dafür.
Rehabilitiert sei die RUSADA allerdings jetzt schon, so Reith. Und das, obwohl sie die Kriterien der WADA de facto nicht erfülle - nämlich erstens die volle Anerkennung des McLaren Reports zum russischen Staatsdoping und zweitens der Zugang zum Moskauer Analyselabor und zu allen Daten und Proben dort.
WADA unter Druck
Es sei offensichtlich großer Druck auf die WADA ausgeübt worden, meint Reith - unter anderem vom Internationalen Olympischen Komitee, dem IOC. Die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag, habe sich heute folgendermaßen zur Causa geäußert: "Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass Thomas Bach mit aller Macht als IOC-Präsident daran arbeitet, Russland insgesamt in die sogenannte Familie des Sports zurückzuholen und dazu gehört dann eben auch die Anerkennung der russischen Anti-Doping-Agentur."
Kritik habe es auch von Linda Helleland, Vizepräsidentin der WADA sowie von Inaki Gomez von der Athletenkommission des Leichtathletik-Weltverbands gegeben. Laut Helleland werfe die Entscheidung einen Schatten auf die Glaubwürdigkeit der Anti-Doping-Bewegung. Gomez sagte, die Enttäuschung sei noch eine große Untertreibung und die Entscheidung der WADA schlecht für die Reputation des Sports allgemein.
In Russland herrsche hingegen Feierstimmung. Man wolle keine weiteren Skandale zulassen, habe RUSADA-Generaldirektor Juri Ganus gesagt. Mit der Entscheidung sei nun die Rükkehr der Russen in den Weltsport quasi besiegelt, sagt Reith. Zwar habe der Leichtathletik-Weltverband angekündigt, die Entscheidung noch einmal gesondert zu prüfen - für die anderen Sportler dürfte aber nun wieder grundsätzlich gelten, dass sie ohne große Vorabdiskussionen bei internationalen Wettkämpfen starten dürfen.