Chinas Anti-Doping-Agentur hatte die positiven Tests mit der Kontaminierung in einer Hotelküche mit dem verbotenen Herzmittel Trimetazidin (TMZ) erklärt. Die Entscheidung der WADA, diese Erklärung nicht anzufechten, sei nachvollziehbar gewesen, teilte der von der WADA ausgewählte Schweizer Jurist Eric Cottier mit. "Unter Berücksichtigung der Besonderheiten des Falls scheint die WADA in Übereinstimmung mit den Regeln gehandelt zu haben, die sie selbst für Antidoping-Organisationen festgelegt hat", schrieb Cottier.
Eine im April veröffentlichte gemeinsame Recherche der ARD-Dopingredaktion und der New York Times hatte die Glaubwürdigkeit von Chinas Anti-Doping-System und die Wächterfunktion der WADA infrage gestellt. Demnach wurden die betroffenen Schwimmer vor den Sommerspielen 2021 in Tokio positiv auf das verbotene Herzmittel getestet, allerdings nicht sanktioniert. Dies hatte international für scharfe Kritik gesorgt.
Untersuchung kritisiert fehlende Reaktion
Die Untersuchung Cottiers enthält Hinweise darauf, wie die WADA einige Verstöße Chinas gegen die Anti-Doping-Protokolle ignorierte. Cottier kommt zu dem Schluss, dass dies eher aus Pragmatismus geschah – und nicht, um China zu bevorzugen. Zugleich sei das Szenario der Kontamination nicht mit soliden Beweisen auszuschließen gewesen, auch wenn es daran erhebliche Zweifel gab.
Cottier kritisierte zudem: "Zumindest im Rückblick ist das Schweigen der Agentur angesichts eines Verfahrens, das die grundlegenden Regeln nicht respektiert, merkwürdig, und ihre fehlende Reaktion ist überraschend." Einer der wichtigsten Vorwürfe war, dass weder die WADA noch China eine öffentliche Bekanntmachung machten.
Kritik aus den USA
Das Dokument zeige "eindeutig, dass China die Regeln nicht befolgt hat und dass das WADA-Management nichts dagegen unternommen hat", sagte Travis Tygart, Geschäftsführer der US-Antidoping-Agentur. "Dieser Bericht bestätigt unsere Bedenken und wirft nur neue Fragen auf, die beantwortet werden müssen."
WADA-Generaldirektor Olivier Niggli verwies darauf, dass die WADA dem Bericht zufolge "keine Voreingenommenheit gegenüber China" gezeigt habe. "Aus dieser Situation können die WADA und andere jedoch sicherlich Lehren ziehen", sagte Niggli.